Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici
niederzustrecken; meine Wut war hier in Florenz nur zu schnell greifbar. Er lächelte hilflos und murmelte: »Mi dispiace«, bevor er davoneilte, um einen weiteren Folianten zu besorgen.
»Das war nicht abgemacht«, zischte Tredittore.
»Wollt Ihr herausfinden, wohin das Geld gekommen ist, oder nicht?«
»Ich glaube, es ist wichtiger, meine Herren in Krakau schnellstens zu informieren und ihre Anweisungen abzuwarten. Es ist ihr Geld. Die Bank läuft uns ja nicht weg.«
»Was möchtet Ihr ihnen denn schreiben? Das Geld ist verschwunden, bitte teilt mir mit, ob ich nachfragen soll, wohin?«
»Er kommt wieder«, sagte Kleinschmidt hastig. Tredittore trat einen Schritt zurück und brachte sein Mienenspiel in Ordnung.
Es handelte sich um einen einzigen Eintrag. Das fehlende Viertel, immer noch ein Betrag, für den ein kleiner Kaufmann einige exzellente Geschäftsabschlüsse tätigen müsste, war tatsächlich im Auftrag eines anderen Bankhauses in Anspruch genommen worden. Ich hatte keine Zweifel, dass dabei alles legal gewesen war und Noris Bank die erforderlichen Vollmachten, Siegel und dergleichen in Augenschein genommen hatte; eine Kostprobe ihrer Genauigkeit hatten wir bekommen. Was mich vor den Kopf stieß, war der Name des anderen Bankhauses. Er lautete Pratini.
»Ich bin Eurem Rat gefolgt und habe mir Janas Banktransaktionen angesehen«, erklärte ich Beatrice keine Stunde später. Ich hatte Tredittore und Kleinschmidt in den Fondaco zurückgeschickt; Tredittore war unzufrieden gewesen und wäre lieber bei mir geblieben, und ich musste ihn erst unfreundlich daran erinnern, dass er einen Brief zu schreiben hatte. Offenbar hatte er sich meine bissige Bemerkung über den Inhalt seiner Nachricht zu Herzen genommen und wollte sich nun auch näher informieren. Ich hatte jedoch kein Verlangen, ihn Beatrice Federighi vorzustellen. Kleinschmidt war seinem Vorsatz getreu schweigsam geblieben und hatte mich nicht vor den Gefahren in Florenz gewarnt, sondern nur darauf hingewiesen, dass ich ihm jederzeit einen Boten in den Fondaco schicken könnte, wenn ich seiner Hilfe bedurfte.
»Ihr seht nicht so aus, als hätten Eure Nachforschungen Euch Frieden gebracht.«
»Ich nehme an, Ihr wisst, worauf ich gestoßen bin.«
Sie seufzte und versuchte zu lächeln, aber es gelang ihr nur unzureichend. Wir saßen wieder an dem Tisch beim Fenster, dessen Platte diesmal leer war. Keine Spiele mehr. Beatrice stand auf, kniete bei einer Truhe nieder und schloss sie auf. Sie entnahm ihr ein dünnes Päckchen Pergamente, die zwischen zwei feste Lederstücke gebunden waren, und legte es vor mir auf den Tisch. Ich rührte es nicht an. »Was ist das?«
»Die Beauftragung des Bankhauses Pratini, einen bestimmten Betrag aus dem Kreditrahmen des Hauses Dlugosz beim Bankhaus Nori abzufordern. Und ein weiterer Auftrag, an wen die Summe transferiert werden solle.«
»Wo habt Ihr es her?«
»Sagen wir, jemand aus dem Umkreis meines Bruders hat es mir gegeben, weil er fürchtete, es werde Ungelegenheiten bereiten, wenn es in den Unterlagen der Bank gefunden würde.«
»Ungelegenheiten für wen?«
Sie versuchte nun nicht mehr zu lächeln. »Für Antonio.«
Ich rührte mich noch immer nicht, um die Pergamente in Augenschein zu nehmen. Sie lagen ruhig auf der Tischplatte, meinen Händen näher als ihren. Was mich betraf, hätten die Seiten vergiftet sein können.
»Als wir uns das letzte Mal trafen, hattet ihr diese Dokumente bereits in Eurem Besitz.«
»Ja.«
»Darum wart Ihr so aufgebracht wegen der Sicherheit Eures Bruders. Jetzt verstehe ich.«
Beatrice wies mit einer knappen Bewegung auf das Päckchen. »Seht sie Euch an, dann versteht Ihr wirklich.«
Es blieb mir nichts anderes übrig, als das Bund aufzuschnüren. Die Pergamente waren einfacher als die in Noris Bank; jeder Vorgang nahm ein eigenes Blatt in Anspruch. Das Bankhaus Pratini hatte entweder weniger Transaktionen zu tätigen oder besaß ausgezeichnete Kontakte zu Pergamentherstellern. Ich legte die Hände darauf, ohne sie zu lesen.
»Beatrice«, sagte ich rau, »an wen hat das Bankhaus Pratini im Auftrag Janas das Geld überwiesen?«
»Lest es selbst«, sagte sie unglücklich. »Ich will nicht diejenige sein, die Euch die Nachricht mitteilt.«
Der Vorgang, mit dem der Betrag von Nori auf Pratini übergegangen war, nahm zwei Dokumente in Anspruch: eine Vollmacht aus dem Haus Dlugosz und den Buchungsvorgang. Die Weiterleitung des Geldes bestand aus drei Pergamenten:
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