Duell der Leidenschaft
dazu gebracht, doch die änderten kaum etwas daran, welches Wunder ihm zuteil geworden war.
Beinahe hätte er es zunichtegemacht, da er in einem Anfall von verletztem Stolz davongestürmt war, weil sie ihm keinen Platz in ihrem Leben gewähren wollte, wenn diese Episode vorüber war. Aber was hatte er denn auch erwartet? Sie war, wer sie war, und er war, wer er war. Ihre beider Welten berührten sich nur selten einmal, und noch viel seltener kam es vor, dass sie sich vermischten. Er war ein Narr, mehr zu verlangen, wo er doch im Gegenzug so wenig zu geben hatte.
Sie war nicht dazu bestimmt, die Frau eines Farmers zu werden. Von seinen Einnahmen als Fechtmeister hätte er ihr ein schönes Zuhause in Kentucky kaufen können, ein Grundstück auf gutem Boden, wo zwei Flüsse ineinander mündeten und ein weißes Haus unter Eichen auf einem Hügel stand. Doch das wäre ein karges Leben für eine Frau, die an den Luxus und die Vergnügungen gewöhnt war, die New Orleans bot. Nach einem Monat wäre sie gelangweilt und würde sich nach Abwechslung sehnen, auch wenn sie zuvor das Gegenteil behauptet hatte.
Nein, Sonia Bonneval war nicht für ihn bestimmt. Dennoch war sie eine bemerkenswerte Frau, aufbrausend und starrsinnig ohne Rücksicht auf die Konsequenzen, aber auch gerecht und umsichtig. Sie war sanft, wo er sich hart gab, doch ihre innere Kraft konnte es mit seiner in jeder Hinsicht aufnehmen und übertraf sie vielleicht sogar.
Gott, er würde nie den Anblick vergessen, als sie den Stein in ihrer erhobenen Faust hielt und wie eine rachsüchtige Furie den Skorpion tötete. Einen Moment lang hatte er tatsächlich geglaubt, er sei das Ziel ihrer Attacke. Diese Möglichkeit versetzte ihn so sehr in Erstaunen, dass er fast schon geneigt gewesen war, sie gewähren zu lassen.
Stattdessen hatte sie ihm das Leben gerettet. Skorpione waren in dieser Region doppelt so groß wie ihre amerikanischen Cousins. Das Gift hätte ihn schwer erkranken, vielleicht sogar sterben lassen. Die meisten Frauen, die er kannte, hätten zu schreien begonnen und wären in Panik umhergelaufen. Sonia dagegen hatte die Kreatur mit einem Stein zerquetscht und zugesehen, wie diese starb.
Würde sie so auch handeln, wenn er ihr in den Weg kam?
Niemand vermochte das zu sagen, doch er wollte lieber kein Risiko eingehen.
Unter tausend Frauen fand man nur eine, die so war wie sie, das musste er ihr zugestehen. Ihn verwunderte immer noch, wie sie ihm gefolgt war, wie sie immer dicht hinter ihm blieb, auch wenn er wegen ihrer Fußverletzung langsamer als üblich vorangekommen war. Doch sie hatte sich nie beklagt, nie um eine Pause gebettelt, sie hatte nicht über den Wassermangel, die Hitze, ihre Verletzung oder die vielen Kratzer und Schrammen geklagt. Sie aß, was er ihr vorsetzte, und sie half, wo sie konnte. Was wollte man mehr von einer Frau erwarten?
O ja, und sogar das hatte sie ihm gegeben — mit einer Großzügigkeit, die sein Herz nicht vergessen würde. Er hatte ihre Situation auf schändliche Weise ausgenutzt, hatte sie noch zweimal geliebt, bevor sie sich schlafen legten. Er war von einer verzweifelten Unersättlichkeit getrieben worden, wie er sie noch nie erlebt hatte. Ihm kam es fast so vor, als müsse diese eine Nacht für ein ganzes Leben reichen.
Alles, was er besaß, hätte er dafür gegeben, noch ein oder zwei Tage mit ihr hierzubleiben, doch das war nicht möglich. Die Nahrung war kein Problem. Er konnte für reiche
Beute sorgen, indem er das Wissen anwandte, das er sich als kleiner Junge auf der Jagd von seinem Vater angeeignet hatte. Ihr Unterschlupf schützte sie vor Regen und Sonne gleichermaßen, außerdem waren sie hier vor Angriffen durch Raubtiere sicher. Was das Wasser anging, war es für ihn das Beste, wenn er nicht allzu viel über den See nachdachte. Vermutlich würde er jenes Bild mit ins Grab nehmen, das sie zeigte, wie sie aus dem Wasser kam und trotz ihrer Unterwäsche so nackt aussah, wie Gott sie geschaffen hatte.
Nein, das Problem lag hinter ihnen. Sonia sorgte sich um die Sicherheit ihrer Tante und fragte sich, wohin es sie wohl verschlagen haben würde. Er machte sich Sorgen, was Tante Lily wohl tun würde, sobald sie an Land ging. Wie er Sonia bereits gesagt hatte, war die Fregatte wahrscheinlich auf dem Weg nach Vera Cruz. Dort angekommen, musste sie zwangsläufig zu Rouillard gehen, da sie niemanden sonst dort kannte. Außerdem würde sie erwarten, dass ihre Nichte — sollte sie den Schiffbruch
Weitere Kostenlose Bücher