Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden
zwei Bäume, ein heller und ein dunkler, an denen jeweils Früchte, reife, runde, saftpralle Früchte hingen. Die Frau in Grau führte sie zu den Bäumen hinab. Diesmal ließ sie Serroi neben den dunklen Baum fallen. Als sie ihre Hand fortnahm, schwebte Serroi zu dem hellen hinüber. Sie griff nach einer glänzenden Frucht, doch die graue Frau schlug ihr auf die Hand und führte sie zurück zu dem dunklen Baum. Die Früchte waren purpurn und fleischig und trieften von karmesinrotem Saft. Serroi pflückte eine und aß sie, schrie dann auf, als Schmerz sie durchzuckte, ihr geistiger Körper sich drehte und wand und von den Schmerzen fast zerrissen wurde. Die Frau in Grau sah schweigend und ungerührt zu. Obgleich sie nichts gesagt hatte, begriff Serroi, daß der Schmerz eine Prüfung bedeutete. Sie mühte sich, ihn in die Gewalt zu bekommen, um ihn zu einem kleinen, finsteren Knoten zusammenzuschieben und aus sich herauszuschleudern, während sie gleichzeitig um die Integrität ihres Geisteskörpers rang. Am Ende des anstrengendsten Kampfes, den sie jemals erlebt hatte, anstrengender selbst als die Kämpfe mit ihrem Noris, verwarf sie den Schmerz. Die Frau in Grau riß eine weitere Frucht von dem dunklen Baum und reichte sie Serroi. Die zuckte zurück. Die graue Frau zwang ihr die Frucht auf. Schaudernd vor Angst biß Serroi in das scharlachrote Fleisch. Sie spürte nichts. Freude stieg in ihr auf; sie verschlang den Rest der Frucht, lachte dann und tanzte um den Baum.
Die Frau in Grau deutete mit dem Finger zu dem strahlenden Baum. Serroi lief zu der glänzenden Frucht und aß begierig. Feuer loderte in ihr auf, versengte sie, verzehrte sie; wieder rang sie um die Gewalt über das Feuer. Und wieder obsiegte sie in diesem Ringen. Sie schleuderte das Feuer von sich, packte es und ließ es in der Luft über sich explodieren.
Sie flogen weiter und zu der Stelle zurück, wo ihr Ich im Sand lag, und der Vinat lustlos Wache bei dem Körper hielt. Da, Fleisch hatte sich um die Knochen gefügt, die Augen lagen schwer unter den geschlossenen Augenlidern. Sie sah ausgezehrt und hungrig aus, ein in den Sand gebettetes Kind mi aufgesprungenen Lippen, blutigen Fetzen an den Füßen um zerrissenem, braunem Umhang halb über besudeltem, weißer Hemd. Die verschleierte Frau beugte sich hinab, berührte ihn Wange mit einem kühlen Finger, dann blickte sie zurück, ihn nicht sichtbaren Augen auf die Geistes-Serroi gerichtet, als sie zum ersten Mal mit tiefer, weicher Stimme sprach. »Behalt( alles Lebendige lieb«, sagte sie, dann war sie verschwunden verblaßt in der harten Luft der Wüstennacht.
Der Körper zog Geistes-Serroi an. Zerrend, stoßend und schiebend drängte sie sich in ihren Leib zurück.
Als sie erwachte, gingen die Monde auf. Sie versuchte sich hinzusetzen, fiel zurück, als ihre Arme unter ihr nachgaben, versuchte es wieder und kam zitternd hoch. Sie rieb sich die Augen und war leicht überrascht, keinen Vinat und keine blauen und karmesinroten Blumen zu sehen.
Ein Traum, nur ein Fiebertraum.
Sie schob sich auf die Knie empor, hielt einen Moment inne, rappelte sich auf die Füße und stand schwankend, als sie sich schwach den Sand abklopfte, der an ihren Kleidern haftete. Sie ließ es sein, richtete sich auf und drehte sich langsam, während sie Wasser
verlangte.
Als das Ziehen einsetzte, war es weit stärker als zuvor; durch ihre Erschöpfung und ihren Schmerz hindurch keimte ein Fünkchen Hoffnung. Irgendwoher flutete Kraft in sie; sie strömte in sie wie ein Feuerfluß. Sie spürte, wie ihre Knochen zu glühen begannen. Mit zitternden Fingern knotete sie das Tuch um ihren Hals und begann in die Richtung zu gehen, in welche der Augenfleck sie zog. Langsam erlosch das Feuer, doch während es brannte, erschien die Wüste ihr wunderschön mit ihren beständig wechselnden Konturen in Schwarz, Grau und Silber. Nijilic Thedom führte die lange, zerstreute Reihe der Monde an, die allmählich zur Hälfte über das Sternenfeld reichten, und ihr milchiges Licht schimmerte durch die Luft und tauchte jede Oberfläche in ihre Strahlen.
Je weiter die Nacht voranschritt, um so kleiner brannte das Feuer, und sie schwankte zwischen Bewußtsein und Ohnmacht, kam manchmal mit dem Gesicht im Sand wieder zu sich und hatte keine Ahnung, wie sie dorthin gekommen war. Der Sand unter ihren Füßen veränderte sich und wurde härter und war mit kleinen Steinen übersät, die sich scharf in die Sohlen ihrer müden Füße bohrten. Sie
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