Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden
dahinziehenden Mondsicheln schwieg. Auch in ihrem Kopf gab es keine Antwort. Aber er mußte einen Grund gehabt haben, sie auszusetzen; er hatte für alles, was er tat, seine Gründe.
Ich werde es herausfinden. Wenn seine Zeit gekommen ist, werde ich es herausfinden; er wird staunen.
Sie zuckte zusammen, weil ihr steif gewordener Körper sich auflehnte und ihre versengten Füße stechende Schmerzen ihre Beine emporjagte als sie sich auf den Weg in Richtung Südwesten machte, wie Augenfleck es sie hieß.
DIE FRAU: 10
Der dunkle Fleck am Horizont wurde langsam größer und hat sich bis Mittag in eine turmbewehrte Mauer mit einer unregelmäßigen Reihe von Dächern dahinter aufgelöst, die wie ein terassenförmig angelegter Berg zu den schlanken, kuppelgekrönten Türmen des Plaz anstiegen. Die Hochstraße wimmel von Pilgern, die auch auf beiden Seiten die steinige Eber bevölkerten. Das üppige Grün weiter hinten am Straßenrand war spärlichen Büscheln trockenen Grases gewichen. Dies schoben sich zwischen den Steinen der geröllbedeckten Eben hervor, welche den ständigen Salzwinden der See ausgesetzt waren. Die Brise war um diese Jahreszeit so kühl, daß der Aufenthalt im Freien recht unangenehm war. Nun, da Oras in Sicht war, verließen viele Wanderer die Hochstraße und über ließen sie der anwachsenden Zahl der Reiter.
Tesc und seine Familie gehörten zu jenen, die in die Ebene hinunterkletterten; ihr dickes, kleines Lasttier stakste über di Steine. Der Tarom holte sein blauweißes Taschentuch Nerv und wischte sich heftig das Gesicht. Dann stopfte er es in seinen Ärmel und ließ den Blick über die Ebene schweifen. »Hier lä sich nicht so gut gehen«, meinte er fröhlich. »Aber dafür habe wir mehr Platz.« Seine Frau und seine Tochter schüttelte angewidert die Röcke, als der feine Staub sich auf Füßen und Säumen sammelte.
Die Stadt schob sich höher und höher über den Horizont während sich die Sonne ihm näherte. Serroi blieb einige Schritte hinter den anderen zurück, weil Tayyans Bild vor ihrer inneren Auge schwamm. So nahe war sie der heimliche Rennbahn und der Stelle, wo die Traxim ihre Freundin, ihr Liebste, ihre Waffengefährtin und ihr zweites Ich gefressen hatten, so schrecklich nahe. Sie versuchte, das düstere Bild zu verdrängen, aber jeder Schritt auf die Stadt zu, fiel ihr schwerer als der vorangegangene.
Sie erreichten die Stadt, als die Sonne einen Fächer karmesinroter und goldener Strahlen an den Westhimmel warf.
Tesc wischte sich mit durchtränktem, schmuddeligem Taschentuch übers Gesicht. »Bei Tiyrj werden wir von Freunden erwartet.« Er winkte in Richtung Osten, wo ein Großteil des Besucherstroms die Stadtmauer entlangging und dahinter verschwand. »Ihr könnt euch uns gerne anschließen. Ihr wißt, daß im Zelt genügend Platz ist.« Er sah sie ernst an, sein rundes Gesicht wirkte besorgt, und er kniff gedankenvoll die klugen Augen zusammen, als er Dinafar und Serroi anschaute. »Im Augenblick ist die Stadt ein schlimmer Ort für junge Leute.« Serroi schüttelte den Kopf. »Wir müssen unseren Onkel suchen.«
Er starrte auf das Taschentuch hinab, das er in den Händen zerknüllte. »Du bist ein netter Bursche, Jern. Wenn euer Onkel euch nicht behalten kann, kommt mir nach. Versprecht ihr das?«
»Die Jungfrau segne Sie, gütiger Tarom.« Sie streckte ihm die zierliche Hand entgegen. »Ich werde es nicht vergessen und bin äußerst dankbar für das Angebot.« Sie schaute sich um. Dinafar stand direkt hinter ihr mit weit aufgerissenen, strahlenden grünbraunen Augen. Sie machte einen ungeschickten Knicks, dann reichte sie Tesc die Hand. »Die Jungfrau segne Sie«, murmelte sie.
Serroi und Dinafar sahen der Familie nach, wie sie weiterzog und die Jüngsten sich immer wieder umdrehten und winkten. Serroi lächelte. »Du hast Freunde gewonnen.« Sie betrachtete das Mädchen nachdenklich. »Diva ...«
»Nein.« Dinafars Stimme klang entschlossen. Sie drehte sich um und schlug den Weg zum Damm ein. »Ich weiß, was du sagen möchtest. Du willst mich immer noch irgendwohin schicken, wo du mich sicher wähnst.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich will nicht in Sicherheit sein, Meie.« Sie blieb stehen und biß sich auf die Lippe. »Jern. Ich will mehr als nur Sicherheit. Was, könnte ich nicht einmal sagen. Irgend etwas. Hilf mir, es herauszufinden.«
»Wenn ich dich dabei nur nicht in den Tod führe.« Mit braunem Staub bedeckt erklommen sie als zwei kleine, anonyme
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