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Dubliner (German Edition)

Dubliner (German Edition)

Titel: Dubliner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Joyce
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Weintrauben und geschälte Mandeln häuften; flankiert von einer Schale, auf der getrocknete Feigen aus Smyrna zu einem kompakten Karree angeordnet waren; eine Schüssel Englische Creme, die mit geriebener Muskatnuss bestreut war; eine kleine Schüssel, gefüllt mit Pralinen und anderen, in Gold- und Silberpapier gewickelten Süßigkeiten; und eine Glasvase, in der Selleriestengel standen. In der Mitte des Tisches hatten zu beiden Seiten einer Etagere, auf der sich Orangen und Äpfel aus Amerika zu einer Pyramide türmten, zwei bauchige altmodische Kristallkaraffen wie Ehrenwachen Posten gefasst, von denen die eine Portwein und die andere dunklen Sherry enthielt. Auf dem zugeklappten Tafelklavier lag auf einer riesigen gelben Schale ein Pudding in Wartestellung, und dahinter hatten drei Einheiten von Flaschen – Stout, Ale und Mineralwasser – Aufstellung genommen, je nach der Farbe ihrer Uniform geordnet: die beiden Ersteren schwarz mit braunen und roten Etiketten, die dritte und kleinste Einheit weiß mit Querbinde in Grün.
    Gabriel nahm selbstbewusst am Kopfende der Tafel Platz, und nachdem er die Schärfe des Tranchiermessers geprüft hatte, stieß er die Gabel fest in die Gans. Er war jetzt völlig gelöst, denn im Tranchieren war er ein Meister, und nichts tat er lieber, als den Vorsitz an einem gut gedeckten Tisch zu übernehmen.
    – Miss Furlong, was darf ich Ihnen geben?, fragte er. Einen Flügel oder ein Stück von der Brust?
    – Nur ein kleines Stück von der Brust.
    – Mr Higgins, was darf ’s für Sie sein?
    – Oh, mir ist alles recht, Mr Conroy.
    Während Gabriel und Miss Daly Teller mit Gans und Teller mit Schinken und gewürztem Rinderbraten austauschten, ging Lily mit einer Schüssel, um die eine weiße Serviette geschlungen war, von Gast zu Gast und servierte heiße mehlige Kartoffeln. Das war Mary Janes Einfall gewesen, und sie hatte außerdem Apfelmus zur Gans vorgeschlagen, aber Tante Kate hatte gesagt, einfacher Gänsebraten ohne Apfelmus sei für sie immer gut genug gewesen, und sie hoffe, nie etwas Schlechteres zu essen. Mary Jane bediente ihre Schülerinnen und sorgte dafür, dass sie die besten Stücke bekamen, und Tante Kate und Tante Julia öffneten Stout-und Ale-Flaschen für die Herren und Mineralwasserflaschen für die Damen und brachten sie vom Klavier herüber. Es herrschte viel Durcheinander und Gelächter und Lärm, der Lärm von Bestellungen und Umbestellungen, von Besteck und Korken und Glasstöpseln. Kaum hatten alle etwas bekommen, da begann Gabriel damit, zweite Portionen abzuschneiden, ohne selbst zum Essen gekommen zu sein. Alle protestierten heftig, und so nahm er als Kompromiss einen kräftigen Schluck Stout, denn vom Tranchieren war ihm heiß geworden. Mary Jane setzte sich still hin und aß, aber Tante Kate und Tante Julia wackelten noch immer um den Tisch, eine immer dicht auf den Fersen der anderen, kamen sich in die Quere und gaben einander Anweisungen, die unbeachtet blieben. Mr Browne bat sie, sich doch zu setzen und etwas zu essen, und Gabriel tat dasselbe, aber sie sagten, dafür sei noch Zeit genug, bis Freddy Malins aufstand, Tante Kate am Arm packte und sie unter allgemeinem Gelächter auf ihren Stuhl verfrachtete.
    Als alle reichlich versorgt waren, sagte Gabriel lächelnd:
    – So, wenn jetzt noch jemand ein wenig von dem haben möchte, was das gemeine Volk das Reingestopfte nennt, dann möge er oder sie sich melden.
    Ein Chor von Stimmen forderten ihn auf, mit seinem eigenen Abendessen zu beginnen, und Lily erschien mit drei Kartoffeln, die sie für ihn aufgehoben hatte.
    – Na schön, sagte Gabriel gut gelaunt und nahm einen weiteren vorbereitenden Schluck, dann vergessen Sie bitte für einige Minuten, meine Damen und Herren, dass ich hier bin.
    Er widmete sich seinem Essen und beteiligte sich nicht an der Unterhaltung, die das Klappern des Geschirrs übertönte, das Lily abräumte. Gesprächsthema war das Opernensemble, das gerade im Theatre Royal * gastierte. Mr Bartell D’Arcy, der Tenor, ein junger Mann mit dunklem Teint und einem modischen Schnurrbart, sprach sehr lobend von der Altistin des Ensembles, aber Miss Furlong fand ihre Darbietungsweise vulgär. Freddy Malins sagte, in der zweiten Hälfte des lustigen Singspiels * , das im Gaiety * gegeben werde, trete ein Negerhäuptling auf, der eine der besten Tenorstimmen besitze, die er je gehört habe.
    – Haben Sie ihn gehört?, fragte er Mr Bartell D’Arcy über den Tisch hinweg.
    – Nein,

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