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Dünengrab

Dünengrab

Titel: Dünengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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auf meine Kosten ernten.«
    Fred verschluckte sich etwas.
    Tjark sagte: »Gut, dann kommen wir mit einer gerichtlichen Verfügung wieder, und ich rufe Staatsanwalt Dr. Verhoeven …«
    »Ich kenne ihn gut aus dem Freundeskreis Wittmund-Wangerland.« Mommsen schnitt Tjark das Wort ab. »Er ist Präsident des Clubs, dem ich jährlich einige zehntausend Euro für soziale Projekte spende. Wir können ihn sofort anrufen und fragen, ob er einen Gerichtsbeschluss oder eine Verfügung wegen eines Telefonats ausstellen möchte, das eventuell irgendjemand mit irgendjemandem wegen irgendwas geführt hat. Meinen Anwalt ebenfalls.«
    Mommsen hat leider recht, dachte Tjark, sagte aber dennoch: »Es ist nicht nötig, mir meinen Beruf zu erklären.«
    »Es ist ebenfalls nicht nötig, mich in meinem Büro unter Druck zu setzen. Sie erwähnten es eben: Sie kennen mich nicht. Nun lernen Sie mich kennen.«
    Tjark wäre gerne aufgestanden und hätte Mommsen die Fresse poliert. Nicht deswegen, weil der sich für King Kong hielt. Das war halt sein Wesen. Das überhebliche Lächeln allerdings, das er die ganze Zeit zur Schau trug, ging Tjark gewaltig auf die Nerven. Fred schien das zu bemerken. Er warf Tjark einen Blick zu, stellte seinen Kaffee ab und fragte: »Haben Sie Vikki Rickmers für eine Party gebucht?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.« Ein kaum wahrnehmbares Blinzeln verriet Tjark, dass Mommsen sehr wohl wusste, wovon Fred sprach.
    »Was sind das für Partys?«
    »Welche meinen Sie?«
    »Die auf Ihrem Firmengelände.«
    »Es gibt gelegentlich gesellige Anlässe mit Geschäftskunden und Multiplikatoren – wie nennt man das heute: Socializing, Vernetzung. Es gibt ebenfalls kleinere Feiern zum Abschluss von Brauereibesichtigungen.«
    »Wann war die letzte?«
    »Da müsste ich im Terminkalender nachsehen.«
    »War Vikki Rickmers ebenfalls eingeladen?«
    Mommsen seufzte und grinste wieder diese süffisante Grinsen. »Ich muss doch wirklich bitten. Sie unterstellen, dass eine Prostituierte …«
    Tjark unterbrach Mommsen. »Frau Rickmers ist Ihnen als Prostituierte bekannt? Woher?«
    Mommsen sagte: »Es gab doch diese Suchmeldung im Fernsehen und in der Zeitung.«
    »Darin war von Frau Rickmers’ Betätigung keine Rede.« Tjark warf den Spiralblock auf den Tisch, griff nach dem Kaffee und trank einen Schluck. Dann stellte er die Tasse zurück und atmete tief ein und aus. »Vikki Rickmers’ Verschwinden kann im Zusammenhang mit einer Straftat sowie den Leichenfunden in Werlesiel stehen. Wir bitten Sie lediglich um Mithilfe wegen dieses Telefonats, jede Spur ist wichtig. Wenn es dabei um eine delikate Angelegenheit ging und Frau Rickmers zu einer sehr privaten Feier eingeladen worden war, die am Abend und kurz vor ihrem Verschwinden stattgefunden hat, können Sie sich auf Diskretion verlassen. Ich kann verstehen, dass Sie sich oder jemanden aus Ihrem Unternehmen nicht in Schwierigkeiten bringen möchten. Aber es geht hier nicht um einen Strafzettel für Falschparken.«
    Mommsen rührte mit dem Silberlöffel in der Tasse und schien nachzudenken.
    »Gab es kürzlich eine solche Feier?«, fragte Fred.
    »War Carsten Harm zu Gast?«, fragte Tjark.
    Mommsen rührte weiter im Kaffee.
    »Fokko Broer ebenfalls? Sie haben ihn kürzlich besucht? Meine Kollegin Frau Folkmer und ich haben Ihren Wagen zufällig gesehen.«
    »Broer und ich hatten etwas zu besprechen.« Mommsen klang wie ein Leopard kurz vor dem Sprung.
    »Und was?«
    »Das geht die Polizei nun wirklich nichts an.« Mommsen nahm den Löffel aus der Tasse, ließ ihn erneut abtropfen und legte ihn zur Seite. Er schien eine Entscheidung getroffen zu haben. »Es gab kürzlich auf meinem Firmengelände die informelle Feier eines Vertragsabschlusses mit geladenen Gästen«, sagte er dann. »Es ist möglich, dass Frau Rickmers anwesend war. Es könnte sein, dass sie viel getrunken und die Feier gegen ein Uhr verlassen hat.« Tjark griff nach dem Notizblock und schrieb mit. Mommsen fuhr fort: »Wenn das so war, dann wäre ihr ein Taxi gerufen worden, und zwar sicher vom Unternehmen Brunsen, auf das Frau Rickmers draußen gewartet hätte, nachdem sie das Gebäude allein verließ.«
    »Kann das jemand bezeugen?«
    »Falls das alles zutrifft«, sagte Mommsen weiter vage, »ganz bestimmt.«
    »Wer war zu Gast bei der Feier?«
    »Mehr habe ich aktuell nicht zu sagen.«
    Tjark stoppte in der Bewegung und spürte, dass seine Hände feucht wurden. Er mahlte auf den Backenzähnen. »Sie

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