Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duell der Unsterblichen

Duell der Unsterblichen

Titel: Duell der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
Vom Netzwerk:
ein plötzliches Prickeln im Nacken – nicht, daß er an Gespenster glaubte …
    »He, wer ist dort?« schrie er gegen den Regen.
    Keine Antwort. Die große, dunkle Gestalt – gut über zwei Meter lang – näherte sich. Einen Moment glaubte Obers zwei gelb-grüne Augen zu sehen, die einen vagen Lichtschimmer reflektierten. Er hob sein Sturmgewehr, lud durch, legte an und drückte ab.
    Nichts geschah; der Abzug gab nicht nach. Panik durchflutete Obers. Die Knarre war gesichert! dachte er, aber sein Zeigefinger war fest um den Abzug gekrampft und unbeweglich. Und die dunkle, undeutliche Gestalt kam mit fließenden Bewegungen auf ihn herab.
    In der letzten Sekunde versuchte er zu schreien, aber seine Lungen hatten keinen Atem. Dann traf ihn das Gewicht und warf ihn rücklings zu Boden. Er fühlte etwas eisig Kaltes durch seine Kehle reißen, fühlte einen unbestimmten Schmerz, der in der größeren Agonie des Erstickens kaum in sein Bewußtsein drang. Etwas Scharlachrotes wuchs vor seinen Augen, bis es eine Sonnenexplosion wurde, die die Welt erfüllte, um dann langsam in endloser Dunkelheit zu verblassen.
     
    Auf einer weiten Waldlichtung steht ein großer Mann mit einer flammendroten Mähne, gekleidet in ein Lederwams, eine lange, lederne Hose und hohe Stiefel. Ein Schwert hängt an seiner Seite, und ein Bogen ist über seinen Rücken geschlungen. An seiner Linken trägt er einen schweren Handschuh, auf dem ein weißer Falke sitzt, von dessen Kopf der Mann eben eine Haube aus weichem Leder genommen hat. Mit einem Schwung seines Handgelenks wirft der Mann den Vogel in die Höhe. Der Falke stößt einen durchdringenden, hellen Schrei aus und steigt hoch in die Luft.
    »Ich hörte sagen«, murmelt einer in der Gruppe der Knechte, die das Schauspiel aus einiger Entfernung beobachten, »daß der Vogel ein verzauberter Mensch sei.«
    »Ja, manche sagen, es sei sein eigener Bruder …«
    »Nein, nicht sein Bruder; ihn erschlug er im Kampf vor den Augen seiner Leute …«
    »Aber beim Leben Jesu Christi, der erschlagene Bruder stand auf und ging …«
    »Und dann wurde er in die Gestalt des weißen Falken verwandelt.«
    »Ich habe ihm schon zu Lebzeiten eurer Großväter gedient«, sagt ein Alter mit schütterem, gelblichweißen Bart, »und mit meinen eigenen Augen habe ich ihn vom Wasser ewiger Jugend trinken sehen. Denn erscheint er – ja, und der Vogel auch – heute nicht genauso wie damals, als ich ein munterer junger Bursche war?«
    »Du, munter? Wann war das, vor oder nach der Sintflut?«
    Als das Gelächter verebbt, wendet sich der Falkner um und blickt sie mit seinen kalten, blauen Augen an.
    »Ihr irrt alle«, sagt er mit klingender Stimme. »Der Vogel ist nur ein Vogel; mein Bruder ist ein tollwütiger Hund; und ich – ich bin ein Toter.«
    Er lächelt und blickt zum Himmel auf, wo der weiße Vogel kreist.

 
XI.
     
1
     
    Grayle hatte in zwei Stunden zwölf Kilometer zurückgelegt, stetig über die dunklen, regengepeitschten Wiesen und Felder marschierend und ohne die Schmerzen in seiner Seite zu beachten. Nun, im moorigen, felsdurchsetzten und mit dichter Vegetation überzogenen Ödland zu Füßen der schwarzen Hügel, fand er seinen Weitermarsch behindert. Er mußte schlammig überfließende Teiche und Sumpfseen umgehen, sich durch Dickichte von Krüppelkiefern, Birken und Fichten kämpfen und tiefe Wasserläufe durchschwimmen, die von den Regenfällen angeschwollen waren. Wo es möglich war, blieb er auf den flachen Felsrücken, die allenthalben aus der Wildnis ragten, glattgeschliffen von den Gletschern der Eiszeit. Einmal verweilte er und lauschte fernen, dumpfen Geräuschen, die wie Artilleriefeuer klangen, aber nach kurzer Zeit hörten sie auf. Später, als er ins Hügelland aufstieg, hörte er voraus und zu seiner Linken Stimmen und das gelegentliche Poltern von Geröll. Die Männer waren geräuschvoll, riefen einander zu und leuchteten mit Taschenlampen über den Hang, der steil, steinig und von Gestrüpp überwuchert war, wo die genügsamen Nadelbäume keinen Wurzelraum fanden. Bald stellte Grayle fest, daß es Soldaten waren. Ein Sergeant bellte zornige Befehle und ermahnte die Männer des dritten Zuges zur Ruhe.
    Grayle umging den Trupp in einem weiten Bogen, während er seinen Aufstieg fortsetzte. Er war jetzt nahe. Es würde nicht mehr lange dauern, bis er wüßte, ob er rechtzeitig gekommen war.
     
2
     
    Eine Stunde nach seinem Erwachen ließ Hardman sein Bett unter dem Protest des

Weitere Kostenlose Bücher