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Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)

Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)

Titel: Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Young
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erzählt hat.«
    Ich stütze die Ellbogen auf den Tisch und lege die Hände an die Stirn. Das ist eine Katastrophe. Eine riesige Katastrophe. Das ist genug, damit sie ihn wegholen. Garantiert.
    »Hat sie ihre Eltern gerufen?«
    »Nein«, antwortet Miller. »Sie hat nur gesagt, ich soll verschwinden. Obwohl ich versucht habe, ihr zu erklären, wer ich bin, hat sie gesagt, ich soll verschwinden.« Seine Stimme klingt flach. »Ich hab wohl gehofft, dass sie mich immer noch liebt, irgendwo tief drin in ihrem Inneren.« Er sieht mich an, sein Blick ist verschwommen. »Glaubst du, das ist so?«
    »Ja«, sage ich. »Das glaube ich. Mensch, Miller, du hättest festgenommen werden können. Weggeschickt. Und dann? Was soll ich denn ohne dich machen?«
    »Ich musste es versuchen. Du würdest James doch auch nicht einfach aufgeben.«
    Ich antworte nicht gleich, dann sage ich: »Nein, das würde ich nicht.«
    Er nickt, sieht aus, als tue es ihm leid, diesen Vergleich gezogen zu haben, und widmet sich wieder dem Notizblock.
    »Wirst du es noch mal probieren?«, will ich wissen.
    »Hat keinen Zweck«, entgegnet er. »Sie ist nicht mehr dieselbe wie früher. Ich glaube, sie würde sich auch nicht mehr in mich verlieben.«
    Ich blinzele heiße Tränen zurück. »Tut mir echt leid.«
    »Ich weiß. Ich muss halt in die Zukunft schauen, oder? Jedenfalls sagt mir das ständig meine Mom.«
    Millers Mutter hat Lacey nie sonderlich gut leiden können. Sie hat sich immer gewünscht, dass ihr Sohn mit jemand Fröhlicherem zusammen wäre. Aber in unserem Leben gibt es nicht mehr viel, worüber man sich freuen kann. Und die, die noch gute Laune zeigen, haben normalerweise »Das Programm« hinter sich.
    »Miller, du wirst doch nicht …«
    »Sloane Barstow?« Mr. Rocco ruft mich auf und bringt mich mit einem strengen Blick zum Schweigen.
    Miller hält den Kopf gesenkt, während er heimlich weiterkritzelt. Und ich bin erleichtert, dass er nichts Verrücktes mehr plant. Wir müssen nur irgendwie diese neueste Bedrohung überstehen, alle zusammen, dann überleben wir. Und vielleicht können wir Lacey in ein paar Monaten, wenn sie nicht länger unter Beobachtung steht, überreden, wieder mit uns zusammen abzuhängen.
    »James und ich verschwinden nach dem Lunch«, flüstere ich Miller zu, als ich sicher bin, dass unser Lehrer nicht mehr auf uns achtet. »Kommst du mit?«
    »Klar doch. Was glaubst du, weshalb ich hier bin? Zum Lernen?«
    Ich lächele. Zum ersten Mal an diesem Tag hört sich Miller wieder ganz wie er selbst an. Gerade, als ich James simsen will, dass Miller mitkommt, erkenne ich, was er da in seinen Notizblock zeichnet. Eine große schwarze Spirale, die sich über das ganze Blatt zieht.
    Ich tue so, als hätte ich nichts gesehen, und wende mich wieder nach vorn. Ich spüre, wie das Handy in meiner Hosentasche vibriert.
    Verstohlen ziehe ich es heraus und lese die Nachricht. LASS MILLER NICHT AUS DEN AUGEN, ES SIND MEHR BETREUER ALS SONST IN DER SCHULE.
    »Miller, James schreibt, hier treiben sich heute mehr Betreuer als normal herum«, erzähle ich ihm. »Meinst du, sie sind deinetwegen hier?«
    Miller leckt sich über die Unterlippe. Tut so, als müsse er nachdenken. Dann nickt er. »Könnte sein. Dann sollten wir vielleicht schon vor dem Lunch abhauen. Wir fahren zu mir nach Hause.«
    Ich stimme zu und bringe James auf den neuesten Stand, erleichtert, dass wir verschwinden werden. Das Letzte, was ich mit ansehen will, ist, dass ein Freund, mein bester Freund, weggeholt wird. Wieder einer.
    Ich sitze neben Miller auf der geblümten Couch, während James in der Küche den Kühlschrank inspiziert.
    Miller kaut an einem Nagel, und als er zum nächsten Finger wechselt, sehe ich, dass er all seine Nägel schmerzhaft kurz abgekaut und blutig gebissen hat. Ich schlage ihm die Hand weg, und er legt sie in seinen Schoß.
    »Ich hab sie heute auf dem Weg zur Schule gesehen«, sagt Miller und starrt durch das große Fenster, das sich uns gegenüber befindet, nach draußen.
    »Lacey?«
    »Ja. Ich bin an der Sumpter vorbeigefahren und hab sie auf dem Parkplatz gesehen. Sie unterhielt sich gerade mit Evan Freeman. Sie … sie hat gelacht.«
    Er beginnt wieder an den Nägeln zu kauen, und diesmal lasse ich ihn. Ich lege einfach nur meinen Kopf auf seine Schulter und schaue gemeinsam mit ihm nach draußen.
    In den ersten Monaten, wenn sie wieder zu Hause sind, ist es den Rückkehrern verboten, zu große Nähe zu anderen Leuten aufzubauen. Allerdings

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