Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Titel: Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
ihn an und ließ ihn sinken. Sie legte einen der drei Pfeile auf die Sehne und warf die anderen beiden vorsichtig auf den Boden rechts neben sich. Als der Nyok'chui seinen Leib aus dem Loch auf den Hang zu ziehen begann, richtete sie sich mit leicht angebeugten Knien auf, badete ihre nackte Haut im Wind und erforschte seine Richtungsveränderungen. Sie hielt den Bogen locker und beobachtete, wie der große Wurm langsam aus der Erde kroch.
    Der Kopf des Nyok'chui war eine wütende Maske mit einer rauhen Mähne um ein unbehaartes Gesicht. Jedes Haar war wie ein Draht, von dem Funken wie kleine Blitze zum nächsten flogen, bis der Kopf schließlich von blauweißem Licht umkränzt war, das in seinem pulsierenden Rhythmus auf gespenstische Weise hypnotisierend wirkte. Der erste Teil seines Körpers war ein breiter, faßförmiger Torso, gestützt von sechs paarweise zusammenstehenden Beinen, die in raubvogelähnliche, massive Krallen ausliefen. Als der Wurm sich weiter und weiter aus seinem Loch schob, wurden die Segmente immer rudimentärer, und kurz vor dem Ende des schuppigen Körpers waren die Beine kaum mehr als harte Borsten. Sobald der Nyok das Loch ganz verlassen hatte, ringelte er den Schwanz zu weiten, lockeren Ringen und hob den Vorderteil des Körpers in die Höhe. Die vordersten Krallen waren beweglich wie menschliche Finger und ruderten in langsamen Bogenbewegungen durch die Luft, der strahlende Schein um seinen Kopf beleuchtete die harten Klauen an der Spitze eines jeden dieser Pseudofinger, bis sie eine edelsteinfunkelnde Gefahr darstellten, der man eine gewisse Schönheit nicht absprechen konnte. Zwischen Krallen und Schwanz vereinigte das Tier offenbar mehrere widersprüchliche Naturen, die einen unsicheren Waffenstillstand geschlossen hatten, unter seinen verschiedenen Häuten. Mit rotglühenden Augen schwankte der Wurm hin und her und blickte den Hügel zu ihr empor. Noch einmal schlug er in die Luft, riß sein höhlenartiges Maul auf und brüllte ihr herausfordernd entgegen.
    Serroi bemühte sich um bessere Sicht. Die Bedingungen fürs Schießen hätten kaum kläglicher sein können als bei diesem unzureichenden Licht und dem unberechenbaren Wind. Sie schloß die Augen, nahm die ungewohnte Herausforderung an und öffnete sie wieder. Mit ihrer Nachtsicht, die sie nur selten einsetzte, erkannte sie die Lebewesen um sie herum zwar nicht sehr detailliert, doch die Umrisse der Körper zeichneten sich deutlich ab.
    Der Nyok'chui begann den Hang zu ihr emporzukriechen. Über dem Prasseln der kleinen Blitze um seinen Kopf hörte sie das schnarrende Summen, das er benutzte, um seine Opfer zu besänftigen. Sie kämpfte die durch das Geräusch geweckte Lethargie nieder, konzentrierte sich noch einmal auf sich, hob den Bogen, spannte die Schnur und wartete.
    Der Nyok spürte ihren Widerstand, bäumte sich auf und brüllte ihr entgegen.
    Sie schoß den Pfeil ab, hob den zweiten auf, legte ihn ein, spannte, ließ los. Hob den dritten auf, legte ihn ein, spannte, ließ los.
    Der erste Pfeil traf in das Maul des Wurmes; der zweite durchdrang das rechte Auge, schlug durch den Gallertbeutel und direkt ins Gehirn. Der dritte fraß sich ins linke Auge.
    Der Nyok'chui brüllte seinen Todesschmerz hinaus, wand sich und schnappte nach dem Pfeil, den seine krummen Zähne nicht einmal packen konnten, und schluckte die Stöße von Blut, die aus der getroffenen Ader sprudelten. Er wollte nicht sterben. Er hatte zwei Pfeile im Gehirn stecken und ein dritter in der Kehle ließ ihn verbluten, aber er wollte nicht sterben.
    Serroi schmiegte ihre Hände einen Augenblick um ihren Augenfleck, schloß die Augen und schaltete die anstrengende Nachtsicht ab. Ohne die Laute des zuckenden Wurms zu beachten, löste sie die Schnur ihres Bogens, legte ihn neben sich und setzte sich dann auf den kalten, steinigen Boden, wo die Winde sie peitschten. Sie zog Stiefel und Jacke an, blieb sitzen und wartete, bis das Ringen des Nyok nachließ und erstarb.
    Ein paar vereinzelte Regentropfen fielen ihr auf Kopf und Schultern. Die Nacht war nun pechschwarz, der Wind unberechenbarer als je zuvor. Blitze zuckten auf und schlugen unter ihr ein. Die kreisenden Winde trugen ihr den süßen Geruch brennenden Fleisches zu.
Das tote Tier,
dachte sie.
Der Wurm.
Sie rieb sich die Nase.
Ich habe gehört .. , was habe ich gehört .. . irgend etwas ... irgend etwas.
Der Shuri zappelte neben ihr, machte sich auf den Weg den Berg hinab. Geistesabwesend registrierte

Weitere Kostenlose Bücher