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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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wiederum einer Vollmacht von Janas Handelshaus, dem Buchungsvorgang und einer weiteren, mit dem Siegel Dlugosz versehenen Bestätigung, dass der Empfänger des Geldes auf ausdrücklichen Wunsch des Auftraggebers ausgewählt worden war, sonst keine Geschäftsverbindungen zum Bankhaus Pratini unterhielt und dass der Auftraggeber unter diesen Umständen darauf hingewiesen worden war, dass für die Sicherheit des Transfers keine Garantie geleistet werden konnte. Ich blickte in Beatrices Gesicht, die mir das Dokument übersetzt hatte. Die Vorsicht, mit der das Haus Pratini sich nach allen Richtungen abgesichert hatte, war verständlich. Die Transaktion war am Ostersamstag abgeschlossen worden. Der Empfänger des Geldes war das Bankhaus Pazzi in Rom, dessen Leiter, nur mit einem Hemd bekleidet, seit Ostersonntag an der Mauer des Palazzo della Signoria hing.
    Auf den beiden Pergamenten, mit denen das Haus Dlugosz die Vollmacht zur Weiterleitung des Geldes erteilt hatte, prangte neben dem Siegel auch Janas kurze, schmucklose Unterschrift.
    »Habt Ihr feststellen können, wer der Nutznießer des Kontos bei Pazzi ist?«, fragte ich Beatrice. Sie nickte. »Raffaelle Kardinal Riario.«
    Ich schwieg eine lange Weile. »Hat Jana den Auftrag selbst erteilt?«
    »Die Angestellten der Bank sagen, es wäre ein Bote gewesen. Er hatte die erforderlichen Legitimationen und die Vollmachten dabei. Man hätte den Auftrag von einer Frau auch nicht angenommen.«
    »Jana hat am Ostersamstag stundenlang gearbeitet. Es verließen einige Boten das Haus.«
    »Seht Ihr, warum ich Euch das gestern nicht einfach sagen konnte?«, fragte Beatrice ruhig. »Ihr musstet es selbst entdecken. Sonst hättet Ihr immer geglaubt, ich wolle Jana schlecht machen.«
    »Ich nehme an, es war eine große Überwindung für Euch.«
    »Ihr dürft nicht so sarkastisch sprechen. Die Überwindung war größer, es Euch zu sagen. Ich kann mir denken, was Ihr jetzt fühlt.«
    »Das könnt Ihr nicht.«
    »Peter«, sagte sie mit so großer Zärtlichkeit, dass ich den Blick von der Tischplatte hob und sie ansah, »glaubt Ihr im Ernst, dass ich Euch übel will?«
    »Nein.«
    Sie griff nach den Dokumenten. Ich packte ihre Hand und hielt sie fest. Sie wehrte sich nicht.
    »Es war nicht nötig, diesen Transfer über das Bankhaus Pratini zu steuern«, sagte ich. »Nori hätte ihn genauso vorgenommen. Es sei denn, sie versuchte, den Weg, den das Geld nahm, zu verschleiern.«
    »Oder sie wollte meinen Bruder mit ins Verderben ziehen«, erklärte sie, ohne ihre Hand meinem Griff zu entziehen.
    »Euer Bruder hat selbst gesagt, dass er die Ungnade der Medici nicht zu fürchten braucht.«
    »Antonio neigt dazu, sich selbst sicherer zu fühlen, als er ist«, sagte sie grimmig. »Diese Unterlagen würden ihn trotz der Neigung von Ser Lorenzo zu seiner Schwester in große Verlegenheit bringen.«
    Ich machte eine Kopfbewegung zu den Dokumenten. »Was werdet Ihr damit anstellen?«
    »Der Keller dieses Hauses ist sehr anfällig für Überschwemmungen. Bei dem großen Wolkenbruch ist Wasser eingedrungen und hat eine ganze Reihe von Geschäftsdokumenten vernichtet. Diese hier auch.«
    »Ihr könntet sie verwenden, um Jana endgültig den Garaus zu machen.«
    »Damit brächte ich meinen Bruder in Gefahr. Nein. Außerdem: Weshalb glaubt Ihr, ich wollte sie vernichten?«
    »Es lag Euch daran, dass ich diese Unterlagen finde.«
    »Es lag mir nur daran, dass Ihr Frieden findet.«
    »Das ist Euch nicht gelungen.«
    Sie sah mir in die Augen und lächelte traurig. Ihre Hand bewegte sich in meiner. Ich hielt sie weiterhin fest und fragte mich, ob ich selbst mich daran festhalten musste oder ob ich den Impuls bekämpfte, sie zu zerquetschen.
    »Nicht jetzt. Jetzt habe ich Euch traurig und wütend und verzweifelt gemacht. Jetzt habe ich Euch keinen Frieden gegeben. Nur Gewissheit. Der Frieden kommt später. Ich bete zu Gott, dass ich Euch nicht von mir weggestoßen habe; aber ich versichere Euch, dass ich selbst das akzeptieren würde um das Wissen, Euch eigentlich damit geholfen zu haben. Euer Wohl liegt mir mehr am Herzen als mein eigenes.«
    »Ihr solltet nicht so reden.«
    »Lasst mich doch«, sagte sie und hielt mich mit ihrer zweiten Hand, »lasst mich, denn es erfüllt mich mit Glück, so zu reden.«
    »Ich muss Euch enttäuschen. Ihr habt mir keine Gewissheit gegeben«, erklärte ich langsam und merkte, wie schwer es mir fiel. Ihr Lächeln sank langsam nach unten, und in ihre Augen trat ein

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