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Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Titel: Duft der Unschuld - Tennington (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger
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angestachelt von Mister Engers und seinem Gamer-Wahn, damit begonnen eine Art innerschulische Liga in Sachen Autorennspiele anzuzetteln und viele Mitschüler beteiligten sich. Neben seinen Beat em ups spielte unser Physiklehrer nämlich auch sehr gern Gran Turismo. Und so hingen seit einigen Tagen Listen aus, in denen die Schüler sich eintragen konnten. Die Ergebnisse wurden über eine Vernetzung der Playstations ausgewertet und die Rangliste nahm langsam aber sicher Gestalt an.
    Ich persönlich war nicht der größte Autorennfreak, aber es machte Spaß, dabei zu sitzen, wenn Frank und William sich übelste Rennen lieferten und noch witziger, wenn Yves und Gregorio mitmachten. Ich lümmelte dann meistens auf einem der Sofas herum und beobachtete die angestrengten und konzentrierten Mienen oder wahlweise die halsbrecherischen Fahrten, die sie hinlegten.
    Der Beste aus unserer Wohngruppe war William. Ich hatte es schon lange an ihm gerochen, bei ihm war der Geruch von Benzin deutlicher zu spüren als bei Yves und wann immer er irgendwo Bilder von neuen, immer schnelleren Autos sah, geriet er ihn wahre Verzückung.
    „Mann, ich fasse nicht, dass du es geschafft hast, mich mit der Gurke abzuhängen!“, maulte William nun und ich begriff, dass Yves ihn tatsächlich geschlagen hatte. Blinzelnd sah ich zwischen beiden hin und her.
    „Was denn, du hast dich von Yves abzocken lassen?“, fragte ich.
    „Ja, der Drecksack hat mich rausgekantet! Unglaublich!“
    Ich kicherte ebenso wie Yves. „Mach dir keine Sorgen, deinen Ranglistenplatz macht dir so schnell keiner von uns streitig.“
    Zu witzig, wie sehr sich William aus der Fassung bringen lassen konnte, wenn es um dieses Spiel ging.
    „Fahr ihm einfach demnächst hinten rein, dann wird er sehen, was er davon hat“, riet Frank lachend und stieß Yves an.
    „Nee, das ist eher Frankys Ressort!“, schoss Yves zurück und Gregorio schlug sich auf die Schenkel.
    „Ja ja, von hinten haben es hier doch alle gern!“
    Wir alberten weiter und aus den Zweideutigkeiten wurden zu keiner Zeit ernstere oder gar ernst genommene Aussagen.
    Wir alle wussten, dass man Spaß ganz sicher nicht nur mit dem anderen Geschlecht haben konnte, und das störte keinen. Im Gegenteil waren wir alle daran gewöhnt, niemand nahm irgendjemandem etwas übel und es gab allemal viel zu lachen, wenn die Stimmung sich in diese zotigere Richtung verlagerte.

Kapitel 12
    Am Dienstagabend hatte ich keine Lust, den anderen wieder einmal beim Zocken zuzusehen und weil ich nicht wollte, dass Yves für mich darauf verzichtete, zog ich mich mit meinem Zeichenkram in das Geheimversteck zurück. Ich wollte nicht in meinem Zimmer malen, dort machte ich meine Hausaufgaben und irgendwie bekam ich den Kopf einfach nicht frei genug.
    Von Zachary hatte ich mir eine nicht flackernde Lampe organisiert und in deren Licht ließ sich wunderbar zeichnen. Ich lag bäuchlings auf der Matratze und hatte meine Sammlung von Bleistiften unterschiedlicher Härte in erreichbarer Nähe auf dem Tisch drapiert. Neben den Auftragsarbeiten für meine Mitschüler bannte ich Blatt um Blatt immer wieder Yves auf das raue, weiße Papier.
    Ihn zeichnete ich nicht von Fotos ab, ihn hatte ich so tief in mein Gedächtnis eingebunden, dass ich ihn jederzeit zeichnen konnte.
    Ich hatte Bilder von seinen Augen, von seinen Lippen, von seinem Kopf, von seinem Körper, in allen möglichen Positionen, als Akt und bekleidet. Sogar eines von seiner Hand, die einen Stift hielt und während des Unterrichts eine Mitschrift anfertigte.
    Er hatte schöne Hände. Wobei … in meinen Augen war alles an ihm schön. Sogar die winzige Narbe unter seinem Kinn. Sie stammte von einem Fahrradunfall in seiner Kindheit. Er hatte mir die entsprechende Anekdote erzählt. Es war nicht die einzige Narbe auf seiner Haut.
    Mein Mund presste sich zusammen und alles in mir spannte sich an. Ich sah auf das Bild, an dem ich gerade zeichnete. Es waren Yves nackte Beine und sein Hintern, von den Füßen aus gesehen, und hinter den sanften Rundungen seiner Pobacken ragte sein Rücken auf.
    Auf diesem Bild sah man es nicht. Ich blätterte zurück, fand ein Bild von seinem Rücken, von den Narben neben seiner Wirbelsäule. Sie waren jeweils zehn Zentimeter lang und alle auf der rechten Seite seiner Wirbel. Man konnte sie nicht fühlen, aber sie waren heller als der Rest seiner Haut und ich hatte mich nicht getraut, ihn zu fragen, woher sie stammten. Sie sahen irgendwie nach einer

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