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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Psychiater .«
    »Ich weiß, aber immerhin ist er Arzt, und ich glaube, der Typ braucht einen Arzt.«
    Henry war durchaus Arzt, musste es sein, um seine Zulassung als Seelenklempner zu bekommen, hatte aber, soweit Jonesy wusste, immer nur als Psychiater praktiziert. Aber er verstand, was Biber meinte.
    »Glaubst du immer noch, dass sie es zurück schaffen, Biber?«
    Biber seufzte. »Vor ’ner halben Stunde hätte ich noch gesagt, na klar, aber jetzt kommt es ja so richtig dicke. Ich glaube schon.« Er schaute Jonesy mit düsterer Miene an, die gar nicht zu dem sonst immer so unbeschwerten Biber Clarendon passte. »Hoffentlich«, sagte er.

Kapitel 3
Henrys Scout

1
    Während er den Scheinwerfern des Scouts durch den immer dichter werdenden Schneefall folgte und sich so wie durch einen Tunnel über die Deep Cut Road zu ihrer Hütte durchbuddelte, überlegte Henry, wie er es anstellen sollte.
    Es gab da natürlich die Hemingway-Lösung – als Student an der Wesleyan University hatte er es in einem Aufsatz so genannt und offenbar schon damals daran gedacht –, und zwar auf sich selbst bezogen und nicht als weiteren Schritt zum Bestehen irgendeines affigen Seminars. Für die Hemingway-Lösung nahm man eine Flinte, und Henry hatte jetzt sogar eine … nicht dass er es hier tun würde, unter den Augen der anderen. Die vier hatten viel Schönes dort auf ihrer Hütte erlebt, und es wäre ihnen gegenüber unfair, es dort zu tun. Das würde den Ort für Pete und Jonesy besudeln – und für Biber auch, vielleicht am meisten sogar für Biber, und das wäre nicht recht. Aber er würde es bald tun, er spürte es kommen wie ein Niesen. Schon komisch, das Lebensende mit einem Niesen zu vergleichen, aber darauf lief es wahrscheinlich hinaus. Einfach Hatschi! und dann: hello darkness, my old friend.
    Wenn man die Hemingway-Lösung wählte, zog man sich vorher Schuhe und Socken aus. Das Gewehr stand mit dem Schaft auf dem Boden. Die Mündung des Laufs nahm man in den Mund. Mit dem großen Zeh drückte man ab. Nicht vergessen, dachte Henry, als der Scout auf dem Neuschnee hinten ein wenig ausbrach und er gegensteuerte – die Spuren waren dabei hilfreich, und die waren im Grunde auch alles, woraus diese Straße bestand: zwei parallele Spuren von den Waldtraktoren, die hier im Sommer langfuhren. Wenn du es auf diese Weise machst, dann nimm vorher ein Abführmittel, und mach es erst, nachdem du zum letzten Mal kacken warst. Du kannst den Leuten, die dich finden, ruhig diese zusätzliche Sauerei ersparen.
    »Vielleicht solltest du etwas langsamer fahren«, sagte Pete. Er hatte sich ein Bier zwischen die Oberschenkel geklemmt, das schon halb leer war, aber eines reichte nicht, um Pete zu beruhigen. Noch drei oder vier Bier, und Henry konnte mit hundert Sachen diese Straße entlangbrettern, und Pete würde einfach nur daneben sitzen und eine seiner entsetzlichen Pink-Floyd-Platten mitsingen. Und er konnte wahrscheinlich durchaus hundert fahren, ohne mehr zu riskieren als eine weitere Delle vorn in der Stoßstange. Wenn man in den Spuren dieser Straße blieb, fuhr man, auch bei Schnee, wie auf Gleisen. Wenn es weiter schneite, würde sich das vielleicht ändern, aber bisher war alles in Ordnung.
    »Mach dir keine Sorgen, Pete. Ich hab alles im Griff.«
    »Willst du ’n Bier?«
    »Nicht, solange ich fahre.«
    »Nicht mal hier draußen in West Overshoe?«
    »Später.«
    Pete gab es auf und ließ Henry auf dieser weißen Straße durch den Wald den Lichtkegeln der Scheinwerfer folgen. Ließ ihn mit seinen Gedanken allein, und genau das war es, was er wollte. Es war, als würde man mit der Zungenspitze immer wieder zu einer blutenden Wunde im Mund zurückkehren und sie untersuchen; aber genau das war es, was er wollte.
    Man konnte Tabletten nehmen. Man konnte sich in der Badewanne eine Tüte über den Kopf ziehen. Man konnte sich ertränken. Man konnte sich in die Tiefe stürzen. Sich mit einer Pistole ins Ohr zu schießen war zu unsicher – die Chance war zu groß, dass man gelähmt erwachte –, ebenso wie sich die Handgelenke aufzuschlitzen; das war etwas für Leute, die noch übten, nein; aber die Japaner hatten eine Methode, die Henry sehr interessierte. Man binde sich ein Seil um den Hals. Das andere Ende binde man um einen großen Stein. Man stelle den Stein auf einen Stuhl und setze sich so hin, dass man mit dem Rücken an etwas lehnt und nicht nach hinten kippen kann. Man werfe den Stuhl um, und der Stein rollt los. Dann lebt man

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