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Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden

Titel: Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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spürte sie eine Vorahnung, die wie ein kalter, harter Stein in ihrem Magen lag. Kopfschüttelnd folgte sie Tayyan in die Finsternis.
    Eine lange Zeit folgten sie einem staubigen, gewundene Gang, der nur in großen Abständen von spärlichen Kerze erhellt wurde, die in einem Lufthauch unbekannter Herkunft flackerten. Serroi konzentrierte sich darauf, sich geräuschlos zu bewegen und war von Furcht und der eisigen Gewißheit bevorstehenden Unheils erfüllt. Sie hatte nicht versucht, Tayyan das auszureden; zu gut kannte sie die Halsstarrigkeit ihrer Gefährtin, wenn erst einmal deren Neugier geweckt war. Trotz ihrer Vorsicht prallte sie fast gegen Tayyan, als sie um eine scharfe Ecke bog. Ihre Waffengefährtin kauerte vor einem Mauereinbruch und spähte durch die Gucklöcher einer schweren Tür. Sie tippte Tayyan auf die Schulter, stützte sich mit einer Hand ab und schob ihren Kopf neben Tayyans, um ebenfalls durch eines der Löcher zu gucken.
    Im Innern des Raumes waren vier Leute. Drei davon sah sie als flatternde Schatten, während ihr Blick auf den vierten gerichtet war. Ein Nor. Sie wich zurück, lehnte ihre Stirn gegen den kalten Stein und fühlte sich selbst doch kälter als jeder Stein. Ein Nor. Sie preßte die Hand vor den Mund, schluckte und versuchte, wieder ruhig zu atmen. Sie warf einen Blick auf Tayyan; deren Körper gespannt war wie ein Bogen. Sie atmete 1 schnell durch den Mund. Serroi schloß einen Augenblick lang 1 die Augen und zwang sich dann, wieder hinzusehen.
    Der Raum war rechteckig und klein. An den Wänden hingen schwere Teppiche, in die erotische Szenen eingestickt waren, und ihr die Röte ins Gesicht trieben. Ihr Blick glitt schnell über den Nor hinweg und kehrte dann zu ihm zurück. Obgleich ihr vor Furcht ein Schauer über den Rücken kroch, wußte sie, daß es sich um einen unbedeutenderen Nor handelte, einen Straßen-Norid oder einen Norit fünften Ranges. Das spielte jedoch keine Rolle, er beherrschte den Raum und ließ die anderen wie Scherenschnitte erscheinen. Er war ein magerer Mann mit rotbrauner Haut und glattem, schwarzem Haar, der seinen schmalen Körper in ein nahtloses, schwarzes Gewand gehüllt hatte, das von seinen knochigen Schultern zu den Knöcheln hinabreichte, ohne ihn irgendwo zu berühren. Ihr Magen rebellierte, und sie zitterte, bis sie sich kaum noch in der Gewalt hatte, so daß sie sich von ihm abwandte und die anderen im Raum betrachtete.
    Lybor. Domnor Herns zweite Frau. Eine große Stenda mit üppigem blonden Haar und der bleichen, zarten Haut der Hochgeborenen und der Seele einer Viper, wie Serroi nur zu gut wußte, hatte sie doch unter ihrer giftigen Zunge seit ihrem Dienstantritt zu leiden gehabt. Lybor besaß die Gabe, ihre schwächsten Stellen herauszufinden und darin wie mit einem Messer herumzuwühlen. Sie saß auf dem Thronsessel am Fußende des mit Vorhängen verkleideten Bettes. Ihr Schatten und ihre Vertraute, die falsche Picior, stand neben ihr mit stumpfem und undeutbarem Blick der tiefliegenden blauen Augen und verzerrtem, runzligem Gesicht, das nun häßlicher aussah denn je. Sie trug ein anderes Gewand, einen schwarzen Schlauch – ganz ähnlich dem des Nors –, auf dessen Brust eine Silberflamme in einem Kreis aufgestickt war und schräg vorstand, wo ihr Kugelbauch gegen den schwarzen Stoff stieß.
Eine Anhängerin der Flamme, heilige Jungfrau, das wußte ich ja gar nicht.
    Auf der anderen Seite von Lybor stand Morescad. General Morescad. Serroi hielt den Atem an, als sie jetzt den Grund für das Ausgehverbot verstand; er hatte nicht gewollt, daß die Meien oder jemand anders ungehindert herumliefen. Der Ratgeber des Domnor. Der Leiter der Spitzel, die im ganzen Land herumschnüffelten, um Unruhe aufzuspüren. Serroi zog die Nase kraus. Seine Augen, seine Stimme, sein Gehabe verrieten eine lüsterne Arroganz, wann immer er mit ihr oder einer der Meien sprach, die nominell ihm unterstellt waren. Irgend etwas an ihr schien ihn zu faszinieren. Mehr als einmal hatte er mit den Fingern über ihre Stirn gestrichen, wie ein Mann, der beiläufig ein Haustier streichelt.
    Lybor fuhr sich mit ihrem Zeigefinger an die Oberlippe und strich dann den Bogen ihrer Augenbraue entlang. »Sie kamen, uns Ihre Dienste anzubieten, Ser Nor. Die schwache Frau vor Ihnen möchte wissen warum.« Ohne die Antwort des Noris abzuwarten, senkte sie ihre blauen Augen und hob sie dann plötzlich zu ihm empor. Sie lächelte. Kleine Grübchen bildeten sich neckisch auf ihren

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