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Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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am Südpol ergibt, wenn er ins Pazifik-Antarktis-Bassin treibt.«
    »Und wie ist es mit der Meeresbiologie?« fragte Pittburger.
    »Da sollten wir erst einmal abwarten, wie schnell oder wie langsam er abtaut.« Virginia blickte etwas hilflos von dem einen zum anderen. »Taut er schnell ab –«
    »Das wollen wir nicht hoffen!« fiel ihr Seymore ins Wort.
    »– kann das auf das Plankton und damit auf alle Meereslebewesen natürlich Rückwirkungen haben.«
    »Der Eisberg enthält zwei Billiarden Liter Süßwasser.«
    »Aber das beunruhigt uns nicht. Das Ozonloch über der Antarktis ist wesentlich gefährlicher. Es kann das gesamte Weltklima verändern, ein Treibhauseffekt entsteht, und damit werden die Lebensbedingungen von Pflanzen und Tieren völlig aus ihrer bisherigen biologischen Norm gerissen.« Virginia lehnte sich etwas zurück, sie war enttäuscht. Wozu diese Fahrt nach Washington, wozu dieses Gespräch? »Darüber ist bereits genug geschrieben worden, ohne daß die Menschheit es begreift, ja, es begreifen will. Ein Eisberg, und wäre er so groß wie Kalifornien, ist dagegen kaum interessant. Über Ihren Eisberg im Ross-Meer spricht schon keiner mehr …«
    »Dem Himmel sei Dank!« Seymore faltete die Hände wie ein Prediger beim Amen. »Er soll total vergessen werden! Nur bei uns nicht! Wir brauchen diesen Eisberg, wir besiedeln ihn, wir bauen ihn um, wir installieren auf ihm die modernsten wissenschaftlichen Geräte, er wird eine Forschungsstätte werden, wie man sie bisher noch nicht gekannt hat, und Sie, Virginia, sollen uns dabei helfen!«
    »Ich?« Virginia Allenby hatte Mühe, diesen letzten Satz zu begreifen. »Was soll ich denn da? Auf einem treibenden Eismonstrum?«
    »Sie werden alles vorfinden, was Sie uns angeben, was Sie brauchen für Ihre Forschungen, natürlich in bestens klimatisierten Häusern, die nur die Eigentümlichkeit haben, ins Eis gebaut zu werden. Sie verstehen?«
    »Nein, General.« Virginia wischte sich über die Augen. Sie verstand noch gar nichts. »Warum soll ich meinen Forschungsplatz von San Francisco auf einen Eisberg verlegen? Dazu gibt es keine Notwendigkeit. Jedenfalls nicht für mich.«
    »Aber für uns.« Pittburger nahm einen Schluck Whiskey. Entscheidungen von epochaler Bedeutung zu fällen verlangt beste Nerven. »Virginia, jetzt, da Sie Trägerin eines der größten Geheimnisse Ihres Vaterlandes sind –.« (Virginia mußte unwillkürlich an Lester denken bei diesen pathetischen Worten) »– müssen Sie alles wissen: Auf dem Eisberg werden die extremsten und neuesten Laserstrahlexperimente veranstaltet werden. Eine neue Waffe soll entwickelt werden, die uns unangreifbar macht. Wir werden versuchen, mit Laserstrahlen diesen Eisklotz zu spalten und auch andere Eisberge zu beseitigen, immer mit dem Gedanken: Was mit Eis möglich ist, kann man auch eines Tages mit dem Land machen. Sie, Virginia; brauchen wir, um zu erforschen, ob sich durch diesen geballten Laserstrahleinsatz das biologische Grundgefüge im Meer ändert, wie es sich ändert und was es für Auswirkungen auf die Menschheit hat. Das ist für uns alle eine große Frage. Und dazu – ich wiederhole es – brauchen wir Sie!«
    Virginia schwieg. Wie recht hatte doch Lester! Wenn man im Pentagon plante, ging es nur um Vernichtung. Sie nannten es zwar Verteidigung, aber im Grunde blieb es sich gleich, wie man es beschriftete: Es ging immer um Zerstörung. Und jetzt auch von einem schwimmenden Eisgiganten aus. Beihilfe zum Mord, hatte es Lester genannt – die einzige seelische Beruhigung und das einzige Argument dagegen war, daß auch die Militärs der anderen Staaten intensiv damit beschäftigt waren, immer bessere und schrecklichere Vernichtungswaffen zu konstruieren.
    General Seymore saß noch immer mit gefalteten Händen da und beobachtete Virginias Mienenspiel. Er warf dabei einen Blick hinüber zu Captain Jim Brooks, der bisher, genau wie Henderson, geschwiegen hatte. Wenn Generäle reden, haben untere Chargen still zu sein und zuzuhören. Seymores Blick aber ermutigte ihn jetzt.
    »Miß Allenby –«, sagte Brooks. Er besaß eine angenehme, tiefe Stimme, die väterlich klang, obwohl er erst vierzig war. »Machen wir keine großen Worte. Nur so viel: Das ›Projekt Big Johnny‹, wie wir den Eisberg nennen, kann vielleicht einmal über Leben oder Tod der USA entscheiden.«
    »Das nennen Sie keine großen Worte?« fragte Virginia mit deutlicher Ironie zurück.
    »Ja! Es ist schlicht nur die Wahrheit! Wenn

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