Duell der Zauberer
sie sich darin. Dann wurde es ihr sehr langweilig.
Die Armee, die sie in Arendien und Nordtolnedra zusammengerufen hatte, wogte wie ein Meer durch die Vorberge von Ulgoland. Die mimbratischen Ritter, deren Rüstungen im hellen Sonnenschein glänzten und deren farbenfrohe Wimpel an ihren Lanzen flatterten, ritten an der Front der Armee, dahinter marschierte Ce’Nedras Infanterie, Sendarer, Asturier, Rivaner und einiger Chereker. In der Mitte, als Herzstück, marschierten die schimmernden Reihen der Legionen des Kaiserreichs Tolnedra, die dunkelroten Standarten hoch erhoben, die weißen Federbüsche auf ihren Helmen im Takt zu ihren gemessenen Schritten wippend. In den ersten Tagen war es sehr aufwühlend gewesen, an der Spitze einer so riesigen Streitmacht zu reiten, die auf ihr Kommando hin nach Osten zog, aber der Glanz des Neuen war bald verblaßt.
Prinzessin Ce’Nedras allmähliches Abtreiben vom Mittelpunkt der Befehlsgewalt war weitgehend ihr eigener Fehler. Die Entscheidungen hatten nun immer häufiger mit Logistik zu tun – mit ermüdenden Einzelheiten über Nachtlager und Feldküchen –, und Ce’Nedra fand die Diskussion über solche Dinge langweilig. Doch diese Einzelheiten waren es, die das Schneckentempo ihrer Armee bestimmten.
Zur allgemeinen Überraschung wurde ganz plötzlich König Fulrach von Sendarien zum obersten Befehlshaber. Er war es, der entschied, wie weit jeden Tag marschiert, wann gerastet und wo das Nachtlager aufgeschlagen wurde. Seine Autorität leitete sich daher ab, daß die Proviantwagen ihm gehörten. Schon zu Beginn des Marsches durch Nordarendien hatte der rundliche sendarische Monarch einen Blick auf die recht skizzenhaften Pläne geworfen, die die alornischen Könige für die Versorgung der Truppen aufgestellt hatten, hatte mißbilligend den Kopf geschüttelt und dann diesen Aspekt des Feldzuges selbst in die Hand genommen. Sendarien war ein Bauernland, und seine Lagerhäuser waren übervoll. Außerdem wimmelten die Straßen und Wege Sendariens zu bestimmten Jahreszeiten von Wagen. Ohne großes Aufheben ließ König Fulrach ein paar Befehle verlauten, und schon bald zogen ganze Karawanen schwer beladener Wagen durch Arendien nach Tolnedra und von dort nach Osten, um der Armee zu folgen. Die Marschgeschwindigkeit der Armee wurde von den knarrenden Proviantwagen diktiert.
Sie waren erst ein paar Tage in den Vorbergen von Ulgo, als König Fulrachs Autorität ihr ganzes Gewicht zeigte.
»Fulrach«, beschwerte sich König Rhodar von Drasnien, als der König von Sendarien eine weitere Rast befahl, »wenn wir nicht schneller ziehen, brauchen wir den ganzen Sommer, um zur Ostklippe zu kommen.«
»Du übertreibst, Rhodar«, entgegnete Fulrach sanft. »Wir kommen gut voran. Die Proviantwagen sind schwer, und die Zugpferde müssen jede Stunde ausruhen.«
»Das ist unmöglich«, erklärte Rhodar. »Ich werde die Geschwindigkeit erhöhen.«
»Das liegt bei dir.« Der Sendarier mit dem braunen Bart zuckte mit den Schultern und blickte kühl auf Rhodars ausladenden Bauch. »Aber wenn du heute meine Zugpferde bis zur Erschöpfung treibst, hast du morgen nichts zu essen.«
Damit war diese Angelegenheit erledigt.
In den steilen Bergen von Ulgo ging es noch langsamer voran. Ce’Nedra betrat das Land der dichten Wälder und felsigen Schluchten nicht ohne Angst. Sie erinnerte sich noch lebhaft an ihren Kampf mit Grul, dem Eldrak, und an die Angriffe der Algroths und Hrulgin, die sie im vergangenen Winter so geängstigt hatten. Aber es gab nur wenige Begegnungen mit den Untieren, die in den Bergen von Ulgo lebten. Die Armee war so groß, daß selbst die wütendsten Bestien sie mieden.
Mandorallen, Baron von Vo Mandor, berichtete bedauernd über nur kurzen Sichtkontakt.
»Vielleicht, wenn ich einen Tagesritt vor unserer Streitmacht ritte, möchte sich eine Gelegenheit ergeben, mit einigen der kühneren Unholde sich zu messen«, überlegte er eines Abends laut, während er nachdenklich ins Feuer starrte.
»Du bekommst auch nie genug, was?« fragte Barak spitz.
»Laß es, Mandorallen«, sagte Polgara zu dem großen Ritter. »Diese Wesen tun uns nichts, und dem Gorim von Ulgo wäre es lieber, wenn wir sie in Ruhe ließen.«
»Ist er immer so?« erkundigte sich König Anheg neugierig bei Barak.
»Schlimmer, als du dir vorstellen kannst«, antwortete Barak.
Der langsame Marsch durch Ulgoland, wie sehr er auch an Rhodars, Brands und Anhegs Nerven zerrte, schonte jedoch die Kräfte der
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