Duell der Zauberer
würden Kranke deinen Namen preisen.«
»Sie sieht nun nicht gerade wie eine Rose aus, Ce’Nedra«, wandte Adara ein.
»Ach, Unsinn«, wischte Ce’Nedra den Einwand beiseite. »Ich soll schließlich eine Königin sein, wenn ich also sage, es ist eine Rose, dann ist es eine. Wir bringen sie sofort zu Polgara.« Sie drehte sich zu ihrem rundlichen Pferd um, das müßig die Blumen betrachtete und überlegte, ob es ein paar davon verspeisen sollte oder nicht. »Komm, Nobel«, sagte die Prinzessin. »Wir galoppieren zurück zur Feste.«
Bei dem Wort ›galoppieren‹ zuckte Nobel sichtlich zusammen.
Polgara untersuchte die Blüten sorgfältig, aber zur Enttäuschung der Prinzessin und ihrer Freundinnen wollte sie sich nicht gleich auf ihren medizinischen Wert festlegen. Etwas gedämpft kehrte die kleine Prinzessin still zu ihrem Zimmer und zu ihren Pflichten zurück.
Oberst Brendig erwartete sie. Bei näherer Überlegung kam Ce’Nedra zu dem Schluß, daß Oberst Brendig der bei weitem praktischste Mann war, dem sie je begegnet war. Keine Einzelheit war ihm zu unwichtig. Bei einem geringeren Mann hätte man diese Sorge um Kleinigkeiten als reine Pedanterie abgetan, aber der Glaube des Oberst daran, daß alle großen Dinge sich aus vielen kleinen zusammensetzen, verlieh seiner geduldigen Aufmerksamkeit für Einzelheiten eine gewisse Würde. Er schien überall im Lager zu sein; unter seiner Aufsicht wurden Zeltleinen gestrafft, unordentliche Haufen von Material ordentlich gestapelt und nachlässig offenstehende Westen rasch zugeknöpft.
»Ich hoffe, daß Eure Majestät ihren Ausritt erfrischend fand«, sagte der Oberst höflich und verbeugte sich, als Ce’Nedra den Raum betrat.
»Danke schön, Oberst Brendig«, antwortete die Prinzessin. »Meine Majestät fand es.« Sie war in einer launigen Stimmung, und es machte ihr immer Spaß, den ernsten Sendarier zu necken.
Ein kurzes Lächeln zuckte um Brendigs Lippen, dann kam er unverzüglich zu seinem militärischen Bericht. »Ich freue mich, Eurer Majestät mitteilen zu können, daß die drasnischen Techniker die Hebewerke auf dem Kliff fast fertiggestellt haben«, begann er. »Nur die Gegengewichte müssen noch hinaufgezogen werden, die helfen sollen, die cherekischen Kriegsschiffe hochzuhieven.«
»Wie schön«, sagte Ce’Nedra mit dem leeren, hohlköpfigen Lächeln, von dem sie wußte, daß es ihn zur Verzweiflung trieb.
Brendigs Kiefer preßten sich aufeinander, aber sonst verriet sein Gesicht keine Spur seines Ärgers. »Die Chereker beginnen damit, die Masten und Takelagen von ihren Schiffen abzubauen, um sie auf den Transport vorzubereiten«, fuhr er fort, »und die befestigten Stellungen oben auf der Klippe sind dem Zeitplan schon ein paar Tage voraus.«
»Wie wunderbar!« rief Ce’Nedra aus und klatschte mit mädchenhafter Freude in die Hände.
»Eure Majestät, bitte«, klagte Brendig.
»Es tut mir leid, Oberst Brendig«, entschuldigte sich Ce’Nedra, liebevoll seine Hand tätschelnd. »Aus irgendeinem Grund bringt Ihr meine schlechtesten Seiten zum Vorschein. Lächelt Ihr denn nie?«
Er sah sie mit völlig unbewegtem Gesicht an. »Ich lächle doch, Eure Majestät«, sagte er. »Ach, Ihr habt übrigens einen Besucher aus Tolnedra.«
»Besuch? Wen?«
»Einen General Varana, den Herzog von Anadil.«
»Varana? Hier? Was, um alles in der Welt, tut er in Algarien? Ist er allein?«
»Er wird von einigen anderen tolnedrischen Herren begleitet«, antwortete Brendig. »Sie sind zwar nicht in Uniform, aber sie bewegen sich wie Militärs. Sie behaupten, sie seien private Beobachter. General Varana hat seinem Wunsch Ausdruck verliehen, Euch seine Aufwartung zu machen, wann immer es Euch recht ist.«
»Selbstverständlich, Oberst Brendig«, sagte Ce’Nedra mit einer Begeisterung, die nicht länger vorgetäuscht war. »Bitte schickt sofort nach ihm.«
Ce’Nedra kannte General Varana seit ihren Kindertagen. Er war stämmig, hatte grau werdendes, lockiges Haar und ein steifes Knie, das ihn leicht hinken ließ. Er zeichnete sich durch den trockenen, unterkühlten Sinn für Humor aus, der für die Familie Anadil so charakteristisch war. Von allen vornehmen Familien Tolnedras waren die Boruner mit den Anadilern am besten vertraut. Zum einen kamen beide Familien aus dem Süden, und die Anadiler schlugen sich bei Streitigkeiten mit den mächtigen Familien aus dem Norden für gewöhnlich auf die Seite der Boruner. Obwohl Anadil nur ein Herzogtum war, hatte es nie
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