Duell der Zauberer
»Darin liegt ja das Problem. Vielleicht ist es notwendig, und wenn ja, dann sollten wir nicht damit herumspielen. Ich glaube, unser Thema hat sich erschöpft. Geh zu Polgara und bleib bei ihr.«
»Ja, Beldin«, sagte Ce’Nedra bescheiden.
Als die ersten Sterne am Himmel aufgingen, wurden die Anker gelichtet, und die cherekische Flotte glitt leise flußabwärts nach Thull Mardu. Obwohl sie noch einige Meilen oberhalb der Stadt waren, wurden Befehle nur heiser geflüstert, und jeder Mann gab acht, daß er keinen Lärm machte, wenn er seine Waffen an sich nahm, den Gürtel festschnallte, die Rüstung einer letzten Prüfung unterzog und den Helm fester auf den Kopf zog.
Mittschiffs hielt Relg mit seinen Ulgonern einen leisen Gottesdienst ab, in den rauhen, gutturalen Lauten der Ulgosprache kaum hörbar murmelnd. Ihre blassen Gesichter waren mit Ruß geschwärzt worden, so daß sie wie Schatten wirkten, als sie dort im Gebet zu ihrem seltsamen Gott knieten.
»Sie sind der Schlüssel zu dem Ganzen«, sagte Rhodar leise zu Polgara, während sie die Andacht der Ulgoner beobachteten.
»Glaubst du wirklich, daß Relg dafür geeignet ist? Manchmal wirkt er etwas unausgeglichen.«
»Er ist in Ordnung«, antwortete Polgara. »Die Ulgoner haben eher noch mehr Grund, Torak zu hassen, als ihr Alorner.«
Die gleitenden Schiffe umrundeten langsam eine weite Biegung des Flusses, und dort, eine halbe Meile flußabwärts, stand die ummauerte Stadt Thull Mardu auf ihrer Insel mitten im Fluß. Auf den Mauern flackerten einige Fackeln, und ein sanfter Schein kam aus dem Innern. Barak drehte sich und enthüllte kurz eine Laterne, während er sie mit seinem Körper schützte, so daß nur ein einziges Aufflackern von Licht herausdrang. Langsam sanken die Anker durch das dunkle Wasser auf den Grund des Flusses, mit einem leisen Knirschen der Taue wurden die Schiffe langsamer, um schließlich ganz zum Stillstand zu kommen.
Irgendwo innerhalb der Stadt begann ein Hund aufgeregt zu bellen. Dann wurde eine Tür aufgerissen, und ein Bellen endete abrupt mit einem Schmerzensgejaule.
»Ich habe nicht viel übrig für einen Mann, der seinen Hund tritt«, knurrte Barak.
Relg und seine Männer kletterten lautlos über die Reling und an Seilen hinab in die kleinen Boote, die auf sie warteten.
Ce’Nedra sah atemlos zu, ihre Augen versuchten angestrengt, die Dunkelheit zu durchdringen. Das schwache Licht der Sterne zeigte ihr kurz einige Schatten die auf die Stadt zuglitten. Dann waren die Schatten verschwunden. Hinter ihnen ertönte das leicht platschende Eintauchen eines Ruders, gefolgt von einer zornig gezischten Ermahnung. Die Prinzessin drehte sich um und sah einen Strom kleinerer Boote, die von der vor Anker liegenden Flotte flußabwärts kamen. Der Stoßtrupp glitt lautlos vorbei und folgte Relg und seinen Ulgonern zu der befestigten Inselstadt der Thulls.
»Bist du sicher, daß sie genug Männer haben?« wisperte Anheg Rhodar zu.
Der rundliche König von Drasnien nickte. »Sie müssen nur einen Landeplatz für uns sichern und das Tor halten, wenn die Ulgoner es geöffnet haben«, murmelte er. »Dafür sind sie genug Leute.«
Ein leichter Nachtwind kräuselte die Oberfläche des Flusses und schaukelte das Schiff leise hin und her. Unfähig, die Spannung noch länger zu ertragen, legte Ce’Nedra die Fingerspitzen an das Amulett, das Garion ihr vor so vielen Monaten geschenkt hatte. Wie immer drang ein Schwall von Gesprächen auf sie ein.
»Yaga, targohekvilta. « Das war Relgs rauhe Stimme, die flüsternd sprach. »Ka tak. Veed!«
»Nun?« fragte Polgara mit hochgezogenen Augenbrauen.
»Ich verstehe nicht, was sie sagen«, antwortete Ce’Nedra atemlos. »Sie sprechen Ulgo.«
Ein ersticktes Stöhnen kam plötzlich aus dem Amulett, dann wurde es schnell und furchtbar unterdrückt.
»Ich glaube, sie haben gerade jemanden getötet«, sagte Ce’Nedra mit zitternder Stimme.
»Dann haben sie angefangen«, meinte Anheg mit einer gewissen grimmigen Genugtuung.
Ce’Nedra nahm die Finger von dem Amulett. Sie konnte es nicht ertragen zuzuhören, wie Männer in der Dunkelheit starben.
Sie warteten.
Dann schrie jemand, ein Schrei, der entsetzliche Qualen verriet.
»Das ist es!« erklärte Barak. »Das ist das Signal. Lichtet die Anker!« rief er seinen Männern zu.
Ganz plötzlich flammten unter den hohen, dunklen Mauern Thull Mardus zwei Feuer auf, und man konnte in ihrem Licht schattenhafte Gestalten erkennen. Im gleichen
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