Duell der Zauberer
Armee, und sie erreichten die Ebenen Algariens in erstaunlich guter Verfassung.
»Wir ziehen weiter zur algarischen Feste«, entschied König Rhodar, als die Armee über den letzten Paß strömte und sich auf das hügelige Grasland ergoß. »Wir müssen uns neu formieren, und es hat keinen Sinn, zum Fuß der Klippe zu marschieren, ehe unsere Techniker so weit sind. Außerdem möchte ich einem Thull, der zufällig von oben heruntersieht, nicht die Größe unserer Armee verraten.«
So marschierte die Armee in bequemen Tagesmärschen durch Algarien, eine meilenbreite Spur im hohen Gras hinter sich lassend. Riesige Rinderherden unterbrachen kurz ihr Grasen, um mit mildem Erstaunen zuzusehen, wie die Armee vorbeizog, dann wandten sie sich unter den wachsamen Augen berittener algarischer Clansleute wieder ihrem Futter zu.
Das Lager, das in Südzentralalgarien rund um die mächtige Feste aufgeschlagen wurde, erstreckte sich über viele Meilen, und die Wachfeuer bei Nacht sahen fast aus wie der Widerschein der Sterne. Sobald sie erst einmal bequem in der Feste untergebracht war, vergrößerte sich die Distanz Prinzessin Ce’Nedras vom alltäglichen Kommando über ihre Truppen noch mehr. Ihre Stunden schienen angefüllt mit Langeweile. Das heißt nicht, daß sie keine Berichte empfing. Ein rigoroses Trainingsprogramm wurde aufgestellt, einerseits, weil große Teile der Armee nicht aus Berufssoldaten bestanden, vor allem aber, um den Müßiggang zu unterbinden, der immer zu Disziplinschwierigkeiten führt. Jeden Morgen erstattete Oberst Brendig, der ernste sendarische Baron, dem jeder Humor zu fehlen schien, mit enervierender Gründlichkeit Bericht über die Fortschritte des vergangenen Tages sowie über weitere Einzelheiten, die Ce’Nedra größtenteils widerwärtig fand.
Eines Morgens, nachdem Brendig sich respektvoll zurückgezogen hatte, explodierte Ce’Nedra schließlich. »Wenn er noch einmal von sanitären Einrichtungen spricht, schreie ich«, erklärte sie Adara und Polgara. Die Prinzessin lief im Zimmer auf und ab und wedelte empört mit den Händen.
»Aber es ist für eine Armee dieser Größe sehr wichtig, Ce’Nedra«, sagte Adara ruhig.
»Aber muß er denn immerzu davon reden? Das ist ein widerliches Thema.«
Polgara, die Botschaft, dem kleinen blonden Waisenjungen, geduldig beibrachte, sich die Stiefel zu schnüren, sah auf, schätzte mit einem Blick Ce’Nedras Stimmung ein und machte einen Vorschlag. »Warum nehmt ihr jungen Damen euch nicht Pferde und reitet aus? Frische Luft und Bewegung tut euch sicher gut.«
Es dauerte nicht lange, bis sie Ariana, das blonde Mimbratermädchen, gefunden hatten. Sie wußten genau, wo sie suchen mußten. Sie brauchten allerdings etwas länger, als sie sie von ihrer hingerissenen Betrachtung Lelldorins von Wildantor losreißen konnten. Lelldorin bemühte sich mit Hilfe seines Vetters Torasin, einer Gruppe von arendischen Leibeigenen die Grundbegriffe des Bogenschießens beizubringen. Torasin, ein feuriger junger asturischer Patriot, hatte sich der Armee erst spät angeschlossen. Wie Ce’Nedra vermutete, hatte es zwischen den beiden jungen Männern Mißstimmigkeiten gegeben, aber der Aussicht auf Krieg und Ruhm hatte Torasin letztendlich nicht widerstehen können. Er hatte die Armee in den Vorbergen von Ulgoland eingeholt, auf einem Pferd, das er halb zu Tode geritten hatte. Seine Versöhnung mit Lelldorin war sehr gefühlsbetont gewesen, und jetzt standen sich die beiden näher als je zuvor. Ariana hatte jedoch nur Augen für Lelldorin. Ihre Augen glühten, als sie ihn mit so völlig geistloser Bewunderung anhimmelte, daß es schon erschreckend war.
In weicher algarischer Lederkleidung galoppierten die drei Mädchen im hellen Morgensonnenschein aus dem Lager, unvermeidlich gefolgt von Olban, dem jüngsten Sohn des Rivanischen Hüters, und einer Abordnung von Leibwächtern. Ce’Nedra wußte nicht genau, was sie von Olban halten sollte. Seit ein Murgo im Wald von Arendien einen Anschlag auf ihr Leben unternommen hatte, hatte sich der junge Rivaner zum Anführer ihrer persönlichen Leibwache erklärt, und nichts auf der Welt konnte ihn dazu bringen, seine Pflicht zu vernachlässigen. Aus irgendeinem Grund schien er geradezu dankbar zu sein für jede Gelegenheit, ihr dienen zu können, und Ce’Nedra war sich dumpf bewußt, daß nur rohe Gewalt ihn aufhalten konnte.
Es war ein warmer, wolkenloser Tag, und der blaue Himmel wölbte sich über der unglaublichen Weite
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