Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)
geschenkt haben, und er muss mir so viel bedeutet haben, dass ich ihn retten wollte. Nur für eine Sekunde blitzt eine Erinnerung auf, wie ich ihn in die Matratze stopfe, doch ich kann sie nicht festhalten. Ich fange an zu weinen. Ich drücke den Ring an meine Brust, klappe nach vorn, meine Wange liegt auf dem Gras.
Ich bin nicht vollständig. Mir fehlt ein riesiges Stück aus meinem Herzen, Erinnerungen an Dinge, die ich gesagt und getan haben muss, Dinge, die ich nicht zurückgewinnen kann. Aber ich will sie, ich will sie alle wiederhaben. Ich will wieder ich selbst sein.
»Sloane?« In James’ Stimme liegt Panik. Wasser tropft auf mich, bevor er sich neben mich ins Gras kniet. Er legt die Arme um mich, seine Haut ist so kalt an meiner.
»Dieser Ring«, sage ich und halte ihn ihm hin. »Woher hast du ihn?«
»Nachdem wir uns gestern Abend geschrieben hatten, bin ich zu Denny’s gegangen, um zu schmollen. Ich hab den Ring dann in einem Kaugummiautomaten entdeckt.« Er streckt die Hand aus und nimmt ihn mir weg, irgendwie besitzergreifend. »Ich hatte ein schlechtes Gewissen wegen all dem, was ich zu dir gesagt hatte, und als ich ihn sah … ich weiß nicht. Ich musste ihn einfach für dich haben.« Er mustert mich eindringlich. »Ist das albern?«
Ich schüttele den Kopf. »Nein. Du hast … ich glaube, du hast mir schon mal einen geschenkt. Einen anderen Ring.« Ich lächele, wische mir die Tränen weg. »Aber genauso kitschig.«
James zieht die Augenbrauen zusammen, während er nachdenkt, und blickt auf den Ring in seiner Hand. Dann nimmt er meinen Finger und streift mir den Ring über.
Wir sitzen beide da, blicken auf den Ring und versuchen zu entscheiden, ob er dorthin gehört. Als James und ich uns wieder ansehen, sind wir beide verwirrt, unfähig, uns daran zu erinnern, weshalb er für uns so wichtig ist.
»Darf ich etwas tun?«, fragt James, der immer noch meine Hand hält.
»Was denn?«
»Darf ich …« Er zögert. »Darf ich dich küssen, Sloane?«
Das hatte ich nicht zu hören erwartet. Ich antworte nicht gleich, und James lässt meine Hand los, rutscht näher an mich heran. Er beugt sich über mich, sein Gesicht ist meinem ganz nahe. Mein Herz rast, als ich seinen Blick erwidere. Er ist so schön.
»Bitte!«, flüstert er. »Ich wünsche es mir so sehr.«
Die Art, wie er mich ansieht, dringt mir bis ins Herz. »Ich weiß nicht«, erwidere ich, und meine Brust wird ganz eng. Dann überfluten mich meine Gefühle, und ich bin ganz schutzlos und verletzlich. James schaut mich ernst an, als ob ich ihn zurückweisen würde.
Doch dann lege ich meine Hand an seine Wange, die Hand mit dem Ring. »Einverstanden. Ja«, sage ich.
James lächelt, und dann neigt er sich noch näher zu mir, presst seine Lippen auf meine, drückt mich hinunter ins Gras, während er mich leidenschaftlich küsst. Seine Lippen sind heiß, und ich grabe meine Finger in seinen bloßen Rücken, erwidere seinen Kuss, als hätte ich James mein ganzes Leben lang vermisst. Wie er sich bewegt, wie er schmeckt – das alles ist so vertraut und dennoch … unbekannt.
Allmählich geht die Sonne unter, es wird noch kälter, doch das hält uns nicht auf. Jede Sekunde scheint eine Ewigkeit zu dauern und ist doch nicht lang genug. Und als wir schließlich völlig erschöpft sind, immer noch angezogen, bricht James laut lachend neben mir zusammen.
»Das ist das erste Mal in drei Monaten, dass ich überhaupt etwas empfunden habe«, sagt er.
»War es gut?«
»O ja. Gut und gut und gut.«
Ich gebe ihm einen Klaps. »Ich meinte deine Empfindungen. Waren sie gut?«
James bewegt sich, dreht sich so, dass ich unter ihm liege. Er bläst mir das Haar aus der Stirn. Er ist zärtlich und wehrlos, hat sich mir völlig geöffnet. Er ist nicht länger das Arschloch, für das ich ihn gehalten habe, nicht einmal annähernd. Was ich sehe, ist ein Mensch, der gebrochen ist und stark. Loyal und gestählt. Jemand, der mir bedingungslos zur Seite stehen will, genau wie ich ihm.
James lächelt, als er mit dem Finger die Linien meines Mundes nachzieht. »Ich glaube …« Er hält inne, sieht mir in die Augen, und sein Blick ist zwingend, lässt mich regungslos werden. »Ich glaube, ich liebe dich«, flüstert er. »Ist das verrückt?«
Seine Worte dringen tief in mein Herz, lassen den Schmerz in meiner Brust, der mich unablässig gequält hat, komplett verschwinden. Ich lecke mir über die Lippen und lächele: »Absolut verrückt!«
»Dann liebe ich
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