Duell der Magier 01 - Unter den magischen Monden
intensiven, übelkeitserregenden, süßsäuerlichen Gestank auf. Dinafar raffte ihren Rock und ging auf Zehenspitzen mit einer Vorsicht, die Serroi erheiterte. »Wenn wir hineingehen, sag kein Wort«, empfahl sie. »Das hast du schon einmal gesagt.« Dinafar hielt sich die Nase zu. »Müssen wir?« flüsterte sie.
»Ja.« Serroi ging vor ihr her und drückte die Schwingtür auf. Drinnen in dem kleinen, finsteren Raum wurden ihre Sinne von Gerüchen überwältigt. Dort herrschte rotes Licht, da mehr verdunkelte als erhellte. Serroi durchquerte das Vorzimmer, Dinafar dicht hinter sich, und trat in den Schankraum. In Licht von zwei Öllampen sahen sie eine Anzahl von Männer] in kleinen Gruppen an verstreuten Tischen sitzen, zwei lehnte] an der langen Theke; hier herrschte ein angenehmerer Geruch oder aber alles andere wurde durch die verschiedenen Alkoholika übertönt. Der kleine, drahtige Mann hinter dem Tresen hörte mittendrin auf, einen Krug Bier zu zapfen und starrte si an, während das Murmeln der Gespräche ringsum im Raum verstummte.
Der Mann an der Bar machte das Bier fertig, stellte den Krug vor einen einäugigen Mann, kam zum Ende der Theke und blickte sie an, die Hände in die Hüften gestemmt. »Zischt a Junge. Hier ist kein Blumenladen.«
Serroi lächelte ihn an und flüsterte aus halb geöffneten Lippen »Yael-mir spricht aus mir.« Und lauter sagte sie: »Onkel Coperic.« Die Männer am nächsten Tisch hoben die Köpfe um starrten sie an.
Der Barmann legte die Hände flach auf das fleckige Holz, sein Blick wurde weicher. »Seid ihr Jinnits Kinder?«
»ja, Onkel.«
»Was macht ihr denn hier? Wo steckt eure Mama?« »Zuhause. Hat vor zwei Jahren wieder geheiratet und ist schwanger.«
»Und der Stiefvater hat euch vor die Tür gesetzt?« »Gewissermaßen.«
Er drehte sich um und brüllte in die Finsternis. »Haqtar! Komm mal rüber.« Ein Mann mit dumpfem Gesicht schwankte an die Bar. »Mach mal hier einen Augenblick weiter.« Er zupfte gereizt an den Bändern seiner Schürze, riß sie über den Kopf und warf sie dem Mann zu. »Das ist kein Aufenthaltsort für Kinder«, murmelte er mit finsterem Blick auf den häßlichen, grobschlächtigen Mann. »Und nichts anschreiben«, fuhr er ihn an. »Kassiere, ehe zu zapfst.«
»Ja, Berom.« Die Worte quollen aus dem dicklippigen Mund, und die schwerfällige Stimme paßte zu dem abgestumpften Gesicht. Seine kleinen Augen leuchteten auf, als sein Blick an Coperic vorbei zu Dinafar und Serroi wanderte.
»Aus dem Weg, Dummkopf.« Coperic packte den klobigen Arm und drehte ihn, bis der Mann zurückwich und vor Schmerz jammerte. »Das ist nichts für dich.« Er wandte sich an Serroi und Dinafar. »Bei den Titten der Jungfrau, Jinnit wird was von mir zu hören bekommen. Das ist doch kein Ort für Kinder. Kommt mit.« Er schob sie durch eine Tür hinter der Theke, quetschte sich dann an ihnen vorbei und ging voran die kleine, hölzerne Stiege hinauf, die bei jedem Schritt ächzte, sogar unter Serrois geringem Gewicht. Serroi ging hinter ihm her und mußte grinsen.
Coperic gehörte zum Netz der Informanten und stillschweigenden Anhänger, das im ganzen Land Biserica unterstützte –und er konnte noch mehr. Nicht einmal Yael-mri wußte, was alles. Ein kluger Mann. Schon die Treppe bewies das mit ihrem gut funktionierenden und unverkennbaren Alarmsystem. Keiner konnte sie erklimmen, ohne lautstark sein Kommen anzukündigen, und nur wenige würden vermuten, daß genau das der Sinn der quietschenden Dielen war.
Am Ende der Treppe dehnte sich ein langer, finsterer Gang in die Dunkelheit, dessen Bodenbretter nachgaben und unter ihren Füßen stöhnten. Serroi hatte allmählich das Gefühl, Coperic wäre ein wenig zu gründlich bei seinen Vorsichtsmaßnahmen. Das ganze Haus schien unter ihren Füßen unsicher zu schwanken.
Coperic stieß eine unverschlossene Tür am Ende des Ganges auf und winkte sie hinein.
Überall lag Staub. Schmierige Teller standen auf einem gleichermaßen schmierigen Tisch. Der Staub selbst sah aus, als würde er alles beschmieren, was er berührte. Die Laken auf' dem ungemachten Bett waren grau vom langen Gebrauch, und aus den schweißbefleckten Steppdecken quoll an verschiedenen Stellen die Füllung. Viele Gerüche hingen in der widerlichen Luft, davon am stärksten schaler Gestank nach Schweiß um Urin. Serroi rümpfte die Nase. »Meinst du nicht, das das hie zu weit geht?«
Als er nicht antwortete, trat sie ans Fenster und spähte durch
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