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Duenenmord

Duenenmord

Titel: Duenenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Peters
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gestört werden wollte, aber Kaffee und Frühstück bereitstünden. Romy blickte auf die Uhr und entschloss sich, Jochen Bäsler in Kiel anzurufen. Das Risiko, ihn an einem Sonntagmorgen gegen halb zehn aus dem Bett zu holen und mit ihrem Gesprächsanliegen für Verwirrung zu sorgen, würde sie in Kauf nehmen.
    Der Mann meldete sich nach dem zweiten Klingeln, und er klang munterer, als Romy sich fühlte. »Mein Anruf wird Sie erstaunen«, erklärte sie einleitend und stellte sich vor.
    »Polizei? Aus Bergen auf Rügen? Das wundert mich in der Tat«, erwiderte er, und Romy bot ihm sofort an, selbst im Kommissariat anzurufen und sich davon zu überzeugen, dass ihre Angaben korrekt waren.
    »Nicht nötig, ich glaube Ihnen«, wehrte Bäsler ab.
    »Das freut mich. Ich würde unser Gespräch gerne aufzeichnen, um mir das Notieren sparen und mich ganz auf unsere Unterredung konzentrieren zu können. Haben Sie etwas dagegen?«
    »Hm, nun … nennen Sie mir doch mal ein Stichwort, damit ich ungefähr weiß, worum es geht.«
    »Sagt Ihnen der Name Rolf Arnolt etwas?«
    Stille. Ein lautes Atmen in der Leitung. »Mukran.«
    »Ja, Ihre Zeit als Spati.«
    »Darum geht es? Im Ernst?«
    »Unter anderem.«
    Erneut Stille. »Na schön, meine Überraschung wird immer größer, meine Neugierde auch, aber zeichnen Sie auf.«
    »Sie kannten Rolf?«
    »Wir waren auf einem Zimmer – sofern man die dortigen Räumlichkeiten so bezeichnen möchte. Ein feiner Kerl.« Bäsler brach ab. »Was für eine Scheißzeit! Keine zehn Pferde würden mich je wieder auf die Insel kriegen, so schön sie auch sein mag«, stieß er plötzlich hervor. »Da sind einige verreckt und viele zusammengeklappt. Die Schweine haben uns nicht mal duschen lassen, können Sie sich das vorstellen? Wir hatten lediglich einen mickrigen Wasserhahn, aber irgendeiner hatte dann die glorreiche Idee, ein Stück Schlauch daran zu befestigen, damit wir uns wenigstens den Dreck vom Körper spülen konnten … Mein Gott, was das Gehirn sich so alles merkt!«
    »Rolf starb bei einem Unfall.«
    »Ja.«
    »Gab es je eine andere Vermutung?«
    »Wie meinen Sie das denn?«
    »Könnte jemand nachgeholfen haben?«
    »Der Kamerad Heise war damals dabei. Es war ein Unfall«, bekräftigte Bäsler. »Wer soll denn da nachgeholfen haben und warum?«
    »Es besteht ein Verdacht gegen Heise«, fuhr Romy zögernd fort.
    »Was? Wieso das denn?«
    Sie überlegte kurz, wie weit sie sich aus dem Fenster lehnen durfte, gab sich dann aber einen Ruck. »Es ist gut vorstellbar, dass er seinerzeit als Spitzel den Auftrag hatte, mehr über die jungen Männer herauszufinden, die sich bei der 84er-Wahl kritisch engagiert hatten. Unter Umständen hat Rolf das geahnt und sich entsprechend geäußert. Heise könnte Angst gehabt haben, aufzufliegen, so dass eins zum anderen kam, um es mal vorsichtig auszudrücken.«
    »Über diese Wahlgeschichte weiß ich nichts«, versicherte Bäsler eilig. »Also jedenfalls nichts Genaues. Ich habe mich da rausgehalten – ja: Ich hatte Schiss … Und Heise soll ein Spitzel gewesen sein? Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen und noch weniger, dass der Mann bei dem Unfall nachgeholfen haben soll. Nein, unmöglich!«, bekräftigte er. »Die beiden sind Freunde geworden, und Heise ist nach Rolfs Tod völlig von der Rolle gewesen. Die haben ihn sogar versetzt …« Bäsler brach ab. »Wie sind Sie eigentlich bei der ganzen Sache auf mich gekommen?«
    »Sie haben damals einige von Rolfs persönlichen Sachen an seine Mutter geschickt.«
    »Sie sind aber verdammt gut informiert«, bemerkte Bäsler. »Ich habe ein paar Fotos und einen angefangenen Brief zusammengerafft, bevor da was wegkommen konnte … Wenn Sie verstehen, worauf ich hinauswill.«
    »Durchaus. Haben Sie den Brief gelesen?«
    »Na hören Sie mal!« Das klang sehr entrüstet.
    »Warum denn nicht?«
    »Ich habe den Brief nicht gelesen, sondern so schnell und unauffällig wie möglich verschwinden lassen. Am darauffolgenden Wochenende hatte ich Ausgang. Ich habe ihn heimlich mitgenommen und in den Briefkasten gesteckt.«
    »Sie sprachen von einem angefangenen Brief«, wandte Romy nach kurzer Pause ein. »Wissen Sie, an wen er gerichtet war?«
    »Nein, sonst hätte ich ihn ja sinnigerweise mit einer entsprechenden Bemerkung an den Adressaten geschickt, sofern mir das mit einem Blick aufgefallen wäre. Hören Sie, Frau Kommissarin, worum genau geht es eigentlich? Ermitteln Sie allen Ernstes die Einzelheiten zu diesem

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