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Dünengrab

Dünengrab

Titel: Dünengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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solche Dinge. Für den fraglichen Abend war uns eine Zusammenkunft bei Werlesieler mit Publikumsverkehr angemeldet worden.«
    »Was sicher auch aus Ihren Unterlagen hervorgeht. Könnte ich davon Kopien bekommen?«
    »Natürlich.«
    »Was sind das für Feiern?«
    »Alle möglichen mit zehn bis fünfhundert Personen. Brauereiführungen, Zusammenkünfte mit Lieferanten und Geschäftspartnern oder gesponserten Vereinen, das Brauereifest, Versammlungen von Clubs …«
    Tjark winkte ab.
    Ruven sagte: »Mommsen tut sehr viel für seine Vernetzung. Er ist wie ein Krake. In Kürze steht bei Werlesieler wieder etwas auf dem Terminkalender.«
    »Ein abendliches Event?«
    »Ja.«
    Tjark beschloss, sich dieses Ereignis genauer anzusehen. »Wie lange«, fragte er, zeigte auf die Brauerei und dann auf den Uferstreifen, »wäre man mit einem Boot zwischen den beiden Punkten unterwegs?«
    »Das kommt auf das Boot an. Mit einem Segler sicher länger als mit einem Motorboot. In beiden Fällen spielen der Wind und die Tide eine Rolle – also Ebbe und Flut, denn ohne eine Handbreit Wasser unterm Kiel kommen Sie nicht weit, und bei Niedrigwasser brauchen Sie ein Boot mit geringem Tiefgang. Mit einer schnellen, tiefgehenden Yacht können Sie nur von Hafen zu Hafen außen herum fahren – und nicht im Wattenmeer. Außerdem gibt es jede Menge Strömungen.«
    »Wie lange also?«
    »Zwischen einer halben bis einer Dreiviertelstunde. Mit einem Speedboat wäre man schneller.« Ruven sprach Speedboat spöttisch aus.
    »Liegen solche Boote in Werlesiel vor Anker?« Tjark erinnerte sich daran, dass er längst die Listen aus den umliegenden Hafenmeistereien hatte ansehen wollen.
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Wie lange würde man von den umliegenden Häfen, eingeschlossen denen der Inseln, bis nach Werlesiel brauchen?«
    »Wenigstens genauso lange«, erklärte Ruven. Er zog erneut den Flachmann aus der Tasche, schraubte die Flasche auf und bot Tjark einen Schluck an, der dankend ablehnte.
    »Und nachts?«
    »Wenn Sie nachts fahren, sollten Sie sich verdammt gut auskennen. Wenn Sie an einem unbefestigten Ort anlegen wollen, sowieso. Für solche Manöver bedarf es eines geübten Seglers.«
    »Von denen es an der Küste so einige gibt?«
    »So ist es.« Ruven trank einen Schluck, bleckte die makellosen Zähne und schraubte die Flasche wieder zu. »Aber auch von außerhalb. In der Nordsee schippert man nicht herum, wenn man keine Ahnung hat. Da hat man sonst schneller einen Rettungshubschrauber über sich, als man ›Backfisch‹ sagen kann. Und wer nicht aufpasst, steckt mit seinem Kiel bei Ebbe schnell im Modder fest. Wenn er Pech hat, genau an der steil abfallenden Kante eines Priels. Dann kippt sein Boot um – und er hinterher. Es sei denn …«
    »Es sei denn?«
    »Es sei denn, er kennt sich aus und fährt zum Beispiel eine Hoogaars oder ein ähnliches Schiff.«
    Tjark hatte den Begriff noch nie gehört.
    »Das ist ein Plattbodenboot. Ein reviergerechtes Boot für das Wattenmeer. Man hat weniger als einen Meter Tiefgang, kommt überall im Watt bei jedem Schietwetter klar und kann gut trocken fallen.« Ruven legte eine Hand auf die andere. »Der Rumpf«, erklärte er, »liegt platt auf dem Grund auf.«
    »Verstehe.« Tjark dachte nach. Alternativ zu einem leichten Motorboot war es vorstellbar, dass der Täter einen solchen Plattbodensegler verwendete, wie Ruven ihn beschrieben hatte. Damit konnte man sehr nah ans Ufer fahren, die Ebbe abwarten, auf den Grund sinken, dann trockenen Fußes die Leichen abladen und sein Schiff von der Flut wieder anheben lassen. Blieben das Watt und der Schlick sowie das Gewicht des Opfers als Problem, aber Tjark wusste, dass der Boden bei Ebbe zwar glitschig war, aber an den meisten Stellen recht fest – so wie der Sand an Stränden, wenn die Brandung zurückging und alles Wasser heraussog.
    »Ich hoffe«, sagte Ruven, »das hilft Ihnen etwas weiter. Ich würde unseren Törn nun gerne beenden, weil auf mich noch Arbeit wartet. Außerdem wollte ich mal bei Fokko vorbeifahren …«
    »Fokko Broer?«, fragte Tjark verwundert.
    »Ich habe Femke das versprochen. Sie macht sich Sorgen und hat mich gebeten, ab und zu mal nach dem Rechten zu schauen. Es scheint, dass einige Werlesieler den Schuldigen schon gefunden haben.«
    »Femke ist sehr umsichtig.«
    Ruven lachte und winkte ab, was wohl bedeuten sollte, dass er das sehr gut wusste. »Wir waren recht lange zusammen, wissen Sie.«
    »Ich habe davon gehört.«
    »Sie hat

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