Duell der Zauberer
beleidigen mich ebenso wie meine Gefährtinnen, Meister Beldin«, erklärte Ce’Nedra steif, »aber ich lasse mich nicht von den schmutzigen Reden eines schlechterzogenen Buckligen in die Flucht schlagen.«
»Nicht schlecht«, gratulierte er ihr und flegelte sich ungelenk in einen Stuhl, »aber du mußt noch lernen, dich dabei zu entspannen. Eine Beleidigung hat einen ganz bestimmten Rhythmus und Fluß, den du noch nicht beherrschst.«
»Sie ist noch sehr jung, Onkel«, erinnerte Polgara ihn.
Beldin schielte zu der Prinzessin hinüber. »Wirklich?«
»Laß das«, sagte Polgara.
»Wir sind gekommen…«
»… um uns eurem Unternehmen anzuschließen«, sagten die Zwillinge. »Beldin meint…«
»… daß ihr vielleicht auf Grolims trefft und…«
»… unsere Hilfe braucht.«
»Ist das nicht rührend?« fragte Beldin. »Sie haben noch immer nicht gelernt, vernünftig zu reden.« Er sah Polgara an. »Ist das die ganze Armee, die ihr habt?«
»Die Chereker stoßen am Fluß zu uns«, erwiderte sie.
»Du hättest überzeugender reden müssen«, hielt er Ce’Nedra vor. »Ihr habt nicht annähernd genug Männer. Die Süd-Murgos vermehren sich wie Maden im Speck, und die Malloreaner sind zahlreich wie die Schmeißfliegen.«
»Wir erklären dir noch unsere Strategie, Onkel«, versprach Polgara. »Wir wollen gar nicht direkt mit den Armeen von Angarak kämpfen. Was wir hier tun, dient nur der Ablenkung.«
Er grinste häßlich. »Ich hätte viel darum gegeben, dein Gesicht zu sehen, als du feststellen mußtest, daß Belgarath dir entschlüpft war.«
»Ich würde nicht darauf herumreiten, Meister Beldin«, schlug Ce’Nedra vor. »Die Dame Polgara war nicht erfreut über Belgaraths Entscheidung, und es ist bestimmt nicht klug, ihren Ärger wieder aufzustacheln.«
»Ich habe Pols kleine Anfälle schon öfter erlebt.« Er zuckte mit den Schultern. »Warum schickst du nicht jemanden nach einem Schwein oder Schaf, Pol? Ich habe Hunger.«
»Es ist üblich, die Tiere erst zu kochen, Onkel.«
Er sah sie verblüfft an. »Wozu?«
10
D rei Tage später zog die Armee von der Feste in das Übergangslager, das die Algarier am Ostufer des Aldur errichtet hatten. Die Truppen jedes Landes marschierten getrennt in breiten Reihen und trampelten eine unübersehbare Spur in das kniehohe Gras. In der mittleren Abteilung marschierten die Legionen Tolnedras, mit erhobenen Fahnen und paradegleicher Vollkommenheit. Das Äußere der Legionen hatte seit der Ankunft General Varanas und seines Stabes merklich gewonnen. Die Meuterei auf der Ebene vor Tol Vordue hatte Ce’Nedra zwar viele Männer beschert, aber keine hohen Offiziere, und sobald die Gefahr überraschender Inspektionen gebannt war, hatte sich eine gewisse Laschheit der Legionen bemächtigt. General Varana hatte weder die Rostflecken auf den Brustharnischen noch den allgemein unrasierten Zustand der Truppen erwähnt. Seine sanfte Mißbilligung schien zu genügen. Die hartgesottenen Unteroffiziere, die jetzt die Legionen befehligten, hatten einen Blick auf sein Gesicht geworfen und sofort etwas unternommen. Die Rostflecken verschwanden, und die Legionäre rasierten sich wieder regelmäßig. Hier und da blühten auf den frisch rasierten Gesichtern zwar blaue Flecken, stumme Beweise dafür, daß die Unteroffiziere es für nötig befunden hatten, ihre Truppen nachdrücklich davon zu überzeugen, daß die Ferien vorüber waren.
Zu einer Seite der Legionen ritten die glitzernden mimbratischen Ritter, deren vielfarbige Wimpel von dem Wald ihrer aufgepflanzten Lanzen flatterten. Ihre Gesichter strahlten Begeisterung aus, sonst aber kaum etwas. Ce’Nedra vermutete insgeheim, daß ein großer Teil ihres Rufs von dem grenzenlosen Mangel an allem herrührte, was auch nur entfernt an Gedanken erinnerte. Es bedurfte einer nur geringen Ermunterung, und die Mimbrater würden fröhlich auch den Winter oder die Gezeiten angreifen.
Auf der anderen Flanke der Legionen gingen die braun und grün gekleideten Bogenschützen Asturiens. Diese Plazierung war mit Bedacht gewählt worden. Die Asturier waren ebensowenig mit Intelligenz gesegnet wie ihre mimbratischen Vettern, und man hielt es allgemein für klug, andere Truppen zwischen die beiden arendischen Streitkräfte zu setzen, um Feindseligkeiten zu vermeiden.
Hinter den Asturiern marschierten die grimmig wirkenden Rivaner, ganz in Grau. Sie wurden von den wenigen nicht bei der Flotte befindlichen Cherekern begleitet. Die Flotte wurde bereits
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