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Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Karten; es hatte nichts, aber auch gar nichts gegeben, was Shakes nicht mit Virginia gemeinsam erforscht hätte.
    Zur Nachfolgerin von Shakes noch zu jung, bot man ihr die Leitung einer Forschungsgruppe an, berief sie als Dozentin an die Universität und beauftragte sie, ein Shakes-Archiv aufzubauen und die Arbeiten des Professors in seinem Sinne fortzuführen. Trotz dieser frühen Ehrungen war Virginia Allenby erstaunt, ja zunächst sprachlos, als sie den Brief aus Washington erhielt, in dem sie gebeten wurde, im Pentagon vorzusprechen, das sie mit einer wichtigen Aufgabe zum Wohl der USA bekanntmachen wollte.
    Lester Sinclair-Brown, ihr heimlicher Verlobter und Dozent für Kunstgeschichte an der Universität von Berkeley, las den Brief weniger begeistert, sondern sagte nach der Lektüre: »Ich weiß nicht, Ginny, aber das klingt alles sehr nach Schwierigkeiten.«
    Daß er sie immer Ginny nannte, obwohl er wußte, daß sie solche Verniedlichungen nicht ausstehen konnte, hatte sie mittlerweile – immerhin kannten sie sich jetzt schon 14 Monate – als unabwendbar hingenommen; nur seinen ständigen Pessimismus zu dulden war immer noch schwierig. Virginia nahm den Brief wieder an sich und faltete ihn zusammen. »Was ist an einem Brief aus dem Pentagon mit Schwierigkeiten verbunden?« fragte sie.
    »Daß er aus dem Pentagon kommt, Liebes.« Lester Sinclair-Brown sah nachdenklich dem Qualm seiner Zigarette nach. Er war der Ansicht, daß niemals etwas Gutes aus einem Ministerium kommen konnte, und schon gar nicht aus dem Pentagon, dem Zentrum der militärischen Macht der USA. »Zum Wohl der USA; das heißt übersetzt: Hier brauen ein paar Uniformträger wieder einen Sud, den wir früher oder später alle trinken müssen, ob wir's wollen oder nicht. Und du sollst die Suppe vielleicht umrühren, damit sich alle Zutaten gut verteilen.«
    »Ich bin Meeresbiologin und kein Nuklearforscher, Les.«
    »Den Krieg der Sterne hat man fast vorzeigereif entwickelt, vielleicht geht's jetzt in die Tiefen der Meere? Wer ahnt denn, was alles möglich ist, wenn die gute alte Kanone nur noch ein Museumsstück ist? Bisher gehörte der Himmel den Sternen – jetzt zischen Kampfmaschinen in ihm herum. Weiß man, was die nun mit dem Meer vorhaben?«
    »Du siehst, wie immer, alles nur schwarz! Bei dir ist unser gesamtes Dasein nur eine gigantische Fehlentwicklung!«
    »Wozu brauchen die Militärs eine Meeresbiologin, wenn sie mit dem Meer nicht etwas Hinterhältiges im Sinn haben?«
    »Warum denn bloß Hinterhältiges? Warum nicht Gutes?«
    »Seit Jahrtausenden haben militärische Gehirne nur Vernichtung geplant. Das war 4.000 Jahre vor Christi bei den Chinesen und Ägyptern nicht anders als heute in Washington oder Moskau.« Lester Sinclair-Brown hob resignierend die Schultern. »Aber bitte, ich schweige. Fahr hin … Du würdest ja trotz aller Argumente doch fahren.«
    »Ja.«
    »Wenn ich unrecht hatte, bring eine Flasche Whiskey mit … Wenn ich recht hatte, überlege ich mir, ob ich dir nicht noch schnell ein Kind mache.«
    »Ich nehme die Pille, Lester.«
    »Man kann sie mit Kalktabletten vertauschen.«
    »Da mußt du dich aber sehr beeilen! Ich fliege schon morgen nach Washington.« Sie lachte ihr immer ein wenig spöttisch klingendes Lachen, an das sich nun wiederum Lester hatte gewöhnen müssen. »Außerdem könnte mich ein gerade einen Tag alter Embryo nicht belasten.«
    »Ich rechne weiter. Washington will dich von San Francisco wegholen.«
    »Unsinn. Wohin denn? Und warum?«
    »Das wird man dir sagen. Und warum? Lies es doch: um das Vaterland zu retten! Das Pentagon drückt es nur sehr verschlungen aus.« Lester goß sich noch eine Tasse Kaffee ein und sah zu, wie Virginia nervös einen Drink aus Gin, Martini und Limonensaft mixte. Ein harmloser Drink, wenn sie nicht noch Wodka dazugeschüttet hätte. Lester kannte diese Zusammenstellung noch nicht. »Cheerio!« sagte er freundlich. »Wie ich sehe, unterstützest du jetzt den sowjetischen Export.«
    »Es beruhigt mich.« Virginia trank von dem Gemisch einen gehörigen Schluck und atmete dann tief durch, als habe der Drink ihre Kehle gereinigt. »Eine Einladung ins Pentagon bekommt schließlich nicht jeder.«
    Eine Beruhigung hatte Virginia Allenby am übernächsten Morgen wirklich nötig. Sie hatte der im Diktatzeichen angegebenen Dienststelle telefonisch ihre Ankunft in Washington mitgeteilt und ihr Hotel – das ›Carlton‹ – genannt und wurde nun am Morgen von einem

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