Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde

Titel: Duell der Magier 02 - Die Bahn der magischen Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
einem beugte sich eine Frau über eine Töpferscheibe und formte eine breite, flache Schale, während junge Mädchen heftig Klumpen feuchten Tons bearbeiteten. In einem anderen Hof waren weitere Tänzerinnen, diesmal älter als die ersten: junge Frauen, die in einem komplizierten Rhythmus tanzten, der von einer rundbauchigen Laute erklang, die eine Frau mit sanftem Gesicht spielte. In einem weiteren Hof saßen Mädchen und Frauen und schnitzten Pfeile. Der Leim für die Federn brodelte dick und glasig in irdenen
    Töpfen, die auf kleinen Holzkohlekesseln standen. In anderen schnitzten Holzarbeiterinnen Schäfte für Armbrüste, während wieder andere aus Hölzern, Stahl- und Bronzeteilen Bögen zusammensetzten und wiederum andere setzten Spitzen auf Armbrustbolzen und kurze Speere. Viele der Frauen und Mädchen in diesen Höfen summten oder sangen bei der Arbeit, einige unterhielten sich und lachten. Biserica erschien Tuli als geschäftiger, lauter, fröhlicher Ort, voll von Leben und trotz der drohenden Kriegsgefahr voll von heiterer Gelassenheit. Rane führte Tuli in ein hohes Zentralgebäude. Die wenigsten Lampen an den Wänden des langen, finsteren Korridors brannten, doch diese heizten die Luft auf und vereinigten den Gestank von brennendem Öl mit den anderen Gerüchen, die in der schalen, reglosen Luft hingen. Rane ging schneller, Körper und Gesicht wirkten angespannt. Ihr heiserer, rasselnder Atem klang zornig. Sie trat in eine weite Halle, die ihren Gang kreuzte und stieß an deren Ende eine Tür eine Spur zu heftig auf. Sie prallte innen gegen den Türstopper. Rane schimpfte leise vor sich hin, fuhr sich mit den Fingern durch ihre fahl-blonde Mähne, betrat dann einen langen, schmalen Raum mit hohen Fenstern und einer Holzbank ohne Rückenlehne an der anderen Wand.
    Am anderen Ende ging eine Tür auf, und eine große Frau mit offenem, klugem Gesicht trat heraus. Sie lächelte. »Na, jucken dich wieder die Sandfliegen, Rane?«
    »Höllenflüche über die Nor. Ich verabscheue den Anblick von...« Rane beendete den Satz mit einer nervösen, ausholenden Handbewegung.
    »Ich weiß.« Yael-mri schaute von Rane zu Tuli. »Eine neue Anwärterin?« Aus ihrer Stimme klang ein Hauch Verbitterung. Tuli hörte es wohl und blickte finster zu Boden.
    Rane hörte es auch und erstarrte. »Eine Freundin«, sagte sie knapp. »Alles weitere wird sich zeigen.«
    »Entschuldigt meine Grobheit«, sagte Yael-mri. Ihr Mund verzog sich zu einem wehmütigen Grinsen. »Wir fühlen uns allmählich etwas beengt.« Sie zog die Tür weiter auf. »Komm herein, damit wir uns unterhalten können.
    Rane rührte sich nicht von der Stelle. »Wenn du gestatte Prieti-Meie«, sagte sie mit einer kühlen Förmlichkeit, Yael-mris Gesicht ein Stirnrunzeln hervorrief. »Wenn die Ammu Rin nicht gerade bei den Shawar ist, benötigen wir ihre Dienste.«
    Yael-mris Augenbrauen zuckten empor. »Ich dachte ...« Sie lachte. »Egal. Die Hitze scheint mir das Gehirn auszutrocknen. Aber dir auch, meine Freundin. Du weißt, daß dir alles im Tal offensteht. Ammu Rin hält gerade einen Zehn-Tages-Kur. Kommt bei mir vorbei, wenn ihr fertig seid.« Sie trat zurück und schloß die Tür.
    Rane entspannte sich, seufzte und fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen. Sie schwieg, während sie den Aste-Wara durchquerte und durch ein Fenster erst in den toten Garten und dann zu den Berggipfeln in der Ferne blickte, deren blaßblaue Spitzen wie Geister jenseits der Außenmauer schwebten. Mit auf dem Rücken gefalteten Händen und zu den runden Bleiglasscheiben gewandtem Gesicht sagte sie: »Yael-mri ist ... war ... die ältere Schwester von Meralis.« Schließlich drehte sie sich um, wirkte wieder gefaßt, ging an Tuli vorüber und rief über ihre Schulter: »Komm mit.«
    Tuli war verwirrt und ein wenig verärgert, aber sie folgte ihr durch ein weiteres Labyrinth von Korridoren, Höfen und Galerien, bis die Exmeie ein schmiedeeisernes Gittertor in einem Spitzbogen aufstieß und hindurchtrat in einen weiten, offenen Garten. Dieser mußte einmal ein herrlicher, friedlicher Fleck gewesen sein. Nun verdörrte das Gras, die Beete waren leer, trockene Erde war zu sauberen Mustern geharkt, teilweise mit Platten belegt und mit niedrigem, knorrigem Gestrüpp ohne jedes Laub durchsetzt. Doch dem Ganzen haftete noch genügend Reiz an, daß man dem Garten ansah, wie er mit Wasser und Pflege wieder aussehen könnte. Rane ließ eine Hand auf Tulis Schulter fallen und hielt sie

Weitere Kostenlose Bücher