Duell der Liebe
der einzige, der mich stört«, fauchte sie, stand auf und machte sich auf den Rückweg. Aber er hielt sie am Rock fest.
»Was ist los mit Ihnen? Warum sind Sie so barsch? Haben Sie jetzt plötzlich Ihren Sinn für Humor verloren? «
Sie sah auf ihn hinunter und wußte nicht, ob er das ernst gemeint hatte oder sich nur über sie lustig machte.
»Nun bleiben Sie schon! Sie wollten doch gar nicht gehen, nicht wahr? Wissen Sie, was ich denke, Miss Worth? «
»Nein, und ich möchte es auch gar nicht wissen. «
»Ich glaube, man hat Sie jahrelang wie eine Primadonna behandelt und nicht wie eine Frau aus Fleisch und Blut. Ich glaube nicht, daß Sie jemand so nahe an sich herangelassen haben, daß er Ihre Legende von der Herzogin LaReina zerstören konnte. Sie brauchten nur zu singen, und jeder, der Ihre Stimme hörte, war davon so verzaubert, daß er von seinem Verstand keinen Gebrauch mehr machen konnte. «
»Ist das so? « Maddie versuchte einen hochmütigen Ton anzuschlagen, aber es gelang ihr nicht ganz.
»Sie haben mir von Ihrem Manager erzählt. Soweit ich es beurteilen kann, hatte er nur Interesse an dem Geld, das Sie für ihn verdient haben. Sagen Sie mal - wann haben Sie zuletzt mit Ihrer Familie gesprochen? «
Maddie konnte es kaum glauben, aber bei diesen Worten kamen ihr die Tränen. »Lassen Sie mich gehen«, sagte sie und raffte ihren Rock. »Ich muß mir das nicht länger anhören. «
»Nein, das müssen Sie nicht«, sagte er leise, als wollte er sich entschuldigen. »Es war nicht meine Absicht, Sie zu… «
Er brach ab, weil er ein Geräusch hörte, das aus den Büschen am gegenüberliegenden Hang kam. Wer auch immer dieses Geräusch verursacht hatte, kam aus den Bergen und nicht aus der Richtung, in der sich Maddies Zelt befand.
Maddie hätte nicht geglaubt, daß sich jemand so schnell bewegen könne wie Captain Montgomery. Eben hatte er noch vor ihr gesessen, und im nächsten Moment lag er über ihr, drückte sie mit seinem Gewicht auf den Boden, schlang seine Arme und Beine um sie und rollte mit ihr den Hügel hinunter - weg von den Geräuschen in den Büschen.
Sie rollten gut zehn Meter weit, wobei Maddies Körper kaum den Boden berührte, weil er sie mit seinen Gliedmaßen umschlungen hielt. Als sie ein Eichengestrüpp am Rand des Hügels erreichten, suchte er dort Schutz. Sie wollte etwas sagen, aber er legte die Hand auf ihren Hinterkopf und barg ihr Gesicht an seinem Hals. Sie war hinter seinem Körper geborgen wie hinter einem Schutzwall, und falls jemand mit einer Kugel oder einem Pfeil auf sie schießen wollte, würde es ihn treffen. Das Geräusch in den Büschen kam näher, und Maddie erkannte die Ursache des Lärms genauso rasch wie er.
»Ein Hirsch«, flüsterte sie an seinem Hals, und er nickte.
Er bewegte vorsichtig den Kopf zur Seite. Und als sie in die gleiche Richtung spähte, sah sie oben auf dem Hügel den Hirsch stehen. Er stand ganz still und äugte zu ihnen hinunter, wußte offenbar nicht, was er von ihnen halten sollte, bis ’Ring den rechten Arm hob. Der Hirsch flüchtete mit weiten Sätzen in den Wald, aus dem er gekommen war.
’Ring stützte sich auf die Ellenbogen hoch und sah Maddie an. »Haben Sie sich verletzt? « fragte er.
»Nein. « Sie wollte sich aufrichten, als sie einen heftigen Stich an der Schulter spürte. »Ich scheine mir einen Splitter eingezogen zu haben. «
»Lassen Sie mal sehen. « Er setzte sich auf, drehte sie auf den Bauch und entfernte zwei Kakteenstacheln aus ihrer Schulter. »Erledigt. Noch etwas? «
Sie bewegte beide Schultern. »Nein, ich denke, das war alles. « Sie betrachtete den Hang, den sie heruntergerollt waren, und entdeckte dort zahlreiche kleine stachelbewehrte Trockengewächse. Sie sah ’Ring an. »Ich habe noch nie erlebt, daß jemand so schnell reagiert wie Sie. Danke. «
»Jeder gute Mess-Captain hätte das getan. Oder Ihr Vater. « Sie hielt das für keinen guten Witz, fragte aber nur: »Rede ich wirklich von meinem Vater in einem Ton, als wäre er der liebe Gott? «
Er lächelte nur und deutete mit dem Kopf zum Tal. »Sind Sie jetzt bereit, in Ihr Zelt zurückzukehren? «
»Ja«, erwiderte sie und blickte auf ihren Rock hinunter. Er war mit Kakteenstacheln gespickt.
»Drehen Sie sich um«, befahl sie.
»Ich denke, Sie sollten jetzt lieber gehen. Sie haben zwei anstrengende Tage hinter sich und müssen morgen wieder ausgeruht… «
»Sie sollen sich umdrehen, habe ich gesagt. «
»Miss Honey wird sich
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