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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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bestürzter Ausdruck. »Ich will Euch nur ein paar Ungereimtheiten aufzeigen. Jana kannte auf der Reise von Venedig hierher bereits drei in dieser Angelegenheit wichtige Männer: Umberto Velluti, Francesco Nori und Bieco Alepri. Sie hat zweien davon Geld zukommen lassen. Zu Paolo Boscoli und Benozzo Cerchi bestand offenbar keine Verbindung. Dennoch bat Cerchi sie innerhalb eines Tages nach ihrer Ankunft hinaus zu seinem Landhaus. In diesem Zeitraum konnte er nicht einmal Erkundigungen eingezogen haben. Er sprang also auf eine völlig Unbekannte an – und noch dazu eine Frau, die ihr eigener Herr ist, was hier in Florenz sicher noch unüblicher ist als anderswo.«
    »Hat nicht Antonio sie Cerchi empfehlen lassen?«
    »Ja, und er gab mir zu verstehen, dass es geschah, weil er hoffte, sie würde Cerchi den gleichen Schaden zufügen wie ihm selbst.«
    »Das ist nicht schön von ihm, aber er und Cerchi stehen nicht im besten Einvernehmen.«
    »Ich finde es nur seltsam, dass Euer Bruder erst am Samstagnachmittag auf Jana traf und überrascht tat, sie in Florenz wiederzufinden. Wir gingen gleich nach diesem Treffen nach Hause. Als wir dort ankamen, lag die Nachricht von Cerchi schon vor. Euer Bruder hatte noch nicht einmal Zeit, selbst nach Hause zu gelangen und einen Boten zu Cerchi zu schicken, geschweige denn seine Empfehlung so geschickt zu verklausulieren, dass Cerchi darauf hereinfallen würde.«
    »Ich verstehe nicht, worauf Ihr hinauswollt.«
    »Cerchi lud eine Reihe von Kaufleuten auf sein Landhaus ein. Jana war dabei. Als Frau und als Neuling in diesem Kreis musste sie sogar Cerchis Frau auffallen – umso mehr, wenn sie ihrem Mann besonders empfohlen wurde. Dennoch bezeichnete Monna Violante sie nur als ›jenes ausländische Weib‹, von der sie noch nie vorher etwas gehört hatte.«
    »Ich verstehe immer noch nicht…«
    Ich seufzte. »Beatrice, Cerchi wusste schon vorher, dass Jana in Florenz eintreffen würde. Dass Euer Bruder ihm eine Empfehlung schickte, bedeutet, dass auch Antonio im Vorhinein wusste, dass wir hierher kommen würden.« Ich löste meine Hand aus ihrem Griff und fischte in meiner Tasche nach dem schwarzen Spielstein. Ich legte ihn behutsam auf den Tisch. »Er hat sein Spiel mit Jana gespielt. Sagt mir ehrlich: Habt Ihr davon gewusst?«
    »Ich… nein! Ich habe sogar jetzt Mühe, Euch zu folgen.«
    »Wisst Ihr, wenn ich überzeugt wäre, dass Benozzo Cerchi ein Anhänger der Pazzi sei, dann wäre ich geneigt zu glauben, dass Euer Bruder diese Verbindung nur deshalb eingefädelt hat, um Jana in den Aufstand zu verwickeln.«
    Sie machte Anstalten, mir ihre Hand zu entziehen, aber ich hielt sie fest. Sie starrte mir mit verkniffener Miene ins Gesicht und setzte zum Sprechen an, aber ich ließ sie nicht zu Wort kommen. »Allerdings bin ich tatsächlich davon überzeugt, dass Cerchi im Sinne dessen, was man ihm vorwirft, unschuldig ist.«
    »Warum hätte man ihn dann verhaftet?«
    »Das frage ich mich auch. Der Beweis, der gegen ihn und gegen Jana vorliegt, ist das Schreiben, das sie an ihn und Boscoli gerichtet hat und von dem man glauben soll, man habe es gefunden, als man deren Dokumente durchsuchte – und von dem Cerchis Frau behauptet, sie wisse nichts davon. Natürlich ist es möglich, dass sie über seine Geschäfte nicht Bescheid wusste, doch immerhin stehen sich beide nahe genug, dass Monna Violante täglich vor dem Gefängnis erscheint, um für ihn zu bitten. Letztlich ist die entscheidende Frage aber: Wie kamen die Behörden auf ihn? Und wenn wir einmal – nur um das Argument näher zu beleuchten – annehmen wollen, dass Jana das getan hat, was man ihr vorwirft: Woher wusste sie dann, dass Cerchi ein Anhänger des Aufstands war und dass sie gefahrlos mit ihm Verbindung aufnehmen konnte, wenn ihr bei der Abreise aus Venedig noch nicht einmal sein Name geläufig war?«
    »Ich verstehe kaum etwas von dem, was Ihr sagt. Es tut mir Leid.«
    »Es macht auch noch nicht viel Sinn. Nicht, wenn man nicht jemanden ins Spiel bringt, der sowohl Jana als auch Cerchi vernichten wollte.«
    Jetzt entzog sie mir ihre Hand endgültig. »Ihr meint meinen Bruder.«
    »Beatrice, es liegt nahe. Wer hätte einen Gewinn davon, wenn beide am Galgen oder im Kerker enden? Wer hätte die Möglichkeit, die Behörden zu bestechen und ihnen einen gefälschten Brief unterzuschieben?« Ich stutzte, und sie hakte sofort ein.
    »Wenn der Brief an Cerchi gefälscht wäre, wäre es auch der an Boscoli. Habt Ihr beide

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