Duett der Liebe
denen, die ihr Vater geschrieben und illustriert hatte. „Was hast du damit vor?“ Liebevoll legte sie ihrer Großmutter, die gut einen Kopf kleiner war als sie, eine Hand auf die Schulter.
„Willst du mit Daddys Büchern einen eigenen Laden aufmachen?“
Ada begann, die Bücher auszupacken und sie in Fünferstapeln auf dem Tisch auszubreiten. „Nicht direkt.“
Die alte Dame war fit wie ein Turnschuh und überraschte ihre Enkelinnen stets mit neuen Projekten.
„Was dann?“
Stolz blickte Ada ihre Enkelin an. „Sie sind für die Pfadfinder.“
„Was denn für Pfadfinder?“ Brooke wechselte einen Blick mit ihrer Schwester, doch die zuckte nur die Schultern und fuhr fort, den Perserkater hinter den Ohren zu kraulen.
„Die jüngsten. Ich glaube, sie heißen Wölflinge.“
„Und wie kommst du darauf? Hilfst du einer Gruppenmutter?“
Ada lächelte stolz. „Nein, ich habe meine eigene Gruppe. Zeitweise zumindest.“
Normalerweise war Brooke stolz auf ihre agile, fünfundsiebzigjährige Großmutter, doch diesmal hatte sie Bedenken, dass die alte Dame sich etwas übernommen hatte.
„Du willst eine Pfadfindergruppe leiten“, wiederholte sie ungläubig.
„Ja. Elaine Wilcox, die die Gruppe normalerweise betreut, ist schwanger und muss sich schonen. Die Gruppe hätte aufgelöst werden müssen. Als ich nach meiner Aerobic-Klasse am Montag die langen Gesichter der Mädchen sah, konnte ich einfach nicht anders.“
„Da hast du dir aber eine Menge vorgenommen, Granny“, sagte Brooke vorsichtig. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie eine Gruppe kleiner Mädchen ihre Großmutter umringte.
„Das hat mich noch nie aufgehalten“, erwiderte Granny prompt.
Was konnte sie dazu schon sagen? Wenn sich Granny etwas in den Kopf gesetzt hatte, war sie schwer zu stoppen. „Richtig. Aber vielleicht solltest du eines Tages etwas kürzer treten.“
„Darüber können wir reden, wenn es so weit ist.“ Ada beendete den letzten Stapel und wandte sich zu ihrer jüngeren Enkelin um. „Du bist so still heute, Heather.“
Ohne ihre Liebkosungen für die Katze zu unterbrechen, warf Heather ihrer Schwester einen schelmischen Blick zu. Sie hatte nur auf den richtigen Moment gewartet. „Brooke hat einen Mann kennen gelernt“, verkündete sie.
Das erweckte eindeutig Grannys Interesse. Na wunderbar, dachte Brooke. Jetzt würde jeden Moment die große Fragestunde beginnen. Schnell widersprach sie: „Ich lerne ständig Männer kennen, wenn sie in meinen Laden kommen.“
Heather stand auf und versuchte, sich die Katzenhaare von der Hose zu streichen. „Aber dieser hier hat sie zum Lächeln gebracht. Ein echtes, von Herzen kommendes Lächeln, Granny.“
Entrüstet blickte Brooke ihre Schwester an. Sie war ja nicht mal dabei gewesen, sondern erst angekommen, als Tyler und die Drillinge schon gegangen waren.
„Und woher willst du das wissen?“
Heather grinste wissend. „Ich habe Augen wie ein Falke.“ Vorsichtshalber stellte sie sich aber auf Grannys andere Seite, so dass Brooke sie nicht erwischen konnte.
Schließlich meldete sich Ada zu Wort. „Erzähl doch mal.“
Dafür kriege ich dich, Schwesterherz, schwor sich Brooke im Stillen.
„Da gibt’s nicht viel zu erzählen“, sagte sie achselzuckend. „Er hat Drillinge, eins der Mädchen kam ihm abhanden, ich habe sie wieder gefunden, er war dankbar und hat ein paar Bücher gekauft.“ Geschäftig wandte sie sich den Bücherstapeln auf dem Tisch zu. „Ende der Geschichte.“
Ada wirkte ehrlich enttäuscht. „Das ist zu schade. Dankbare Männer sind die allerbesten.“
War sie die Einzige, die angesichts eines gut aussehenden Mannes nicht gleich den Verstand verlor? „Er hat Drillinge, Granny.“
Das schien Ada nicht zu beeindrucken. „War seine Frau dabei?“
„Nein, aber…“
„Aha.“ Triumphierend legte Ada den Kopf schräg. „Attraktiv? Der Mann, meine ich.“
„Zum Anbeißen“, warf Heather ein.
„Aha“, wiederholte die alte Dame zufrieden.
„Jetzt hör aber auf damit, Granny, sonst nehme ich die Bücher wieder mit“, drohte Brooke.
Dieses Thema schien jedoch völlig in Vergessenheit geraten zu sein.
„Hat er bar bezahlt?“ bohrte Granny weiter.
„Nein, mit Kreditkarte. Was hat das damit zu tun, dass…“
„Also hast du seinen Namen. Wenn du ihn magst, kannst du ihn also finden.“
Wie bitte? Das ging ja wohl ein bisschen zu weit. Wieso hatte es sich ihre Großmutter auf einmal in den Kopf gesetzt, sie zu
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