Duell: Island Krimi (German Edition)
muss man wohl ausgehen.«
»Weshalb setzt er sich dann nicht mit uns in Verbindung?«
»Tja, das ist natürlich die Frage.«
»Wieso denkst du auf einmal, dass es sich um einen Isländer handeln könnte?«
»Ich weiß es nicht. Ich finde es nur nicht richtig, es von vornherein auszuschließen.«
»Was wird da eigentlich gespielt?«
»Überschlaf das jetzt erst mal, und grüß mir deine Paula«, sagte Marian und beendete das Gespräch.
Als sie zu Bett gegangen waren, nahm Guðný Albert in die Arme, küsste ihn und fragte, wieso er den Schlitten mitgebracht hatte. Albert sagte, er wolle ihn reparieren, den Rost abschleifen und ihn neu lackieren, um ihn dann Paula zu schenken. Sie habe vorgeschlagen, ihn im Wohnzimmer aufzustellen, aber vielleicht sei das ja auch ein wenig zu viel des Guten.
»Wäre es nicht tatsächlich ganz originell?«, sagte Guðný, während sie Albert über den Bauch streichelte.
»Ich glaube, Marian sagt mir nicht alles«, sagte Albert nach einigem Schweigen.
»Wieso glaubst du das?«
»Es ist nur so ein Gefühl, und ich finde es unerträglich.«
»Warum sprichst du es nicht an?«
»Das werde ich tun, wenn es so weitergeht«, erklärte Albert.
»Was verschweigt Marian dir denn?«
»Da ist irgendetwas. Dieses Telefongespräch vorhin … Marian weiß mehr als ich. Und das dürfte eigentlich nicht sein.«
»Was kann es denn sein?«
»Ich weiß es nicht.«
Guðnýs Hand glitt weiter nach unten, bis sie die Schamhaare erreichte. Sie zupfte ein wenig daran.
»Ich könnte auch einen Blumentopf draufstellen.«
»Auf was denn?«
»Auf den Schlitten.«
»Könnte gut aussehen«, sagte Albert und küsste sie.
»Die Mädchen sind doch hoffentlich schon eingeschlafen?«, flüsterte sie.
»Bestimmt.«
Sie spürte, wie sein Glied in ihrer Hand steif wurde.
Albert stöhnte leise.
»Ich tu dir doch nicht weh?«, fragte sie.
»Nein«, sagte er und streichelte ihre Haare, die nach Sommer dufteten. Sie küssten sich leidenschaftlich, bevor sie sich über ihn beugte. Er spürte die Liebkosungen ihrer heißen Zunge, er spürte Küsse, die immer intensiver wurden und andauerten, bis sie so feucht und still wie die Nacht waren.
Marian parkte das Auto auf einem Parkplatz in der Nähe der Laugarnes-Schule und ging hinüber zu dem großen Schwimmbad im Laugardalur. Das gesamte Schwimmbadgelände war von einem Drahtzaun umgeben. Vor dem Eingang parkten drei Autos. Marian ging in aller Ruhe an ihnen vorbei zu der großen Zuschauertribüne. Marian setzte sich. Von der Tribüne aus hatte man einen guten Blick auf das Fünfzigmeterbecken und die heißen Pools. Einige vollständig bekleidete Männer standen in der Nähe der Duschzellen und unterhielten sich, einige rauchten, andere hatten die Hände in den Hosentaschen. Marian verfolgte die Nachrichten über die Schachweltmeisterschaft genau und glaubte einen Sekundanten zu erkennen, der sich stets in der Nähe von Fischer aufhielt.
Die Tür zu den Duschräumen für die Männer öffnete sich, und ein großer, schlaksiger Mann mit langen Armen kam heraus. Er sagte etwas zu den Männern, die lachten, und ging dann ein Stück am Beckenrand entlang, bevor er in die Hocke ging, die Arme vorstreckte und ins Wasser hechtete.
Marian erkannte ihn sofort, seine Bewegungen, sein markantes Profil, das dunkle Haar. Was Albert erzählt hatte, stimmte. Bobby Fischer ging in der Nacht schwimmen.
In den Zeitungen hatte gestanden, er lege größten Wert darauf, körperlich fit zu sein. Fischer zog mit kräftigen Zügen einige Bahnen, dann drehte er sich zur Entspannung auf den Rücken und ließ sich einfach treiben, ruhig und entspannt. Er genoss es sichtlich, das Schwimmbad für sich alleine zu haben, in seiner eigenen Welt zu sein, für eine kleine Weile den Schachzwängen entronnen.
So wie er da im Wasser herumpaddelte, war es ihm nicht anzusehen, dass er auf dem Höhepunkt seiner Karriere stand. Dass die Welt jede seiner Bewegungen verfolgte. Dass Großmächte seinetwegen ins Zittern gerieten. Vielleicht würde es niemals wieder einen solchen Schachspieler wie Bobby Fischer geben. Einen Schachspieler, der eine vergleichbare historische Rolle spielen würde, an den so viele Forderungen gestellt wurden, der die Schachwelt so unter Druck setzte. Er trat ganz allein gegen die größte Schachmacht der Welt an, die den Weltmeistertitel seit einem Vierteljahrhundert gepachtet hatte. Fischer hatte die Möglichkeit, als erster Amerikaner Schachweltmeister zu
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