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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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Diesmal verglich er es mit einem Pergament, in dem sich offensichtlich Janas Siegelabdruck befand und das sie Noris Bank über die Fugger-Filiale in Bologna zugeschickt haben musste. Die Echtheit von Tredittores Siegel überwand sein Misstrauen wenigstens so weit, dass er sich nach den geforderten Unterlagen auf die Suche machte, nicht ohne erneut abzuwägen, wer denn in unserem Trio nun wirklich das Sagen hatte.
    »Es wäre schlauer, wir würden bei den anderen Banken weitersuchen, die Herr Kleinschmidt aufgeschrieben hat«, bemerkte Tredittore.
    »Weshalb seid Ihr so ungeduldig?«
    »Euch ist doch klar, dass wir hier in der Höhle des Löwen sind, oder? Das ist zwar Noris Bankhaus, aber eigentlich gehört es Lorenzo de’ Medici. Und Monna Jana hat an die Mörder seines Bruders Geld überwiesen. Vielleicht warten sie nur auf diejenigen, die sich nach ihren Geschäften erkundigen, damit sie sie verhaften können.«
    »So Unrecht hat er damit nicht«, erklärte Kleinschmidt. Ich schenkte ihnen ein Knurren und beschloss, nicht auf ihre Einwände zu antworten. Der Bankangestellte kam mit wichtigtuerischem Gesicht zurück und nannte eine Zahl, die im Rahmen dessen lag, was ich erwartet hatte. Hinter dem Rücken hielt er ein Dokument; als er die Zahl ausposaunt hatte, konsultierte er es, um sicherzugehen, dass er sie richtig genannt hatte.
    »Das ist viel Geld«, seufzte Kleinschmidt.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Gleichwohl wage ich zu bezweifeln, dass es in dieser wohlfinanzierten Verschwörung mehr gewesen wäre als ein Tropfen auf dem heißen Stein. Um sich einen Anteil an einem Geschäftskontrakt zu sichern: gut. Doch um sich in einem vom Heiligen Stuhl finanzierten Aufstand eine wichtige Rolle zu erkaufen…«
    Der Bankangestellte sagte etwas, das ich nicht verstand. Kleinschmidt riss die Augen auf, während sich Tredittores Gesicht verfinsterte.
    »Was meint er?«
    »Er hat gesagt, das wäre der Kreditrahmen gewesen, und er sei bis zu einem Viertel ausgeschöpft. Ob Herr Tredittore ihn zu erhöhen wünsche?«, übersetzte Kleinschmidt.
    »Was soll das heißen? Nach Janas Überweisungen muss noch mehr als die Hälfte übrig sein. Ich habe ihr Geld nicht angerührt; ich hätte nicht mal Vollmachten dazu gehabt, wenn ich das gewollt hätte.«
    »Er sagt, seinen Unterlagen zufolge ist nicht mehr übrig als knapp ein Viertel.«
    »Wo ist das restliche Geld hingekommen? Er hat uns doch alle Transfers gezeigt, oder?«
    Der Bankangestellte sah einen Moment dümmlich aus, dann lieferte er eine wortreiche Erklärung und gestikulierte dorthin, wo der Jüngling mit dem Folianten verschwunden war.
    »Die Transfers, die Jana hier veranlasst hat. Nicht, wenn über eine andere Kreditanstalt Geld abgezogen wurde.«
    Ich starrte den Mann an. »Dann soll er uns die auch noch zeigen, zum Teufel«, stieß ich hervor. »Sagt ihm das, Tredittore.« Tredittore zögerte. »Worauf wartet Ihr noch?«
    »Fast das ganze Geld ist weg«, stieß er hervor. »Ich muss das sofort nach Krakau berichten. Es war nicht ihr Geld. Es war das Geld des Hauses Dlugosz. Sie hat es veruntreut.«
    »Macht Euch doch nicht lächerlich. Jana ist das Haus Dlugosz. Wenn sie es über eine zweite Bank abgezogen hat, ist es ihr gutes Recht, und wir werden es rasch feststellen. Wenn sich jemand das Geld widerrechtlich angeeignet hat, ist es auch im Sinne von Janas Vettern herauszufinden, was passiert ist.«
    Der Bankangestellte sprach mich an; es war eine knappe Frage, die ich dennoch nicht verstand. »Er will wissen, was Ihr in der ganzen Sache zu sagen habt«, sagte Kleinschmidt und kniff die Lippen zusammen. Ich suchte nach einer Antwort und fand sie in seinem ängstlichen Gesicht.
    »Sag ihm, ich sei ein Angehöriger des Hauses Dlugosz, der hier in Florenz weilt, um die Geschäfte des hiesigen Vertreters meines Hauses, nämlich Stepan Tredittore, zu überprüfen. Für dich war ich bereits ein Angehöriger des Hauses Hochstetter, also was soll’s!«
    Tredittore fuhr herum und starrte mich entgeistert an. Ich zuckte mit den Schultern und bleckte die Zähne. »Fürchtet Ihr vielleicht um Eure Reputation?«, fragte ich ihn beißend.
    Der Angestellte von Noris Bank musterte mich und dann Tredittore von Kopf bis Fuß. Schließlich stellte er mit erneuter Höflichkeit eine neue Frage an mich. »Er will Euer Siegel oder Eure Vollmacht sehen.«
    Ich wandte meine Aufmerksamkeit von Tredittore ab und ihm zu. Ich brauchte nicht viel Schauspielerei, um ihn mit einem Blick

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