Duell der Mächtigen
ihm einen Credit.
Er trank sein Glas leer und kehrte zurück, um den Traubensaft zu probieren. Er drückte den Preis des Barkeepers mit der Drohung, er werde in eine andere Kneipe gehen, bezahlte nur sechseinhalb Credits und begann das Ganze zu genießen.
Ein Boxkampf entstand, und die meisten Kunden achteten gar nicht darauf. Bones sah mit beruflichem Interesse zu und überlegte, ob er wohl erste Hilfe leisten müsse. Aber die Männer waren so betrunken, daß sie nicht viel Schaden anrichteten. Es gab einige Beulen und Abschürfungen, dann halfen sie einander vom Boden auf und torkelten Arm in Arm zur Bar.
Der Waffenhändler kam zurück. »Hier hast du.« Diese Verwicklerpistole war eine große schwarze Pistole, mit der eine Kugel abgeschossen wurde, aus der sich ein mannsgroßes klebriges Netz entfaltete. Zur Waffe gehörte ein verbeultes Metallholster. Bones zählte das Geld ab und legte die Waffe um.
»Weißt du, wie sie bedient wird?«
»Oh, ja.« Tatsächlich hatte er aber eine solche Waffe noch niemals benützt. Wenn etwas los sein sollte, konnte er sich ja innerhalb weniger Sekunden hinaufholen lassen. Er gab dem Mann seinen Dolch zurück.
»Willst du da noch eine Weile ’rumhängen?«
»Scheint ganz angenehm zu sein.«
»In der Nähe gibt’s aber noch eine andere Kneipe, mit Mädchen«, meinte der Mann. »Tänzerinnen. Sklavinnen vom Orion, die besten …«
»Ja, weiß ich. Die hab’ ich schon gesehen.« Plötzliches Begehren: Doktor, du mußt doch deine Hormone kennen. »Geht’s dort rauh zu?«
»Nein. Nicht mal so rauh wie hier. Kostet aber zweimal soviel.«
»Wie weit weg?«
»Nicht mal einen Kilometer. Wenn wir miteinander gehen, gibt’s bestimmt keinen Ärger.«
»Na, schön.« Er trank den Traubensaft aus, der ein wenig zu süß war für seinen Geschmack. Vielleicht hatten sie in der anderen Kneipe einen Denebbrandy. »Gut, gehen wir.«
Die Nachtluft war warm und roch nach fremdartigen Sporen. Im Sternenlicht konnte Bones kaum den Pfad erkennen, dem sie folgten. Er führte der Stadt entgegen.
Allmählich gewöhnten sich seine Augen an das Licht, und da sah er eine Gestalt, die ihnen auf dem Pfad entgegenkam. »Mach dich bereit«, flüsterte ihm der Mann zu. Bones legte seine Hand fest um den Pistolengriff und spürte den Adrenalinstoß.
In ein paar Metern Entfernung griff der andere rasch nach seiner Armhöhle. Bones riß die Verwicklerpistole heraus und drückte auf den Abzug.
Nichts passierte.
Hinter sich hörte er ein schwaches Klicken und wußte einen Sekundenbruchteil, bevor er das Messer im Rücken hatte, daß er in eine Falle getappt war.
Er sackte auf den Boden und hatte das Gefühl, einen Eiszapfen im Rücken zu haben. Er versuchte den Schmerz zu ignorieren und atmete vorsichtig. Keine Schwierigkeit; der Dolch hatte die Lunge verfehlt; genau unter dem Plexus brachialis. Das Blut floß langsam, nicht stoßweise. Wenn sie ihn in Ruhe ließen, würde er am Leben bleiben.
Der Fremde leerte ihm die Taschen, während der Waffenhändler seine Hüften abtastete.
»Da haben wir’s ja«, sagte er, griff unter das Hemd und nahm Bones den Kommunikator ab.
»He«, sagte der andere, »das ist doch kein verdammter Phaser!«
Eine Weile schwiegen die beiden. »Mist! Das ist ein Kommunikator von der Föderation. Der Kerl muß vom Schiff sein.« Er warf ihn weg. Bones konzentrierte sich darauf, sich einzuprägen, wo er gelandet war.
»Willst du den Hund braten?«
»Nein. Wenn er stirbt, dann bleiben sie, bis sie uns finden. Wir können uns jetzt in den Feldern verstecken, bis das Schiff weg ist.«
Bones hörte sie den Pfad entlangrennen. Auf Ellbogen und Knien schob er sich mühsam zum Kommunikator. Immer, wenn er seinen Arm bewegte, kratzte die Klinge an einer Rippe.
Nach einer endlosen Zeit fand er ihn. Er drückte auf den Antennenknopf und legte seinen Mund direkt an das Mikrophon.
»McCoy … an Enterprise «, flüsterte er. »Holt mich …«
Da wurde er ohnmächtig. Ein Lichtwirbel hüllte ihn ein. Drei Tage verbrachte er im Lazarett, und das war der Rest seines Landurlaubs. Den Dolch behielt er zur Erinnerung.
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