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Dürre Beweise

Dürre Beweise

Titel: Dürre Beweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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und mordeten und vergewaltigten. Da war es vielleicht nur zu verständlich, dass ihr größter Wunsch ein anderer war als ein Mann an ihrer Seite. Aber Guttmann gefiel nun mal ihr ausladender Arsch, der Glück und Heimat zugleich versprach, einen Hafen, in den er einlaufen wollte; und ihre Haare auf den Unterarmen und der Hauch eines Damenbartes gefielen ihm auch. Jolanda war rassig wie eine Zigeunerin, und wenn man auf den rassigen Typ stand, so wie Guttmann, dann konnte man schon verstehen, dass einer in ihrer Nähe sein wollte. Weil sie aber Wirtin war, ging er natürlich auch als Gast zu ihr und musste immer wieder etwas bestellen, und wenn er länger bleiben wollte, bestellte er immer mehr, bis er dann eben einen Meter tiefer saß als ich, ich sagte: „Sie soll dir zwischendurch vielleicht mal einen Salat machen.“
    Er sagte: „Leck mich am Arsch, ich geh dort nicht mehr hin.“
    Soll sie einer verstehen, die jungen Liebenden!
    Er wollte mir aber nicht erzählen, warum er dort nicht mehr hinging, und ich war nicht der Typ, der andere zum Reden zwang, außer es ging um Berufliches. Die wenigsten privaten Verwicklungen interessierten mich so sehr, dass ich darüber etwas wissen wollte.
    Ich schob also eine alte Al-Green-Scheibe hinein, und zwar die, wo er wie ein Waschweib jammert, dass er es so satt hatte, alleine zu sein. Das nervte Guttmann, er schrie mich an: „Willst du auch so aussehen wie ich?“
    Als er mir seine Faust vor das Gesicht hielt, merkte er, dass ich ein Pflaster über der Nase hatte, und ich merkte, dass er auch eines quer über seine Nase hatte und dass seine beiden Augen geschwollen waren, es sah wirklich schlimm aus, so, als wäre er gegen einen fahrenden LKW gelaufen. Kaum ließ man seine Jungs mal für ein paar Minuten aus den Augen, kamen sie mit gebrochener Nase daher oder fielen beim Wichsen um, ich sagte: „Du hast ja eine gebrochene Nase!“
    Er sagte: „Du ja auch!“
    Während ich ihm erklären konnte, wer mir meine zertrümmert hatte, wollte er nicht darüber reden. Also hatte ich noch eine kleine Geschichte auf Lager, die ich ihm unbedingt erzählen musste: Dass ich nämlich gestern im Hard & Heavy gewesen war, und dass Jolanda immer wieder in die Küche verschwunden war, und dass ich sie dort auf Serbisch mit einem Mann streiten hatte hören, so lange, bis ich sie mit einer gebrochenen Nase dort hinten gefunden hatte.
    Er sagte: „Ach hör doch auf!“
    Aber ich musste ihm noch sagen, was ich mir zu der ganzen Geschichte dachte: Dass das vielleicht ein Nebenbuhler von ihm gewesen sein könnte, ein junger, hübscher.
    ***
    Wir fuhren dann schweigend die Triester Straße hinaus bis hinter die Tankstelle, wo sich immer wieder bescheuerte Roadrunner mit ihren tiefer gelegten Lowriders trafen, die dann bis hinauf zu Mannis Tanke bretterten, dort umdrehten und wieder hinunter Richtung Süden rasten.
    Ich hasste sie.
    Kurz vor der Auffahrt A2 bogen wir links ab, es ging ein paar Hundert Meter einen holprigen, schlecht geräumten Feldweg hinaus in die Natur, der bei einer Schottergrube im weißen Nichts endete.
    Ich parkte, und etwas abseits sahen wir dann einen Jogger, der im Joggingdress auf und ab hüpfte und auf der Stelle lief, immer wieder mal aus seiner Flasche nippte und im Licht der Scheinwerfer wie ein Kraftwerk dampfte. Ich fragte: „Was ist denn das für ein Spinner?“
    „Er hat das Mädchen gefunden.“
    Es war Dr. Angelika Mayr aka Biene Mayr, die Forensikerin und Medizinerin, die das sagte. Sie war eingepackt in einen dicken, wattierten Mantel, der ihr alles Geile nahm, aber bei ihr war das okay. Sie war die einzige Biene, die auch im Winter auf den Beinen war und eine Blume zum Landen suchte, oft war diese Blume ich, aber heute summte sie etwas leiser, sie wirkte nachdenklich und gar nicht aufgelegt für Geschlechtsverkehr, und das lag nicht nur an den ungeilen Temperaturen.
    Sie führte uns zur Leiche und sagte: „Das Mädchen wurde hier abgelegt oder weggeworfen, und sie wäre bis in den Frühling hinein zugeschneit hiergelegen und im Mai hätten sie dann die Vögel gefressen, wenn nicht dieser Spinner hier entlanggelaufen wäre.“
    In unserer Verachtung für Jogger waren wir uns alle einig, die Biene sagte: „Er joggt jeden Morgen ab 5 Uhr früh, und er sagt von sich selbst, dass er süchtig ist.“
    Ich war fassungslos: „Nach Joggen?“
    „Ja, nach Joggen. Er hat schon seinen Arbeitsplatz verloren, seine Familie ist ihm davongelaufen, aber er muss

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