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Dünengrab

Dünengrab

Titel: Dünengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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»Herr Wolf hat mich und meine Dienststelle in die Ermittlungen eingebunden, weil wir über genaue Ortskenntnisse verfügen.«
    »Aha.«
    Berndtsen musterte Femke. Tjark gefiel der Blick nicht. Am liebsten hätte er sich vor Femke gestellt. Aber sie kam auch ohne ihn klar und fragte: »Ist was?«
    Berndtsen verschränkte die Arme und sparte sich eine Antwort. Er wandte sich an die rund fünfzehn Kollegen, die aus dem Ermittlerpool der Behörden aus Wilhelmshaven, Aurich, Norden, Wittmund und Oldenburg für die Soko zusammengezogen waren. Gute Leute, wie Tjark wusste. Vom Kriminalkommissariat aus Aurich entdeckte er eine Bekannte mit karottenrotem Haarschopf und nickte ihr knapp zu.
    Sie alle wollten sich ebenso wie Staatsanwalt Dr. Verhoeven über den Stand der Dinge ins Bild setzen lassen. Dafür hatte Tjark einiges vorbereitet. Doch das war jetzt Berndtsens Party. Und dann ging die Party los.
    »Eines der Opfer«, erklärte Berndtsen, »ist bereits identifiziert.« Er erläuterte die Sache mit Anna Novák. Was Tjark noch nicht wusste, war, dass es eine Vermisstenmeldung in Bezug auf Novák gegeben hatte. Zudem gab es aus dem letzten und vorletzten Jahr zwei weitere Vermisstenmeldungen von Personen aus der Gegend von Wilhelmshaven, die ins Profil passten: Valerie Köster und Olga Chzmielek, beide Mitte zwanzig. Sie boten sich als Escorts über den Internetdienst an, bei dem auch Anna Novák gelistet war. Über Vikki Rickmers hatte man dort nichts gefunden. Die weiteren rechtsmedizinischen Untersuchungen sollten sich darauf konzentrieren, festzustellen, ob Köster und Chzmielek unter den Opfern waren. Dann ergäbe sich ein klareres Bild. Der Typ legte vorzugsweise Nutten um, weil es einfach war, mit ihnen Kontakt herzustellen. Er buchte sie entweder oder las sie irgendwo auf. Vielleicht suchte er sich seine Opfer aus dieser Klientel, weil er ein Problem mit Sex hatte. Vielleicht wollte er sich an sexuell aktiven Frauen rächen. Vielleicht dachte er einfach, dass eine Bordsteinschwalbe mehr oder weniger keinen kratzte.
    Berndtsen erklärte weiter, dass sich die Ermittlungen außerdem auf den Internetdienst fokussieren würden.
    Es folgte die Zusammenfassung von Kollegen. Demnach war Vikki Rickmers’ Onkel befragt worden. Sie hatte lange bei ihm gelebt, und es gab eine Reihe von Jugendamtsunterlagen über sie. Der Onkel hielt keine besonders großen Stücke auf Vikki und gab an, von seiner Nichte seit Jahren nichts mehr gehört zu haben. Für den Zeitraum ihres Verschwindens hatte er ein sicheres Alibi und besaß außerdem keinen Führerschein – er war ihm wegen Trunkenheit am Steuer bereits mehrfach entzogen worden. Auch der Besitzer des 69 war erneut vernommen worden. Den Namen Anna Novák hatte er noch nie gehört, er kannte keine Valerie Köster oder Olga Chzmielek. Die weiteren Überprüfungen konnten keinen Kontakt zwischen ihm und Novák oder den beiden anderen herleiten.
    Dann hob Tjark die Hand. Berndtsen sah ihn emotionslos an und nickte. »Ich benötige eine Vorladung für Carsten Harm.« Er warf Femke einen Seitenblick zu. »Harm«, fuhr er fort, »stand zuletzt in direktem Kontakt zu Vikki Rickmers. Weiter hat die Auswertung ihres Handys ergeben, dass vor ihrem Verschwinden ein Gespräch mit der Werlesieler Brauerei stattgefunden hat, und …«
    Berndtsen lächelte. »Wenn ihr eine Brauereibesichtigung machen wollt, nur zu.«
    »Es geht um etwas mehr als das.«
    »Oh, sicher um die Bestätigung einer handfesten Theorie.«
    Tjark schwieg.
    » Meine Theorie ist folgende«, sagte Berndtsen. »Der Killer kommt nicht aus dieser Gegend, kennt sie aber. Er bucht seine Opfer in Wilhelmshaven im Internet und verlässt mit ihnen die Stadt. Er fährt mit ihnen in einen Wald oder auf eine Autobahnraststätte. Dort hat er Sex mit ihnen. Er legt ein paar Scheine drauf, um sie für die ganze Nacht zu buchen. Die Frauen willigen ein. Er fährt mit ihnen in ein abseits gelegenes Haus. Dort gibt es weiteren Sex und reichlich Alkohol. Die Opfer sind benommen. Er fesselt und wirft sie ins Wasser. Dann fischt er sie raus, schießt ihnen das Gesicht weg, verpackt sie und bringt sie weit weg nach Werlesiel, wo er den Küstenstreifen als sicheren Ort kennt. Er ist spätnachts unterwegs und nutzt den Schutz der Dunkelheit, damit ihn niemand beobachtet.«
    Tjark spürte Femkes Blick. Sicher wartete sie auf seinen Einspruch. Er würde ihr später erklären, warum er den Mund hielt.
    »Er fährt einen größeren Geländewagen«,

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