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Dünengrab

Dünengrab

Titel: Dünengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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nicht, zumindest nicht hier im Eingangsbereich. Ceylan und Fred waren zusammen mit Torsten von der Wache und mit starken Taschenlampen ausgerüstet an den grauen und mit Moos bewachsenen Wänden auf und ab marschiert, die sich wie der Körper eines toten Wales aus dem Dunst schälten. In der Ferne rauschten gut hörbar die Wellen. Dann hatten sie die Stufen entdeckt.
    Die Stufen waren aus Beton. Darauf lagen Holzbohlen. Am Ende der Treppe führte ein Gang rechts um die Ecke. Geradeaus wirkte es, als blicke man in eine umgedrehte Pyramide. Dort hatte sich früher sicher ein MG zum Schutz gegen Eindringlinge befunden. Auffällig war, dass Stufen und Gang in der Mitte nicht sandbedeckt waren. Hier war jemand gegangen, und zwar nicht gerade selten. Weiter war die rostige Metalltür, die das Innere des Bunkers verschloss, mit einer Kette gesichert. Die Kette sah neu aus, ebenfalls das Schloss daran.
    »Das ist ja mal ein Ding«, sagte Torsten, der hinter Ceylan und Fred stand.
    »Sieht aus«, sagte Ceylan, »als ob Tjark recht hatte.« Sie blickte zu Fred. »Und jetzt?«
    Fred antwortete: »Jetzt müssen wir improvisieren.«
    »Die Tür ist von außen abgeschlossen worden. Also wird der Täter nicht drinnen sein. Aber vielleicht …«
    »Vikki Rickmers.«
    Ceylan nickte, trat einen Schritt vor und hämmerte an die Tür. Es klang hohl. »Hallo! Hier ist die Polizei! Ist da jemand?« Sie lauschte. Vergeblich. »Wir müssen das Schloss öffnen.«
    »Kollegin«, hörte sie Torsten von hinten, »wir haben aber keinen Schlüssel und …«
    »Dienstwaffe, bitte.« Fred streckte die Hand in Richtung Torsten aus.
    »Ehm.« Ceylan vernahm, wie der Polizist die Nase hochzog.
    Fred nickte ihm auffordernd zu. »Wird’s bald?«
    »Warum?«, fragte Torsten.
    »Damit ich das Schloss aufschießen kann«, sagte Fred ruhig.
    »Also …« Torsten stammelte. »Die Chefin reißt mir den Kopf ab. Sie reißt mir sowieso den Kopf ab, weil ich die Wache verlassen habe. Sie reißt mir auch den Kopf ab, weil ich nicht auf den Alarm reagieren konnte, weil ihr …«
    »Die Chefin hat alles im Griff«, antwortete Fred immer noch gelassen. »Dienstwaffe, bitte.«
    Torsten blähte die Backen auf und gab ein Pusten von sich. Ceylan hatte jetzt die Nase voll. »Gib Fred die Waffe!«, herrschte sie ihn an. »Hast du Stroh im Kopf?« Sie zeigte mit dem Finger auf ihn. »Du zwei grüne Sterne auf der Schulter – Fred und ich aber drei silberne, großer Ärger voraus! Schnallst du das jetzt?«
    Torsten fuchtelte mit der Taschenlampe herum und machte eine abwehrende Geste. »Schon gut«, sagte er, löste die Sicherung am Holster und reichte Fred die Pistole.
    »Danke«, sagte Fred und warf Ceylan einen Blick zu. Sie verdrehte die Augen.
    »Mann, das wird mich einen riesigen Bericht kosten …«, jammerte Torsten.
    Fred nahm das Magazin aus der Waffe und drückte mit dem Daumen zwei Patronen heraus. »Ihr solltet besser nach oben gehen und euch die Ohren zuhalten«, sagte er. Er schob die Spitze der Kugeln zwischen die gespitzten Lippen und befeuchtete sie. »Das wird laut.«
    Ceylan sah noch, wie Fred sich die Patronen wie Ohropax in die Gehörgänge steckte. Dann fasste sie Torsten beim Arm und schob ihn vor sich her die Stufen hinauf. Sie stellten sich etwas abseits. Ceylan hörte Fred sagen: »Bei drei.«
    Dann zählte er runter. Ceylan steckte sich die Finger fest in die Ohren und wurde vom Rauschen ihres Blutes umfangen. Es krachte drei Mal und blitzte grell auf. Sie nahm die Finger aus den Ohren und hörte ein metallisches Quietschen, als Fred unten die Tür öffnete.

77
    Ein weiteres Mal schwappte das Wasser in Vikkis Gesicht und spülte über sie hinweg. Die Boje taumelte und schleifte sie einige Meter über den schlickigen Grund. Vikki versuchte mit aller Kraft, sich dagegen anzustemmen. Aber ihre Füße verschwanden im Matsch, was nur dazu führte, dass sie die wenige Kontrolle über ihren Körper verlor und erneut untertauchte. Dann straffte sich die Kette. Die Boje verharrte in ihrer letzten Position. Vikki schnaubte und schüttelte das nasse Haar aus dem Gesicht. Ihr war eiskalt, und wenn sie nicht ertrinken würde, dann würde sie an Unterkühlung sterben. Sie hörte das Rauschen des Meeres und des Windes. Um sie herum war nichts als Schwärze: die Dunkelheit der Nacht und des Wassers, dazu der dichte Nebel.
    Das Wasser stand jetzt über einen Meter hoch. Dabei würde es nicht bleiben. Wenigstens hatte es das Klebeband etwas gelöst. Es saß an

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