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Dürre Beweise

Dürre Beweise

Titel: Dürre Beweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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Hure“ kriegte keiner mehr einen hoch, aber der alte S ONY lief noch tadellos, und falls wir irgendwo eine Steckdose fanden, an die wir ihn anschließen konnten, dann wäre sein Weihnachten gerettet, denn diese Kassette schien mir ein wirklich taugliches Geschenk für ihn zu sein. Schispringen gefiel ihm nämlich sehr, er behauptete, wenn er das richtige Zeug dazu rauchte, dann konnte er mit denen da drinnen im Fernseher mitfliegen, und zwar viel weiter, höher und bunter und überhaupt schöner …
    Kainz gab sie mir unwillig, aber ich gab ihm ja im Gegenzug das gute Gras dafür, also hatten wir beide was davon.
    ***
    Draußen am Gang packte ich dann ein paar Fotos von dieser Olga aus, die ich beim Arzt gefunden hatte, und zeigte sie Guttmann, erwartungsgemäß sagte er: „Wow!“
    Ich sagte: „Ja, sie ist wirklich eine Bombe! Sie kam im Zuge eines Austauschprogrammes im Herbst aus einer Stadt namens Nischni Nowgorod …“
    „Wie?“
    „Nischni Nowgorod.“
    „Bist du sicher, dass du das korrekt aussprichst?“
    „Sie kam jedenfalls über Vermittlung der katholischen Mädchenschule, in die seine Tochter ging, von dorther zu den von Hagen-Nyilasi, weil sie Waisenkind war, arm und bedürftig. Aber sie ging dort auch durch die berühmte russische Biege- und Knochenbrecherschule, Stichwort: Ballett.“
    „Leck mich am Arsch mit Ballett!“
    „Man war ja in diesen Kreisen vor allem katholisch, und da machte es sich gut, einem armen Mädchen, das noch nicht mehr gesehen hatte von der Welt als den Ziegenstall der Großeltern hinter dem Ural, ein bisschen unter die Arme zu greifen. Dieser Olga griffen sie mehr als großzügig unter die Arme, wie es aussieht, und zwar mit Mode der Größe Zero. Sie war bepackt wie ein Esel, als ich neulich dort war, und ich weiß nicht wie, aber irgendwie schaffen es alle Frauen, ohne Umfallen auf hohen Hacken zehn Säcke Kleidung nach Hause zu tragen, aber nie auch nur eine einzige Kiste Bier.“
    „Ja, das verstehe ich auch nicht.“
    „Der feine Herr Doktor war wohl scharf auf sie, hat sie heimlich fotografiert und sich dann einen runtergeholt. Auf seine Alte war er vermutlich nicht mehr scharf, obwohl sie jetzt so dünn war, wie es ihm gefiel, aber Scheiße, sie war dünn wegen dem Krebs, und nicht, weil sie schön und geil war.“
    „Aber wieso zeigst du mir jetzt diese Bilder?“
    „Aus rein professionellen Gründen. Ich bin nämlich bald Hälfteeigentümer einer Nacktbar und überlege mir gerade, ob ich sie als Tabledancer anheuern soll, ein Paket Muskeln und Kraft und sehnige Ausdauer, sie wäre perfekt, was meinst du?“
    „Naja. Mir ist sie zu dünn, aber perfekt ist sie schon.“
    „Andererseits ist sie erst 13, und insgesamt ist sie zwar perfekt, aber sie strahlt nicht von innen heraus, und ich mag es doch so gerne, wenn sie von innen heraus strahlen.“
    „Du magst es, wenn sie von innen heraus strahlen?“
    „Ja, aber die hier strahlt nicht, oder findest du, sie strahlt?“
    „Nein.“
    „Ich hab keine Ahnung, wie ihr Leben früher im Waisenhaus war, aber weißt du was: Ich hab das Gefühl, dass sie dort glücklicher war, in ihrer Gastfamilie gab es nämlich nur Obst und Gemüse zu essen, vielleicht also deshalb?“
    Guttmann sagte: „Du lieber Himmel, nur Obst und Gemüse? Kein Wunder, dass sie nicht von innen heraus strahlt!“
    Bevor wir zum Lift kamen, der uns zu Biene Mayr und ihren Leichen hinunter in den Keller bringen sollte, bog Guttmann schon in Richtung der Treppe ab und sagte:
    „Wir gehen zu Fuß.“
    Im Lift wäre es aber viel wärmer gewesen, und ich hätte mich zur Not an ihn kuscheln können, wenn ich zu sehr gefroren hätte, also sagte ich: „Machst du das, weil du abnehmen willst? Dann musst du aber die Treppe nach oben nehmen!“
    Er sagte: „Ich fang halt mal nach unten an!“
    So nach dem bewährten Motto von diesem Dalai Lama: Jeder Weg hinauf zum Idealgewicht beginnt mit einem ersten kleinen Schritt abwärts.
    Aber sogar das Hinuntergehen dauerte bei Gutti dann länger als ein durchschnittlich langer Versuch von Lemmy in der Spermaklinik, also hatte ich genug Zeit, ihn up to date zu bringen, was meinen Fall anbelangte: „Dann gibt es da noch eine Haushälterin, Bertha, ein wirklich astreines Mädchen. Sie erzählte mir, dass diese Olga der Schatz der Familie war, weil sie hübsch ist und gut tanzen kann. Diese Olga kann man also getrost als schwere Konkurrenz für die eigentliche Tochter betrachten, also habe ich mich schon

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