Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden
zutrieben und sich ihm unterwarfen. Als er sie berührte, wurden sie schwarz und wieder ganz, doch auf eine andere Weise ganz: tiefschwarz, glänzend, mit schrecklicher Energie geladen und dem Noris sklavisch ergeben. Das Wasser wurde härter, schwärzer, bis alles von stumpfem Schwarz war.. .
Als Serroi zu sich kam, lag sie in ihrem alten Zimmer auf einem hübschen, neuen Bett. Auf dem Boden entrollte sich ein Sankoy-Teppich wie ein gewebter Sonnenaufgang. Stühle, vertraute Schriftrollen, einige an der Wand aufgehängte Kleidungsstücke, Papier und Federn auf einem wohlbekannten Tisch, eine Alabasterlampe. Der Zauberspiegel. Sie lag in seidenen Laken und trug ein kurzes, seidenes Hemd. Sie verharrte einen Augenblick lang benommen in all der Pracht, dann flutete die Erinnerung zurück, und sie kroch aus dem Bett. Mit einem wütenden Aufschrei riß sie die Lampe vom Tisch, schleuderte sie zu Boden und lachte ausgelassen über das laute Krachen und die Alabasterscherben auf dem herrlichen Teppich. Rasend vor Zorn riß sie Vorhänge herab, hinterließ blutige Fußspuren auf dem unbezahlbaren Teppich, zerriß Laken und Steppdecken ihres Bettes und verursachte weitere Blutflecken auf dem Teppich, als sie achtlos durch die Scherben lief. Als alles, was sie anheben oder herunterreißen konnte, auf einem Scherbenhaufen in der Mitte des Teppichs lag, rannte sie zum Fenster.
Unter ihr fiel der Turm senkrecht ab, direkt zum Meer weit unten, wo die Klippe die senkrechte Linie des Turmes fortsetzte. Lange Zeit beobachtete sie, wie das Wasser um die Felsen gischtete, und die weißgekrönten Wellen erinnerten sie schmerzlich an das, was geschehen war. Schließlich kehrte sie zu dem Unrat auf dem Boden zurück, rollte den Teppich zusammen und stopfte das unhandliche Bündel durch das Fenster. Sie beugte sich hinaus und sah zu, wie es sich in der Luft überschlug und Glas und Stofffragmete ausspie, um schließlich in die Brandung zu stürzen, auf- und niederzutanzen und sich in Teilen an die zerklüfteten Felsen zu haften. Nach einen weiteren Augenblick kehrte sie sich ab, tappte zum Bett und hinterließ dabei neue blutige Fußspuren auf dem nackten Boden. Sie kroch auf die Matratze, setzte sich mit überkreuztet Beinen hin, blickte finster zur Tür und wartete auf die Hände.
DIE FRAU: 8
Soweit Serroi sehen konnte, verlief die Doppelreihe kleine' Feuer nach Norden und Süden, »Damit habe ich nicht unbedingt gerechnet«, sagte sie ruhig. Sie zupfte am Rand de: Jungenmütze, als die hellen Fleckchen vor ihren Augen verschwommen und dann wieder ruhig wurden. Das Tarr verlor allmählich seine Wirkung. Sie straffte die Schultern und schaute sich um.
»Was sind das für Feuer?« fragte Dinafar ehrfurchtsvoll. »Lagerfeuer von Pilgern. An der Hochstraße entlang. Ich denke, sie sind zu Fuß auf dem Weg nach Oras.«
Über ihnen zogen sich Wolken zusammen. Die erste Hälfte der Mondensammlung stand über dem Horizont und beschien noch unverhüllt von der Wolkendecke, die Hügel mit ihrem Silberglanz. Der Mondknoten zog sich enger. Einen Augen blick lang war Serroi versucht, ihre Energie mit einer zweiten Tarr-Knospe zu mobilisieren und weiterzureiten. Es herrschte genügend Licht.
Keine Zeit, keine Zeit,
dachte sie. Sie blickte nach Norden.
Anderthalb Tagesritte, und noch länger, wenn ich
zu
Fuß gehe. Und dann muß ich mich auch noch um Dinafar kümmern.
Sie warf dem Mädchen neben sich einen Blick zu. »Dina.«
»Ja, Meie?«
»Die Hochstraße führt nach Süden bis fast zum Biserica-Tal. Du könntest in einem halben Monat dort sein, zwanzig Tage bei strammem Ritt. Dort wärst du in Sicherheit.« Sie wartete auf Fragen, doch Dina schwieg und sah sie an. »Die andere Richtung führt nach Oras. Du hast gesehen, in welcher Gefahr ich mich befinde. Zieh südwärts, Kleines. Klopf ans Tor von Biserica, sie werden dich einlassen. Du brauchst mich nicht mehr – falls du mich überhaupt jemals gebraucht hast.«
»Ich gehe mit dir.« Im Mondschein sah Serroi, wie Dinafars Gesicht seinen typischen, trotzigen Ausdruck annahm. »Wenn du mich nicht mitnehmen willst«, fuhr sie fort, »folge ich dir.« Serroi schauderte. »Wir machen besser Rast.« Sie ließ den Blick über den Hang unter sich schweifen. Etwa eine viertel Meile entfernt lag ein kleiner Brellimhain. »Dort«, sagte sie und deutete in die Richtung.
Sie spannten eine ihrer Planen gegen den Wind auf und breiteten ihre Decken auf der anderen aus, nachdem Serroi sie mit ein
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