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Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Titel: Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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dem Gefühl ihrer Nähe. Dennoch wanderten seine Gedanken nach kurzer Zeit zwangsläufig wieder zu dem Rätsel, das er lösen wollte. Hatte der Pfarrer recht mit dem, was er so leichthin gesagt hatte? Gab es noch ein weiteres Kind, eines, das Carl übersehen hatte? War da vielleicht eine Magd gewesen, die ein Kind bekommen hatte? Nein, das hätte er später erfahren, so etwas wurde im Dorf herumgetratscht. Aber vielleicht hatten Anna und Otto Schulte-Stein ein leibliches Kind gehabt? Nein, auch das hielt er für unwahrscheinlich.
    So kam er nicht weiter. Er würde morgen noch einmal nach Warendorf fahren. Vielleicht wäre es dann einfacher, mit Ilse zu sprechen. Heute Abend würde er nichts mehr in Erfahrung bringen. Besser, er dachte nicht weiter darüber nach. Möglich, dass er dann noch einmal Mias Nähe spürte.
    Christa war wieder zu Hause. Sie arbeitete im Keller. Er wollte sie fragen, ob sie sich später mit ihm im Fernsehen den Tatort ansehen würde. Das war eine der wenigen Sachen, die sie gemeinsam taten. Doch gerade, als er sich erheben wollte, klingelte das Telefon. Überrascht sah er zum Hörer. Er erwartete keinen Anruf.
    »Herr Beeke?«, meldete sich die Stimme am anderen Ende. »Gut, dass ich Sie erreiche. Ich bin eine der Pflegerinnen von Ilse, Ihrer Nachbarin. Wir haben uns heute kennengelernt.«
    »Natürlich, ich erinnere mich.«
    Carl hatte nicht damit gerechnet, dass sie ihn tatsächlich anrief. Schon gar nicht an einem Sonntagabend.
    »Entschuldigen Sie bitte die Störung. Ich habe nur eine kurze Frage, dann sind Sie mich wieder los. Es ist nämlich so, dass ich unter den angegebenen Nummern von Renate Wüllenhues keinen erreiche. Haben Sie vielleicht eine Handynummer? Ich weiß nicht, weshalb, aber ich habe hier nur Festnetznummern.«
    »Ist denn etwas passiert?«
    Sie zögerte. Offenbar wollte sie diese Dinge nicht mit einem Fremden besprechen.
    »Ilse geht es nicht gut«, sagte sie vage. »Sie hat nach ihrer Tochter verlangt. Es ist aber nichts Ernstes.«
    »Natürlich. Warten Sie, ich hab die Nummer gleich.« Carl nahm das Telefonbuch und seine Lupe. »Es tut mir leid, dass es Ilse schlechter geht«, sagte er, während er umständlich zu blättern begann. »Sie war ja schon bei unserm Besuch nicht besonders gut drauf.«
    »Es war wohl alles ein bisschen viel für sie.«
    »Meinen Sie unseren Besuch?«
    »Nein. Jedenfalls nicht nur. Sie hat später noch einmal Besuch bekommen. Eine Frau in einem Rollstuhl. Ich wollte sie anfangs wieder wegschicken, habe es dann aber doch nicht getan. Sonst freut sich Ilse immer so sehr über Besuch, deshalb habe ich sie hereingebeten. Hätte ich nur auf mein Gefühl gehört. Es war einfach zu viel.«
    Carl hielt inne. Das musste Helga Schulte-Stein gewesen sein. Was hatte die denn bei Ilse gewollt? Ausgerechnet jetzt?
    »Ich habe die Nummer gleich. Meine Augen, wissen Sie? Es dauert einen Moment.«
    »Lassen Sie sich Zeit. Ich freu mich ja, dass Sie mir weiterhelfen können.«
    »Die Frau im Rollstuhl war ebenfalls eine Nachbarin, nicht wahr?«
    »Ja, genau. Ich habe die beiden alleine gelassen. Und nachdem sie wieder fort war, ging es mit Ilse schlagartig bergab. Sie war ganz durcheinander. Hat ständig etwas von einem Kind gesagt. Und von einem Mann, der Rudolph hieß. Sie hat Momente, da ist sie zeitlich verwirrt. Heute war es ganz schlimm. Keine Ahnung, um wen es sich bei dem Kind und dem Mann handelte, aber es hat sie sehr aufgewühlt.«
    Rudolph. Carl rutschte die Lupe aus der Hand. Plötzlich war alles klar. Wer auf dem Foto war, das Alfons sich genommen hatte. Wieso diese Morde passierten. Was hinter allem steckte.
    »Hallo? Sind Sie noch dran?«
    »O ja. Entschuldigung.« Er riss sich zusammen. »Jetzt habe ich Renates Handynummer gefunden. Haben Sie etwas zu schreiben?«
    Er gab die Nummer durch und legte auf. Er war wie unter Schock. Jetzt war ihm klar, wer Rosa ermordet hatte. Warum sie sterben musste.
    Er nahm das Telefon und wählte die Nummer von Bernhard Hambrock. Doch dort sprang nur die Mailbox an, und noch ehe er sich versah, ertönte der Piepton, und das Band lief. Carl entschuldigte sich eilig und legte auf. Der Kommissar war bei seiner Schwester. Er hatte das Gerät ausgeschaltet, natürlich.
    Carl nahm den Stock und erhob sich. Es gab immer noch offene Fragen. Das Rätsel war noch nicht völlig gelöst. Er wollte erst die letzten Puzzleteile einfügen, danach würde er Bernhard Hambrock bemühen.
    Er verließ das Wohnzimmer und ging

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