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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hin, und jetzt knien sie alle drei um den Biber herum, Henry und Pete seitlich und Jonesy vor ihm. Jonesy hat Kotze am Kinn. Er will sie wegwischen, aber ehe er dazu kommt, nimmt Biber seine Hand. Die Jungen knien unter dem Ahornbaum, und mit einem Mal sind sie vereint. Es hält nur kurz an, dieses Gefühl der Einheit, ist aber so stark und mächtig wie ihr Traum. Es ist der Traum, aber da sie jetzt wach sind, sehen sie es nun bei klarem Verstand und können es nicht einfach von der Hand weisen.
    Jetzt ist es Jonesy, den der Biber mit seinen unheimlichen, in Tränen schwimmenden Augen ansieht. Dabei hält er Jonesys Hand gepackt.
    »Er lag im Graben, und seine Augen waren voller Schlamm.«
    »Ja«, flüstert Jonesy mit ehrfürchtiger, zitternder Stimme. »O Gott, das stimmt.«
    »Wir sehen uns wieder, hat er gesagt, wisst ihr noch?«, fragt Pete. »Entweder einzeln oder alle zusammen. Das hat er gesagt.«
    Henry hört das alles wie aus weiter Ferne, denn er ist wieder zurück in diesem Traum. Ist zurück am Schauplatz des Unfalls. Unten an einer mit Müll übersäten Böschung gibt es ein Stück Morast, das von einem verstopften Abwasserkanal gespeist wird. Er kennt die Stelle, es ist an der Route 7, der alten Straße von Derry nach Newport. Dort im Matsch und der Jauche liegt ein umgekipptes, brennendes Auto. Der Gestank von Benzin und brennenden Reifen hängt in der Luft. Duddits weint. Duddits sitzt auf halber Höhe auf der mit Müll übersäten Böschung, hält sich seine gelbe Scooby-Doo-Lunchbox vor die Brust und weint sich die Augen aus.
    Eine Hand ragt aus einem der Fenster des umgestürzten Autos. Sie ist schlank, und die Nägel sind so rot wie kandierte Äpfel. Die beiden anderen Insassen sind hinausgeschleudert worden, einer fast zehn Meter weit. Er liegt da mit dem Gesicht nach unten, aber Henry erkennt ihn an dem nassen Wust blonder Haare. Das ist Duncan, der gesagt hat, ihr werdet keinem Menschen was erzählen, sonst seid ihr nämlich tot. Bloß dass Duncan jetzt tot ist.
    Etwas treibt an Henrys Schienbein vorbei. »Heb das nicht auf!«, sagt Pete eindringlich, aber Henry hört nicht auf ihn. Es ist ein brauner Wildleder-Mokassin. Er hat eben noch Zeit, das zu registrieren, und dann kreischen Biber und Jonesy in entsetzlichem, kindischem Gleichklang los. Sie stehen beieinander, bis zu den Fußknöcheln in der Jauche, und beide tragen sie ihre Jagdkluft: Jonesy seinen neuen, hellorangefarbenen Parka, eigens für diesen Ausflug bei Sears bestellt worden (und Mrs. Jones ist trotzdem unter Tränen davon überzeugt, dass ihr Sohn im Wald durch die Kugel eines Jägers sterben wird, hingerafft in der Blüte seiner Jugend), Biber seine ranzige Motorradjacke ( Du hast ja viele Reißverschlüsse an deiner Jacke!, hatte Duddits’ Mama bewundernd gesagt und damit für alle Zeiten einen Platz in Bibers Herz erobert), an deren Ärmeln orangefarbene Bänder festgeknotet sind. Sie schauen den dritten Leichnam nicht an, der gleich vor der Fahrertür liegt, aber Henry tut’s doch, nur ganz kurz (immer noch den Mokassin wie ein kleines, voll Wasser gelaufenes Kanu in der Hand), denn auf eine schreckliche, grundlegende Weise stimmt etwas damit nicht, ist etwas daran so derart nicht in Ordnung, dass er für einen Moment gar nicht drauf kommt, was es ist. Dann wird ihm klar, dass da nichts aus dem Kragen der Highschool-Jacke ragt, die die Leiche trägt. Biber und Jonesy kreischen, weil sie gesehen haben, was dort eigentlich hingehört. Sie haben Richie Grenadeaus Kopf gesehen, der mit dem Gesicht nach oben, zum Himmel glotzend, inmitten blutbespritzter Rohrkolben liegt. Henry weiß sofort, dass es Richie ist. Auch wenn er kein Pflaster mehr auf dem Nasenrücken hat, erkennt er auf Anhieb den Typ, der hinter dem Gebäude der Gebrüder Tracker versucht hat, Hundekacke an Duddits zu verfüttern.
    Duds ist da oben auf der Böschung und weint und weint, und dieses Weinen löst Kopfschmerzen aus wie bei einer Nebenhöhlenentzündung, und wenn er nicht damit aufhört, wird Henry noch wahnsinnig davon. Er lässt den Mokassin fallen und geht hinten um das brennende Auto herum zu Biber und Jonesy, die die Arme umeinander geschlungen haben.
    »Biber! Biber! «, ruft Henry, aber er muss den Biber erst schütteln, damit er aufhört, wie gebannt den abgetrennten Kopf anzustarren.
    Schließlich sieht Biber ihn an. »Sein Kopf ist ab«, sagt er, als wäre das nicht offensichtlich. »Henry, sein Kopf … «
    »Lass mal den Kopf, und

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