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Duenne Haut - Kriminalroman

Duenne Haut - Kriminalroman

Titel: Duenne Haut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kabelka
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Prader. Hagen, der neben ihm hockt, hat es als Einziger gehört. Er merkt, dass sich der Kabarettist nur noch mühsam beherrschen kann.
    „Und apropos Ängste, Frau Doktor: Jagt es Ihnen nicht auch Angst ein, dass Sie jederzeit in einem deutschen Vorstadtzug von einem muslimischen Terrorkommando in die Luft gesprengt werden könnten, nur weil vielleicht über einen gewissen Mohammed wieder ein paar Karikaturen gezeichnet worden sind?“
    Bevor Dr. Mickl zu einer Antwort ansetzen kann, versucht Max, sein Scherflein zur Entspannung beizusteuern. „Kennt ihr den? Der Imam betet zum Propheten: O Mohammed! Jeden Tag verhöhnen dich die Ungläubigen in ihren Zeitungen und im Fernsehen. Nennen dich heute einen Kinderschänder und morgen einen Terroristen. Was sollen wir gläubigen Muslime nur tun? Möchtest du, dass wir in den Heiligen Krieg für dich ziehen? Da antwortet ihm der Prophet: Aber woher denn! Macht es wie ich – bestellt die Zeitung ab, schaltet den Fernseher aus. – Gut, nicht? Den Witz habe ich übrigens von Ali, meinem türkischen Bürokollegen.“
    „Ihr Ali“, geifert Laub, „soll diesen
Witz
erst mal laut vom Minarett verkünden lassen – in der Türkei, wohlgemerkt, nicht hierzulande! Wenn sich dann kein Mufti mehr findet, der daran Anstoß nimmt, können wir gerne weiterdiskutieren über Moscheenbau bei uns. Und zwar auf Deutsch, wenn ich bitten darf!“
    Als sich auch noch Gerda in die Diskussion einmischt und meint, solche Moscheentürme seien nun doch wirklich ein Fremdkörper im christlich geprägten Abendland, wird es Prader endgültig zu dumm.
    „Von mir aus können sie bei uns Minarette hinstellen, so viele sie wollen. Unsere heimischen Firmen und Banken dürfen schließlich auch mit ihren Machtsymbolen die Gegend verschandeln, ohne dass sich jemand um Ortsbildpflege oder Baugesetze kümmern würde. So viel zum Thema Fremdkörper.“
    „Und wenn die Fundis in die Moscheen Hass predigen, is dir des a egal?“, stößt Rosi nach.
    „Quatsch! Wenn sie dort etwas Verbotenes verkünden, soll man sie selbstverständlich dafür belangen. Solange aber alles im Rahmen der Verfassung bleibt und solange wir groß Religionsfreiheit auf unsere Fahnen heften, können die Leute von mir aus auch um ein goldenes Kalb herumhüpfen, wenn es ihnen Spaß macht. Im Übrigen kann man Hass inner- oder außerhalb von Moscheen predigen, ebenso wie in Kirchen oder außerhalb davon.“
    „Danke!“, ruft Dr. Mickl dazwischen, ehe Laub, auf den Praders letzte Worte gemünzt waren, reagieren kann, „danke, meine Damen, meine Herren, das war’s nun aber endgültig mit der Politik. Ich darf Sie noch einmal daran erinnern, dass wir auf unsere wirklichen Bedürfnisse horchen wollen. Denken Sie daran, was Sie im Therapievertrag versprochen haben. Ein zentrales Element war, ist und bleibt der Respekt voreinander.“ Sie wendet sich wieder Laub zu. „Wolfgang, Sie haben uns bereits früher erzählt, warum Sie sich dieses Jahr von der Schule freistellen ließen. Wie sich Ihnen die Sinnfrage in Ihrer Arbeit gestellt hat, eben weil Sie sich am Arbeitsplatz nicht genügend respektiert fühlten.“
    Wird schon seinen Grund haben, denkt Hagen. Praders Gesichtsausdruck zeigt ihm, dass der Kabarettist das um Potenzen schärfer formulieren würde.
    „Und dass Ihnen besonders der Umstand zu schaffen macht“, setzt Mickl fort, „dass man Ihnen wegen Ihrer mangelnden Computerkenntnisse die Leitung der Schulbibliothek entzogen hat – richtig?“
    „Richtig“, bestätigt Laub und reckt sein Kinn nach oben. „Obwohl
ich
die Bibliothek aufgebaut habe, aus dem Nichts! Ganz ohne Computer. Aber Undank ist eben der Welten Lohn.“
    Mickl nickt ihm wohlwollend zu und steht auf. Trotz des Hammerwerks in ihrem Kopf spürt sie, wie sie langsam wieder auf sicheres Terrain zurückfindet. „Deshalb möchte ich Sie bitten, sich jetzt einmal mit diesem PC hier“ – sie schiebt einen leeren Sitzpolster unmittelbar vor Laubs Bauch – „persönlich zu unterhalten. Sagen Sie ihm so direkt und ungeschminkt wie möglich, was Sie von ihm halten. Wie es Ihnen mit ihm geht. Was er Ihnen angetan hat. Der Computer ist doch der Feind, Wolfgang, nicht wahr?“
    Laub blickt sie skeptisch an. Er hält nicht viel von Dr. Mickls Technik.
Alles Theater
– so lautete sein Kommentar schon in der ersten Sitzung. Alle anderen haben sich mittlerweile an ihre psychodramatische Methode gewöhnt. Aber etwas in Wolfgang Laub sagt ihm, dass dieses Spiel schnell

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