Duell: Island Krimi (German Edition)
nicht so genau hingeguckt. Und als der Film zu Ende war, wollte ich so schnell wie möglich nach draußen. Der Film war ziemlich mies. Ich hab nur ein oder zwei Mal zu ihnen rübergeschaut, und da haben sie geschmust.«
»Als du rausgingst … warst du als Erster draußen?«
»Ich weiß es nicht mehr, aber ich war sicher einer der Ersten.«
»Bist du links oder rechts hinausgegangen?«
»Rechts.«
»Hast du da vielleicht einen Mann mit einer Schultasche bemerkt, der auf derselben Seite hinausgegangen ist?«
Der Cortina hatte auf der rechten Seite des Kinos gestanden. Hinrik hatte diesen Ausgang benutzt, genau wie Konni, der beobachtet hatte, wie Hinrik ins Auto gestiegen und losgefahren war.
»Nein«, sagte Valdimar, »ich habe keinen Mann mit einer Schultasche gesehen.«
»Er könnte versucht haben, sie mit seinem Jackett oder seinem Mantel zu verdecken.«
»Ich habe nichts bemerkt.«
»Hinrik und du, ihr habt nicht zufällig nebeneinander gesessen?«
»Nein. Ich kannte dort niemanden, das habe ich doch schon gesagt. Was für ein Hinrik ist das eigentlich?«
»Du hast auch nicht in der Nähe des Jungen gesessen?«
»Nein, ich habe diesen Jungen nicht gesehen. Das sage ich doch schon die ganze Zeit.«
»Das Kino ist nicht sonderlich groß.«
»Ja, das ist nur ein kleiner Schuppen. Wie auch immer, ich habe ihn nicht bemerkt.«
»Ist dir jemand aufgefallen, der ein Ausländer hätte sein können?«, fragte Marian.
Valdimar horchte auf.
»Ihr glaubt also wirklich, dass der Täter ein Ausländer ist?«
»Wir glauben nichts.«
»Mir ist niemand aufgefallen. Mir ist gar nichts aufgefallen. Da drinnen hätte auch ein Schwarzer sitzen können, und ich hätte es nicht mitgekriegt.«
* * *
Gegen Abend fuhren Albert und Marian zum Untersuchungsgefängnis, in dem es einen kleinen Verhörraum gab, in den Hinrik gebracht wurde. Er verzichtete darauf, einen Rechtsbeistand an seiner Seite zu haben. Denn er war fest davon überzeugt, dass er sich nichts zuschulden hatte kommen lassen. Es war ihm anzusehen, dass es ihm nicht gut ging, er sah ungepflegt aus und hatte große Schweißflecken unter den Achseln, er litt offensichtlich fürchterlich unter dem Entzug.
»Besteht vielleicht die Möglichkeit, hier an einen Schluck Schnaps zu kommen?«, fragte er als Erstes. »Es braucht nicht viel zu sein. Mir geht es nicht gut. Ich fühle mich beschissen.«
»Wir können einen Arzt rufen, wenn du willst«, sagte Marian. »Bei uns kannst du allenfalls einen Schluck Wasser bekommen. Das müsstest du doch eigentlich wissen.«
»Was zum Teufel kann ein Arzt für mich tun? Könnt ihr mir nicht ein paar Tropfen besorgen? Ich fühle mich hundeelend.«
»Wir werden sehen, was wir für dich tun können«, sagte Marian. »Ist es korrekt, dass du an dem Tag, als Ragnar erstochen wurde, eine Flasche Rum mit in dieses Kino genommen hattest?«
»Das …«
Mehr kam nicht aus Hinrik heraus. Es wirkte, als hätte er die Frage schon wieder vergessen.
»Du trinkst auch tagsüber?«, erkundigte sich Albert.
Hinrik sah ihn schweigend an, und anschließend blickte er lange auf Marian Briem. Er antwortete nicht.
Von den Angestellten in der Firma hatte Albert erfahren, dass Hinrik geschieden war. Er war viele Jahre mit ein und derselben Frau verheiratet gewesen und hatte drei Kinder mit ihr. Sie hatte ihn wegen seiner Trinkerei verlassen, hatte die Scheidung eingereicht und das Sorgerecht für die drei Kinder bekommen. Hinriks Angestellte sprachen gut über ihren Chef, sie sagten aber auch, dass es ihm seit der Scheidung dreckig gehe. Sie wussten sogar zu berichten, dass er sich mindestens einmal mit seinen drei Kindern auf der Rückbank sturzbetrunken ans Steuer gesetzt hatte.
»Hast du ein Alkoholproblem?«, fragte Marian Briem.
»Das geht euch nichts an«, antwortete Hinrik schließlich.
»Die Rumflasche, die wir gefunden haben, war also deine?«, fragte Marian. »Wir vergleichen die Fingerabdrücke darauf mit deinen. Das Ergebnis wird in ein paar Tagen vorliegen. Du könntest die Sache aber beschleunigen, indem du mit uns kooperierst.«
»Es kann schon sein, dass ich mal zu tief in die Flasche schaue«, sagte Hinrik, »aber das geht euch nichts an.«
»Die Flasche hat dir gehört«, sagte Albert. »Warst du in dieser Fünfuhrvorstellung betrunken?«
»Nein«, sagte Hinrik.
»Hast du, wenn du trinkst, manchmal Blackouts?«
»Was?«
»Kommt es vor, dass du dich hinterher an nichts mehr erinnern kannst, wenn du trinkst, dass
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