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Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Titel: Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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Gab es denn keinen Kollegen, den Sie herschicken konnten?«
    Sie wechselten einen Blick. Carl vermied es, ihn offen darauf anzusprechen: Dies war nicht der richtige Ort für ihn. Nicht zu diesem Zeitpunkt. Er sollte bei seiner Schwester sein, die im Sterben lag. Dort wurde er gebraucht. Nicht auf einer Beerdigung, ausgerechnet.
    »Wir stecken in unseren Ermittlungen fest«, sagte Hambrock. »Deshalb müssen wir nach jedem Strohhalm greifen.«
    Hambrock sagte das in einem sachlichen Ton. Trotzdem hatte Carl das Gefühl, der Kommissar verstand genau, was er mit dieser Frage bezweckte.
    »Wenn Sie meine Hilfe brauchen, ich stehe Ihnen jederzeit zur Verfügung. Rufen Sie mich einfach an.«
    »Danke«, sagte Hambrock. »Darauf komme ich vielleicht zurück.«
    Sie nickten sich zu, und Carl ging weiter in Richtung Waschräume. Er blickte sich um und stellte fest, dass er einer der Ältesten war. Wieder einmal. Zu wie vielen Trauerfeiern würde er wohl noch eingeladen werden, bevor seine eigene anstand?
    Diese Frage ließ er sich durch den Kopf gegen, als er mit seinem Stock vorsichtig die Toilettentür aufdrückte.
    Hambrock verließ die Gastwirtschaft. Nur raus hier. Eine Windböe riss ihm beinahe die Tür aus der Hand, als er unter das Vordach trat. Es war stürmisch geworden. Die feuchte Luft und der Wind verstärkten das Gefühl der Kälte. Guido Gratczek hatte gerade sein Gespräch beendet. Er wirbelte herum und wäre fast mit Hambrock zusammengestoßen.
    »Hoppla, Guido. Pass auf, wo du hinläufst.«
    »Sorry. Du hast es aber auch ziemlich eilig, oder?«
    Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss. Der Lärm aus der Gastwirtschaft war nur noch gedämpft zu hören.
    »Pass auf, Guido. Ich muss los. Ein Notfall in der Familie. Ich kann dich leider nicht zurück nach Münster bringen. Vielleicht fährt dich aber ein Streifenwagen, oder du lässt dich abholen?«
    »Kein Problem.« Er blickte Hambrock besorgt an. »Ich hoffe doch, es ist nichts Ernstes?«
    »Nein, aber ich muss los. Wir sehen uns morgen früh.«
    Hambrock ließ ihn stehen und ging zum Dienstwagen. Sicher ging Gratczek davon aus, dass Hambrock zu seinen Eltern fuhr. Er wusste ja, der Weg dorthin führte nicht über Münster. Hambrock hatte also nicht gelogen. Nur eben verschwiegen, wohin er fahren wollte. Nämlich nicht zu seinen Eltern, sondern zu der Klinik in Münster, in der seine Schwester lag. Er wollte allein sein während der Fahrt, er brauchte Ruhe zum Nachdenken. Der Motor heulte auf, und Hambrock bog auf die Schnellstraße.
    Er wollte bei ihr sein. Und bei seinen Eltern. Wer wusste schon, wie viel Zeit ihnen noch blieb. Das war wichtiger als jede Ermittlung. Wenn er sich um die Gelegenheit brachte, von Birgit Abschied zu nehmen, nur weil er ihren Zustand nicht akzeptierte, würde er sich das niemals verzeihen.
    Er fuhr mit hohem Tempo über die Bundesstraße, was bei der nassen Fahrbahn nicht ganz ungefährlich war. Außerdem stand ihnen eine Frostnacht bevor, und keiner wusste, ob sich an ungeschützten Stellen nicht bereits Eis gebildet hatte. Doch je näher er dem Krankenhaus kam, desto unruhiger wurde er. Ihm konnte es gar nicht schnell genug gehen.
    An einer roten Ampel erinnerte er sich, dass unter seinem Sitz ein mobiles Blaulicht lag. Die Fackel, wie sie es nannten. Er zog es hervor und stellte es aufs Wagendach. Jetzt hatte er freie Fahrt.
    Es dauerte nicht mehr lange, bis er das Klinikgelände erreichte. Er stellte den Wagen vorm Haupteingang ab und lief im Dauerlauf hoch zur Intensivstation.
    Im Aufenthaltsraum hockte eine einsame Gestalt. Es war seine Mutter. Sie starrte den Boden an, ihre Schultern hingen herab, sie wirkte müde. Von seinem Vater war nichts zu sehen. Als sie hörte, wie die Glastür geöffnet wurde, blickte sie auf. Sie hatte geweint. Ihre Augen waren rot und verquollen, das Gesicht blass und hoffnungslos. Doch der Ausdruck änderte sich, sobald sie erkannt hatte, wer dort in der Tür stand.
    »Bernhard?«, fragte sie ungläubig. »Du?«
    Er spürte sein schlechtes Gewissen. Doch das spielte jetzt keine Rolle mehr. Er nickte.
    Sie versuchte zu lächeln, doch ihr Lächeln ging in leises Schluchzen über. Trotzdem war ihre Erleichterung spürbar.
    »Ich bin hier«, sagte er.
    Dann setzte er sich neben sie, nahm sie in den Arm und hielt sie, so fest er konnte.
    Rosa saß in ihrem Sessel am Öfchen. Auf dem Schoß lag die Strickarbeit, doch Rosa starrte sie nur tatenlos an. Seit Tagen war sie kaum vorangekommen. Wenn sie

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