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Dünengrab

Dünengrab

Titel: Dünengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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mitbekommen, weil er mit Zeugenbefragungen befasst war und wohl gerade in irgendeinem Restaurant zu Abend aß oder auf seiner Baustelle herumturnte. Und unterdessen riss Berndtsen sich alles unter den Nagel – obwohl Tjark doch mit dem Staatsanwalt …
    Verhoeven. Natürlich. Der Mistkerl musste irgendeine Rolle spielen. Tjark beschloss, unbedingt noch mit Fred zu telefonieren. Er musste seine Meinung hören und mit ihm das weitere Vorgehen absprechen.
    »Ich werde zwar nicht wirklich schlau aus allem«, sagte Tjark mit einem Seufzen, »aber danke für die Infos.«
    Fee lächelte und streckte die Beine aus, um sie auf Tjarks Oberschenkeln abzulegen. »Bekomme ich zur Belohnung eine Fußmassage?«
    »Was?«
    »Fußmassage.« Sie wackelte mit den Zehen.
    Tjark ließ den Kopf in den Nacken fallen, schloss die Augen und stöhnte. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Dann hob er den Kopf und dachte: Ach, scheiß drauf.
    »Du bist echt durchgeknallt und unmöglich, Fee, hat dir das schon mal jemand gesagt?«
    »Ja, schon einige.«
    »Eine Minute«, sagte er mit erhobenem Zeigefinger.
    Fee nickte artig.
    »Und es hat nichts zu bedeuten.«
    Sie nickte nochmals. »Überhaupt nichts.«
    Tjark streckte die Hände aus und knetete Fee die Fußballen. »Du glaubst im Ernst, Berndtsen will die Kommission übernehmen?«
    »Ich glaube eher«, hörte er sie heiser antworten, »dass er das schon getan hat.«

40
    »Wo sind wir denn hier? In einem schlechten Film?« Tjark war stinksauer.
    Staatsanwalt Dr. Verhoevens forsche Schritte knirschten im Kies. Tjark ging rechts, Fred links neben ihm her. In ihrem Windschatten versuchte Femke aufzuschließen.
    Verhoeven ging nicht auf Tjarks Bemerkung ein. Er hielt weiter auf das Rathaus zu. »Sie sollten Ihr Auto wirklich mal reparieren lassen«, sagte er schließlich. »Das sieht ja gemeingefährlich aus.«
    »Ich mache Ihnen vor der Presse den Tanzbären, und dann werde ich nicht mal darüber informiert, dass …«
    Verhoeven blieb abrupt vor der Flügeltür stehen. »Es ist ein publicityträchtiger Fall. Sie haben Medienerfahrung und einen guten Namen in der Öffentlichkeit. Ich weiß nicht, was daran schlecht gewesen sein soll, Sie einzubinden. Und ich kann mich nicht erinnern, dass Sie etwas dagegen hatten.«
    Das stimmte. Tjark war klar gewesen, dass Verhoeven ihn in erster Linie als Vehikel für die eigene Publicity benutzt hatte. Das war der Preis dafür, wieder ins Rennen zu kommen. Trotzdem hatte Verhoeven sehr wohl verstanden, wie Tjark und Berndtsen zueinander standen, nämlich gar nicht.
    »Ich hatte gesagt«, fügte der Staatsanwalt an, »dass ich Sie als Kommissionsleiter will. Ihr Chef hat das abgelehnt, Sie haben es ja selbst mitgehört. Ich habe mich weder bei meinem noch bei Ihrem Chef und auch nicht bei dessen Chef durchsetzen können. That’s it. «
    »Wieso Berndtsen?«
    Verhoeven zögerte einen Moment. Dann fasste er nach der Klinke und öffnete die Tür. »Weil es Teil des Deals war.«
    »Deal?«, fragte Fred und wich Verhoevens Aktenkoffer aus, den er durch die Tür schwang.
    »Deal« sagte Verhoeven zu Fred und hastete durch das Foyer auf die Treppen zu. »Der Deal, der besagt, dass Sie und Herr Wolf weiter in der Kommission verbleiben und von Ihrem Abteilungsleiter nicht zurückgepfiffen werden. Es hätte sehr schlecht ausgesehen, wenn jemand mit einem Bekanntheitsgrad wie Herr Wolf erst vor die Kameras tritt und schließlich …«
    »Berndtsen übernimmt die Leitung, damit wir bleiben können?«, fragte Tjark fassungslos.
    »Sie haben uns verschachert«, sagte Fred und keuchte die Treppe hinauf.
    Verhoeven blieb auf den Stufen stehen. Femke buffte mit der Schulter in Tjarks Rücken und sagte leise: »’tschuldigung.«
    Verhoeven sah Fred und Tjark an. »Wäre es Ihnen denn lieber, wieder am Schreibtisch zu sitzen?«
    Tjark hob abwehrend die Hände. »Gut. Wir haben wichtigere Dinge zu tun.«
    »So ist es.«
    Sie betraten den Sitzungsraum, in dem Berndtsen bereits mit der versammelten Mannschaft wartete, Tjark mit einem nichtssagenden Blick empfing und demonstrativ auf die Uhr blickte. Berndtsen trug einen preiswerten hellbraunen Anzug. Das Rot seiner Krawatte biss sich mit der Farbe des Preiselbeerflecks am Mund, der ein souveränes Lächeln aufsetzte, als Berndtsen Verhoeven mit Handschlag begrüßte. Dann wandte er sich Femke zu und fragte in den Raum: »Die Schutzpolizei gehört ebenfalls zur Soko?«
    Tjark wollte antworten, aber Femke erledigte es selbst.

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