Duell der Leidenschaft
Spaziergang, aber die Anstandsregeln sind nichtsdestotrotz gültig.«
An der Art, wie sich seine Brust hob und senkte, diente sein neuerlicher Atemzug offenbar dazu, die Ruhe zu bewahren. »Dann wissen Sie also, wohin wir uns begeben müssen?«
»Macht das einen Unterschied? Es geht doch darum . . . «
»Es geht darum, Mademoiselle, dass derjenige von uns, der vorangeht, auch als Erster dem gegenübertritt, was uns dahinter erwartet.« Er zeigte auf die grüne Dschungelwand. »Derjenige, der als Zweiter geht, hat immerhin noch die Chance zur Flucht. Wenn Sie vorgehen wollen, dann nur zu.«
Sie schluckte, als sie sich seine Worte durch den Kopf gehen ließ. »Nein«, entgegnete sie schließlich. »Das ist nicht notwendig.«
»Das hatte ich mir auch so gedacht«, murmelte er. Zumindest glaubte Sonia, dass das seine Worte waren, auch wenn sie sich anschließend nicht mehr ganz so sicher war.
Ihr wurde bewusst, wie unglaublich breit seine Schultern und wie schmal seine Taille war. Mit seinem muskulösen Körperbau erinnerte er an eine Statue eines römischen Gladiators. Dabei bewegte er sich mit einer athletischen Leichtigkeit und einer Anmut, die aus grenzenloser Kraft geboren war. Sein nasses Haar, das eichenfarbig wirkte, hatte er aus dem Gesicht gestrichen. In der morgendlichen Sonne leuchteten einzelne Strähnen auf. Er wirkte selbstsicher und überzeugt davon, wie sie am besten vorgehen sollten, und genauso schien er zu wissen, wann und wie sie es in Angriff nehmen sollten.
Es war äußerst aufreizend.
Gleichzeitig verspürte sie eine immense Erleichterung.
Mit behutsamen Schritten, bei denen ihr jeder Muskel im Leib wehtat, folgte Sonia ihm. Nachdem sie den ersten Schmerz überwunden hatte, lief sie ohne zu murren hinter Kerr her.
Siebzehntes Kapitel
Sich von Sonia abzuwenden und den Weg in den Dschungel zu beschreiten, war das Einzige, was Kerr tun konnte, damit er nicht die Hände auf ihren halb nackten Körper legte. Was für ein rücksichtsloser Idiot war er nur, dass er sie ausgestreckt am Strand liegen sah, von der Flucht vor dem sinkenden Schiff und den Mexikanern völlig erschöpft, und dabei von nichts anderem beseelt war als von dem Wunsch, auf der Stelle von ihr Besitz zu ergreifen?
Er wusste, Männer verspürten solche Impulse, wenn sie gerade dem Tod entkommen waren. Er hatte es schon selbst erlebt, wenn er von einem Duell zurückkehrte. Aber das hier war etwas anderes als das simple Verlangen, sich selbst zu beweisen, dass er noch lebte. Es hatte etwas Elementares an sich, es war der Schwur, allen Schaden von Sonia Bonneval abzuwenden, nicht nur jetzt, sondern bis in alle Ewigkeit.
Dabei hatte gerade er kein Recht, einen solchen Schwur abzulegen. Zweifellos würde dieser Eid an die Stelle des Versprechens rücken, das er sich vor über vier Jahren gegeben hatte — doch was hatte die Welt von einem Mann, der die eine Verpflichtung einfach gegen eine andere eintauschte?
Sie war so zart, so unglaublich sanft und blass an den Stellen ihres Körpers, die nie von der Sonne geküsst worden waren — und erst recht von keinem Mann. Er verzehrte sich danach, sie zu berühren, mit den Händen über die Haut zu streichen und Regionen zu erkunden, bei deren Berührung sie seufzen und aufstöhnen und ihm alles geben würde, was sie besaß. Seine Finger brannten vor Begierde, sodass er sie schütteln musste, während er weiterging. Der Nacken schmerzte, da er sich zwingen musste, sich nicht umzudrehen, um den Anblick zu genießen, den sie in ihrer nassen, an ihrer Haut klebenden Unterkleidung bot.
Nein, er durfte sich nicht umdrehen, er wagte es nicht, nach ihr zu sehen.
Er hatte sie ausgezogen, hatte ihre Kleidung durchtrennt, während sie mit den Wellen kämpfte und sich von ihm in den Armen halten ließ. Sein größter Wunschtraum war Wirklichkeit geworden. Später, wenn er alt und zahnlos war, halb blind und für keinerlei körperliche Freuden mehr zugänglich, dann würde er sich immer noch an diesen Moment erinnern und glücklich lächeln. Auf eine eigenartige Weise war es so gewesen, als würde er durch jede ihrer Schutzmauern schneiden und sie seiner Gnade ausliefern. Ihr vom Leib zu reißen, was sie jetzt noch trug — die wenigen Fetzen ihrer Unterwäsche und das verdammte Korsett, dessen er sich schon zuvor angenommen hatte -, würde nur einen Augenblick in Anspruch nehmen, und dann ...
Nein.
Da war auch noch die Strecke, die sie gemeinsam geschwommen waren, ihre Brüste, die sie in
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