Duestere Vorzeichen
mit gedämpften Stimmen. Ihre Mienen waren alles andere als optimistisch. Der rechte, mit den dunkelblonden Haaren, dem untersetzten Körperbau und dem etwas archaisch wirkenden Schnurrbart war Commodore Alfred Brecker. Er war für seinen Rang verhältnismäßig jung. Gerade mal Mitte dreißig. Aber er war enthusiastisch, gewieft und clever. Eigenschaften, die er bald schon brauchen würde.
Der andere war Commodore Ethan Cutter. Er war bereits jenseits der vierzig, hatte graue Haare und war eher drahtig. Der Offizier hatte durchweg gute Beurteilungen. Es galt als fast sicher, dass er die nächste freie Admiralsstelle bekommen würde. Diese beiden Offiziere waren seine ranghöchsten Kommandeure und die Männer, mit denen er den bevorstehenden Feldzug planen würde.
»Meine Herren«, begrüßte er die beiden Commodores. Beide sahen auf und begrüßten den Admiral jeweils mit einem kurzen Nicken. Das war kein Zeichen von Respektlosigkeit, wie er wusste. Die Offiziere standen vermutlich schon den ganzen Tag hier und waren einfach nur völlig übermüdet.
»Es kommen gerade neue Berichte herein«, sagte Brecker und wies auf den Tisch vor ihnen. Noch während Karpov zusah, veränderte sich das Bild auf subtile Weise. Einige Zerstörer tauchten in grenznahen Bereichen auf.
Sofort als klar war, dass es unweigerlich zum Kampf kommen würde, hatte Karpov Aufklärungsflüge in die Til-Nara-Hegemonie befohlen. Dazu setzte er kleine, schnelle Kampfverbände ein, die aus drei bis sechs Zerstörern bestanden. Sie waren klein genug, um der Grenzabwehr der Til-Nara zu entgehen, und schnell genug, um allem davonzufliegen, was man ihnen hinterherschickte.
Vor diesen Erkundungsflügen hatte das Konglomerat so gut wie nichts über die Hegemonie gewusst. Aber inzwischen hatten sie gut zwei Drittel aller Systeme in der Nähe der Grenze aufgeklärt und mehr Informationen gesammelt, als hundert Wissenschaftler in zehn Jahren würden verarbeiten können.
An dieser Zerstörergruppe interessierte ihn besonders, dass zwei der Schiffe fehlten, und gleich darauf erkannte er auch wieso. Die Daten, die die überlebenden Schiffe übertrugen, waren nicht gerade dazu geeignet, seine Laune zu heben. Sie hatten in ein Wespennest gestochen. Die Til-Nara waren dabei, eine Armada zu versammeln.
»Wir haben bisher etwa neunhundert verschiedene Schiffe identifiziert«, fuhr Brecker fort. Er und Cutter wechselten unbehagliche Blicke. »Und es waren noch mehr im Anflug, als unsere Zerstörer abdrehen mussten.«
»Wir müssen also von etwa tausend Schiffen ausgehen«, pflichtete Cutter ihm bei. »Und das auch nur, wenn sie nicht noch mehr Verstärkung bekommen. Sie sammeln sich in einem unbewohnten System, das nur dreißig Lichtminuten von unserem Raum entfernt ist. Dreißig Minuten und sie können über acht verschiedenen Planeten auftauchen.«
Eintausend?! Die schiere Höhe der Zahl jagte ihm einen Schauder der Furcht über den Rücken. Hätte er mehrere Wochen Zeit gehabt, hätte Antonetti ihm sicher genügend Schiffe schicken können, um mit diesem Aufgebot gleichzuziehen, aber die Insektoiden wollten ihm diese Zeit anscheinend partout nicht geben.
»Welche Schiffstypen?«
Cutter betätigte einige Knöpfe und rief damit die dreidimensionalen Schemata mehrerer feindlicher Schiffe auf.
»Das sind ihre größten. Das dort ist ein Schlachtkreuzer der gleichen Bauweise wie diejenigen, die Morgan angegriffen haben. Sehr groß, schwer bewaffnet, aber verglichen mit unseren Schlachtschiffen nur leicht gepanzert. Diese Schiffe scheinen das Rückgrat ihrer Flotte zu bilden.«
»Mit genügend Feuerkraft wäre es also möglich, sie zu überwältigen.«
Brecker nickte an Cutters statt und fuhr fort: »Aber dazu bräuchten wir eine Menge Feuerkraft. In der gegnerischen Flotte wurden mehr als dreihundert Schiffe dieser Klasse gesichtet. Unsere Analysen zeigen aber eine Schwachstelle auf.
Die Zielgenauigkeit der Stacheln, die offenbar die Hauptbewaffnung der Schlachtkreuzer darstellt, ist nicht besonders hoch. Die Til-Nara feuern sie einfach nur in die ungefähre Richtung des Ziels ab. Eine Fire-and-Forget-Waffe ohne Leitsysteme irgendwelcher Art. Die besten Chancen haben wir also, wenn wir die Schlachtkreuzer mit Dauerfeuer aus den Torpedorohren belegen und dabei Ausweichtaktiken fliegen. Dadurch könnten wir einige von ihnen ausschalten, bevor sie nah genug sind, um unsere Schiffe in Nahkämpfe zu verwickeln. Und mit jedem Schiff, das ausfällt, wird es für uns
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