Du. Wirst. Vergessen.: Roman (German Edition)
der Tag wäre endlich zu Ende.
James hat mich zum ersten Mal unten am Fluss geküsst. Mein Bruder hatte uns versetzt, um mit Dana, seiner Freundin, auszugehen, und James fragte mich, ob wir trotzdem fahren sollten. Obwohl ich nervös war, habe ich ihn begleitet. Zu dem Zeitpunkt war es fast drei Monate her, dass sich meine Gefühle für ihn regten, dass ich ihn auf eine andere Weise wahrnahm.
Ich saß auf meinem Handtuch und ließ Steine übers Wasser hüpfen, während James zu dem kleinen Bootsanleger hinausgeschwommen war und Rückwärtssaltos ins Wasser machte. Die Sonne glitzerte auf seiner Haut.
Als er zu mir zurückkam, zitterte er. »Wärme mich, Sloane«, neckte er mich und ließ sich auf meinem Handtuch nieder.
»Du bist nass«, erwiderte ich lachend und versuchte ihn wegzuschieben, als er sich auf mich warf. Sein Körper war ganz kalt.
»Jetzt bist du’s auch.« Er nahm den Saum meiner Bluse, um sich das Gesicht abzutrocknen, und ich kicherte, zog ihm die Bluse aus der Hand.
Ich lag auf dem Rücken, er war über mich gebeugt, stützte sich auf einen Ellbogen und grinste, als hätte er sie nicht mehr alle.
»Näher wirst du dem Schwimmenlernen wahrscheinlich nie kommen«, meinte er und schüttelte seine nassen Haare, sodass Wassertropfen auf mich herabregneten.
Abwehrend hielt ich meine Hand hoch, und als er aufhörte, verblasste auch sein Grinsen. Er musterte mich. Irgendwie neugierig.
»Was?«, fragte ich und zog die Augenbrauen zusammen.
»Würdest du mir erlauben, dich zu küssen?«
Mein ganzer Körper prickelte, und ich spürte, wie meine Wangen heiß wurden. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Also nickte ich einfach.
James grinste wieder, aber auch er war nervös. Er kam mir immer näher, hielt aber in genau dem Moment inne, als seine Lippen meine berührten.
Ich hatte Bammel vor dem, was gleich passieren würde. Mein erster Kuss.
»Wahrscheinlich ist das ein Riesenfehler«, murmelte er und wühlte seine Finger in mein Haar, legte seine Hand um meinen Nacken.
»Ich weiß.«
Und dann presste er seine Lippen auf meine, und sein Kuss war heiß und sanft zugleich.
Meine Arme schlangen sich um ihn, und ich zog ihn zu mir hinab.
Sein Kuss wurde leidenschaftlicher, seine Zunge berührte meine. Es war das erstaunlichste Gefühl auf der ganzen Welt, wie eine außerkörperliche Erfahrung. Wir küssten uns eine Ewigkeit. Na ja, bis die Sonne unterzugehen begann.
Als wir uns schließlich voneinander lösten, ließ sich James auf den Rücken fallen, starrte hinauf in den Himmel.
»Oh Mann, verdammt, Sloane.«
Ich lachte, berührte meine Lippen mit den Fingerspitzen. Sie fühlten sich geschwollen an, aber so lebendig. »Das hat Spaß gemacht«, stieß ich hervor.
James wandte sich zu mir und schaute mich an. »Du weißt, dass ich es nie mehr schaffen werde, dich nicht zu küssen, oder?«, sagte er. »Bis zum Ende meines Lebens, jedes Mal, wenn ich dich ansehe, werde ich dich küssen müssen.«
Ich lächelte. »Bis zum Ende unseres Lebens ist es noch lang hin, James. Ich bin sicher, es wird andere Lippen geben.« Kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen, hasste ich sie auch schon.
Doch James schüttelte nur bedächtig den Kopf. »Nein«, meinte er und rollte sich wieder zu mir herüber. »Dies sind die einzigen Lippen, die mir jemals etwas bedeuten werden.« Und dann küsste er mich erneut.
Vielleicht finde ich mich deshalb jetzt hier am Fluss wieder, sitze am Ufer und blicke auf das Wasser. James hatte jedes Wort so gemeint, wie er es gesagt hatte, doch jener Teil seines Lebens ist vergangen. Er ist jetzt ein anderer. Meine Lippen bedeuten ihm nichts mehr.
An jenem Tag hat James mich erobert. Besiegt. Ich hatte ihn vorher schon gemocht, doch nun war ich nicht mehr in der Lage, ihm aus dem Weg zu gehen. Wir verbrachten so viel Zeit wie möglich miteinander, auch wenn niemand davon wusste. Ich frage mich manchmal, ob sich alles ganz anders entwickelt hätte, hätten wir Brady eingeweiht. Aber dann frage ich mich auch, ob mein Bruder vielleicht für uns so lange durchgehalten hat, bis er sichergehen konnte, dass es uns gut ging.
Zwei Wochen nach dem Tod meines Bruders gestand mir James, dass er mich liebte. Versprach, dass er mich nie mehr verlassen würde. Dass er uns beide retten würde. Er versprach es.
Er hat es versprochen.
Meine Eltern erkundigen sich nach James, und ich erzähle ihnen, dass er großartig aussieht. Ich lächele. Ich sage im Scherz, dass er jetzt vielleicht sogar
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