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Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition)

Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition)

Titel: Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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tun das, Maria«, erwiderte Mutter. »Aber du weißt auch, dass Alphonse absolut kein Wort über Alchemie ertragen kann. Er hält das alles für primitiven Blödsinn, und ich neige dazu, ihm zuzustimmen. Bitte sprich ihn darauf nicht an.«
    »Natürlich, Madame«, sagte Maria.
    »Ich weiß, dass du es gut meinst, Maria. Glaub bitte nicht, dass ich verärgert bin.«
    »Nein, Madame. Es ist nur, weil ich gehört habe, wie der Doktor gesagt hat, von wegen … dass er nicht weiß, wie er ihn behandeln soll, und wenn er noch schwächer wird, dann …«
    Das Blut gefror mir in den Adern. Was hatte der Doktor gesagt? Doch es wurde nichts mehr gesprochen, da war nur noch leises Schniefen und unterdrücktes Schluchzen zu vernehmen, und ich hatte den Eindruck, dass die beiden sich in den Armen lagen, um sich gegenseitig zu trösten. Dann hörte ich wieder, ein bisschen zittrig, Mutters Stimme.
    »Du bist ein wirklich liebes Mitglied unserer Familie, Maria«, sagte sie.
    »Ich könnte ihn nicht mehr lieben, wenn er mein eigener Sohn wäre.«
    »Wir alle tun, was wir können. Alphonse hat von einem anderen Arzt gehört, einem Dr. Murnau, der ist ein Spezialist für seltene Krankheiten an der Universität von Ingolstadt. Wir haben einen Boten nach ihm geschickt.«
    »Dann werde ich weiter beten, Madame«, sagte Maria, »wenn Sie das nicht verärgert.«
    »Natürlich nicht, Maria. Wirklich nicht. Ich muss gestehen, selbst ich habe in der letzten Zeit gebetet, auch wenn ich bezweifle, dass mich irgendjemand hört.«
    »Bei allem Respekt, Madame, aber es hört sie ganz bestimmt jemand. Sie dürfen nicht so verzagen.«
    Ich drehte mich um und ging leise den Flur zurück, denn ich wollte nicht, dass sie erfuhren, dass ich sie belauscht hatte.
    Ich hätte so sehr gerne gewusst, was Maria zuvor über die Alchemie gesagt hatte.
    Wusste sie vielleicht von einer Behandlung, die Konrad helfen könnte?
    In dieser Nacht führten mich meine Gedanken im Schlaf in Vaters Bibliothek, wo ich mich, umgeben von medizinischen Büchern, im Kampf mit Griechisch und Latein abmühte, Konrad zu heilen.
    Ich schlug eine Seite um, und da lag, eingebettet in das dicke Papier, ein Samenkorn. Aufgeregt kratzte ich es heraus und hielt es vorsichtig in der geschlossenen Hand, denn ich wusste, ich musste es sofort in Erde stecken, sonst würde es zugrunde gehen. Doch die Tür zum großen Flur war verschlossen, und sosehr ich auch schrie und daran rüttelte, es kam niemand, um sie zu öffnen.
    Meine Panik wuchs, denn das Samenkorn fing schon an abzusterben. Plötzlich fühlte ich einen Luftzug, obwohl kein Fenster geöffnet war. Ich blickte durch die Bibliothek und sah, dass die geheime Tür offen stand.
    Ich hatte Vater mein Versprechen gegeben, aber was hätte ich sonst tun sollen? Das Samenkorn musste gepflanzt werden, und ich wusste, da unten waren ein Brunnen, Wasser und Erde.
    Das Samenkorn fest in der Hand, eilte ich durch die Tür, doch da waren keine splittrigen Bretter, sondern eine Wendeltreppe aus Marmor. Ganz unten lag, erstaunlicherweise in Sonnenlicht getaucht und umgeben von duftender, fruchtbarer Erde, der Brunnen.
    Mit den Händen grub ich ein kleines Loch und legte den Samen hinein. Nahezu im selben Augenblick schoss eine grüne Ranke empor, wurde dicker und ließ schlanke Ästchen wachsen, an denen kleine weiße Knochen baumelten.
    Erschrocken trat ich zurück, doch ich konnte sehen, dass zwischen den Knochen auch rote, saftige Früchte wuchsen. Und am höchsten Ast – der Baum war inzwischen größer als ich – erblühte ein Buch.
    Ich machte mich daran, hinaufzuklettern, doch der Baum wuchs immer weiter und nahm das Buch mit sich nach oben.
    Ich kletterte schneller, und mit steigender Verzweiflung und Wut wurde mir klar, dass ich das Buch haben musste.
    Doch ich konnte es nicht erreichen.
    »Wir müssen zurück in die Dunkle Bibliothek«, sagte ich entschieden.
    Es war der Morgen nach meinem Traum. Elizabeth, Henry und ich wanderten durch die Berge hinter Bellerive. Der Tag hätte nicht schöner sein können. Ein makellos blauer Himmel wölbte sich über den verschneiten Gipfeln der Berge, die den See umgaben. Die Natur war erwacht. Wiesenblumen öffneten sich, Bäume blühten und neue Blätter entfalteten sich an den Zweigen. Überall zeigte sich Leben – und Konrad war zu Hause an sein Krankenbett gefesselt.
    »Und warum, Victor?«, fragte Elizabeth.
    »Damit wir Konrad gesund machen können«, antwortete ich.
    »Sollten wir das nicht

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