Düstere Schatten (Darian & Victoria #2) (German Edition)
zurück. Doch seit wir auf diesem Ausflug hier waren, sehnte ich mich noch nach etwas anderem. Ich wollte Sinas Liebe. Ich wollte dieses zarte Geschöpf bei der ihr auferlegten Aufgabe unterstützen, würde sie im Arm halten und die Ewigkeit genießen. Dieses Gefühl war noch stärker als die frühere Verbindung zu Victoria, die von unserem Gott persönlich geschmiedet worden war. Diese hier war echt und konnte sich bis zum heutigen Tag immer ein klein wenig weiter entfalten. Und ich hoffte, dass dieses junge Pflänzchen noch weiter der unwirtlichen Umgebung trotzen und irgendwann erblühen konnte.
Aber Sina nahm nicht einmal meine Hilfe an.
Ich lief weiter direkt neben ihr her. Am liebsten hätte ich ihr das Windknäuel entrissen. Was gar nicht mehr nötig war. Es fiel von selbst zu Boden. In genau der Sekunde, in der Sina zusammenbrach.
Hilflos
Sina
Ich würde es schaffen. Ich redete es mir immer und immer wieder ein. So lange, bis ich selbst daran glaubte. Das Wichtigste aber war, den Gedanken daran vor Aurelia und Victoria verborgen zu halten. Ich wollte und konnte diese Mission nicht gefährden. Und ich konnte meinen Schwur Victoria gegenüber nicht brechen. Ich hatte sie zu beschützen. Sie war wichtiger als ich selbst.
Hätte ich doch besser aufgepasst. Aber durch den zusätzlichen Aufwand, den der Transport von Selena mit sich brachte, hatte ich sie total vergessen. Erst als meine Kräfte soweit verbraucht waren, dass ich einen Schluck daraus nehmen wollte, vermisste ich sie: die Flasche mit meinem Quellwasser. Ich war mir sicher, dass ich sie kurz vor dem Grenzübertritt noch bei mir hatte. Ich musste sie während des Sprungs verloren haben. Mein Lebenselixier musste sich auf dieser Ebene befinden. Aber für mich war es dennoch unerreichbar.
Elric bot mir ständig seine Hilfe an, irgendetwas packte mich jedoch bei meiner Feenehre und ich konnte sein Angebot nicht annehmen. Vielleicht lag es aber auch ein klein wenig daran, dass ich mich für ihn interessierte. Ich wollte ihn vermutlich beeindrucken, wollte die Starke spielen. Vor allem aber wollte ich seinen Eindruck von mir ins rechte Licht rücken. Der musste nach dem Aufruhr in der Nacht stark gelitten haben. Ich blieb also stur, ließ weiter meinen Tornado um Selena kreisen und zog ihn hinter mir her. Auch wenn ich spürte, dass meine Energie mit jedem weiteren Schritt mehr zur Neige ging. Wir konnten schon das Ende der Ebene erkennen, als mir schwindelig wurde.
Elric lief wieder einmal neben mir und das gefiel mir. In so einem Augenblick dachte man eher über Schmetterlinge im Bauch nach, als über sein eigenes Ende. In einem Moment konnte ich noch seine Gegenwart genießen, im nächsten wurde alles schwarz. Ich nahm die Stimmen um mich herum nur noch verschwommen wahr, hörte Elric meinen Namen rufen. Eine Antwort lag mir auf der Zunge, aber ich war einfach nicht dazu in der Lage.
Elric streichelte mir über das Gesicht, als er nach den anderen rief. Hätte ich ihm doch meine wahren Gefühle offenbart. Hätte ich mir doch helfen lassen, dann hätte ich meine Aufgabe vielleicht besser erledigen können.
»Was ist mit ihr?« Nichts als reine Panik war aus Elrics Stimme zu hören.
Ich spürte, wie jemand meinen Puls fühlte. Aurelia. »Sie lebt. Gib mir einen Moment.« Aurelias Geist drang in meinen Kopf ein. Es war der einzige Weg, mich zu verabschieden. In dem Moment, in dem ich sie bat, Victoria etwas auszurichten fühlte ich auch ihren Geist in mir. Ich stammelte meine Entschuldigung und bat sie um Verzeihung, dass mein Eid nur von so kurzer Dauer gewesen war, wie die Enttäuschung darüber mich niederschmetterte.
Danach wollte ich ihr noch sagen, was sie Elric nach meinem Tod weitergeben sollte, aber dieser stürzte sich in dem Moment auf mich. Aurelia hatte unser Gespräch auf die anderen projiziert. Elrics lautes »Nein!« holte mich beinahe wieder aus meinem Dämmerzustand. Aber nur beinahe.
»Warum ist sie so? Warum will sie sterben? Was verdammt noch mal hat sie?« Elrics Stimme überschlug sich.
Miros meldete sich zu Wort: »Es kann nur einen Grund geben. Sie hat zu viele Kräfte verbraucht. Sie braucht schnellstens ihr Quellwasser.«
»Sina, wo ist es? Sag es uns!«, schrie Victoria qualvoll. Es war zu spät. Die Bilder meines Kelches zogen an mir vorüber. Er war irgendwo am anderen Ende der Ebene verloren gegangen und ich spürte, dass mir kaum mehr Zeit blieb. Ich konnte fühlen, wie die letzten
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