Duell: Island Krimi (German Edition)
die Straße und zog sich Schrammen im Gesicht und an den Händen zu. Albert bückte sich und half ihm auf die Beine, er hielt immer noch die Tasche mit den Blutflecken in der Hand. Er legte Hinrik nahe, freiwillig mit ihm zum Borgartún zu kommen. Wenn er versuchen sollte, Widerstand zu leisten, müsste Albert Verstärkung anfordern, was er gerne vermeiden wollte. Hinrik nickte zustimmend.
»Diese Tasche gehört mir nicht«, sagte er keuchend.
»Ich weiß, dass sie nicht dir gehört«, sagte Albert.
»Ich meine, ich habe keine Ahnung, wieso sie in meinem Auto ist.«
»Aber trotzdem hattest du nichts Besseres zu tun, als sofort abzuhauen.«
»Ich weiß nicht, wie die Tasche in mein Auto gekommen ist.«
»Vielleicht fällt es dir ja noch ein«, sagte Albert und ging mit Hinrik auf den Parkplatz zurück.
Im späteren Verlauf des Tages wurde Hinrik zum Verhör ins Untersuchungsgefängnis gebracht. Angesichts des Beweismittels aus seinem Auto war es nicht schwer, den Haftrichter davon zu überzeugen, Untersuchungshaft anzuordnen. Hinrik wurden Fingerabdrücke abgenommen, und ihm wurde alles weggenommen, was er dazu verwenden konnte, um Hand an sich zu legen: Krawatte, Hosengürtel und Schuhriemen. All das ließ er klaglos über sich ergehen. Er hatte sich mit seinem Rechtsanwalt in Verbindung gesetzt, der auch als Steuerberater für die Firma tätig war. Der Cortina war mit einem Abschleppwagen zur Polizeiwerkstatt gebracht worden, wo die Spurensicherung ihn gründlich auf Fingerabdrücke und Blutspuren untersuchte.
»Hat er versucht abzuhauen?«, fragte Þormar, der Leiter der technischen Abteilung, als Albert kam, um sich nach der Schultasche zu erkundigen.
»Sofort als er die Tasche sah«, antwortete Albert. »Er hatte in den Zeitungen darüber gelesen. Er hat zugegeben, dass die Rumflasche ihm gehört hat. Ihr könnt die Fingerabdrücke von der Flasche mit denen von der Schultasche vergleichen.«
»Vielleicht würdest du es freundlicherweise uns überlassen, was wir machen?«, sagte Þormar, der offenkundig etwas dagegen hatte, wenn ihm besserwisserische junge Kollegen in die Arbeit reinredeten.
»Kannst du mir schon was über die Tasche sagen?«
»Im Augenblick noch nicht. Und selbstverständlich werden wir die Fingerabdrücke mit denen von der Flasche vergleichen. Es scheint, als hätte jemand mit blutigen Händen in die Tasche gefasst, innen sind auch Blutspuren. Vermutlich hat da jemand nach etwas gesucht. Möglicherweise nach den Kassetten, die Marian erwähnt hat.«
»Wahrscheinlich stammen die meisten Fingerabdrücke von dem Jungen selbst«, sagte Albert. »Wir möchten herausfinden, ob mehr als einer am Werk gewesen ist. Ob mehr als ein Unbekannter die Tasche angefasst hat. Es würde uns sehr helfen, mehr darüber zu erfahren.«
* * *
Einer von den sechs noch zu überprüfenden Personen im Hafnarbíó, nach denen die Polizei immer noch fahndete, meldete sich am späten Nachmittag aus eigenem Antrieb. Er hieß Valdimar Másson und ging auf die fünfzig zu. Er war Seemann und war gerade erst wieder an Land gekommen, als er davon erfuhr, dass die Polizei nach den Kinogästen der Fünfuhrvorstellung im Hafnarbíó suchte. Der schlanke Mann war eher klein und wirkte beinahe schmächtig. Er trug ein weißes Hemd mit großem Kragen und sein braunes Sonntagsjackett. Es wirkte beinahe so, als hätte er sich für die Polizei in Schale geworfen.
»Ich habe eine ganze Weile gebraucht, bis ich kapiert hatte, dass ich genau in dieser Vorstellung war«, sagte er.
»Hast du etwas dagegen, wenn wir Fingerabdrücke von dir nehmen?«, fragte Marian.
»Nein, nur zu.«
»Hast du den Jungen im Hafnarbíó bemerkt?«
»Nein. Ich habe die Fotos in den Zeitungen gesehen, aber der Junge ist mir nicht aufgefallen.«
»Und du kennst ihn auch nicht?«
»Nein, ich habe ihn noch nie gesehen.«
»Kennst du einen Mann namens Hinrik?«, fragte Marian.
»Hinrik? Nein, ich glaube nicht. Was für ein Hinrik soll das sein?«
»Ihr habt nicht zufällig im Hafnarbíó zusammengesessen?«
»Nein.«
»Kannst du dich an irgendetwas anderes von dieser Vorstellung erinnern?«
»Viel ist es bestimmt nicht«, sagte Valdimar. »Ich gehe ins Kino, um mir einen Film anzusehen, und nicht die Leute. Ich habe gesehen, wie jemand vor mir ständig an einer Flasche genuckelt hat. Und da waren noch ein paar Jungs, und schräg hinter mir war ein Liebespaar.«
»Kannst du uns dieses Paar beschreiben?«
»Nein, ich hab
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