Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)
Ihr beide habt mich gestern wirklich dazu genötigt, beide Augen zuzudrücken.“
Ich nickte. „Ja, dafür sind wir auch sehr dankbar. Wobei ich zu meiner ganz privaten Verteidigung sagen muss, dass es mich unendliche Überwindung kostet, nicht andauernd an Yves herumzufummeln.“ Ha, Angriff war die beste Verteidigung.
„Du Spinner!“ Yves kicherte und wandte sich an unseren Direktor. „Wir sind nur dem Beispiel der anderen Anwesenden gefolgt, Dekan. Kann ja nicht sein, dass die Heten dürfen und wir nicht!“
Zachary schüttelte missbilligend den Kopf. „Die ‚Heten‘, wie du sie nennst, sehen sich auch nur bei solchen Gelegenheiten auf dem Campus. Ansonsten treffen sie sich im Pub oder im Café. Stephen hat diese Regel doch nicht aus Spaß aufgestellt!“
Na gut, vielleicht hatte Yves diese Zurechtweisung verdient, aber so ganz wollte ich das nicht hinnehmen.
„Also bitte! Es ist ja nun nicht so, als würden wir es mitten auf dem Campus treiben! Wir halten normalerweise nicht mal Händchen oder so. Ich finde es schon etwas unfair, uns jetzt hinzustellen, als hätten wir etwas getan, was allen anderen verwehrt geblieben wäre.“
Der Dekan nickte und nahm das Tablett mit Teekanne und Tassen. „Ist in Ordnung. Aber seid so gut und behaltet das genau so bei, ja? Ich habe keine Lust auf Erklärungsnöte. Weder bei euren Mitschülern noch bei deren Eltern.“
Wir nickten und folgten ihm, während Zachary ein zweites Tablett mit Teascones und Zubehör in das Kaminzimmer trug.
„Ehrlich, das ist ziemlich schräg, hier mit dem Dekan zu sitzen“, sagte Yves, während wir Tee tranken und jeder einen Sessel belagerten – mein Freund und ich deutlich unfeiner als Zachary und Dekan Miles.
„Solange niemand sonst dabei ist, könnt ihr mich Stephen nennen. Und … es wäre super, wenn ihr nicht herumerzählen würdet, was ihr nun wisst …“
Yves und ich tauschten einen Blick, er nickte und ich sagte, so beiläufig wie möglich: „Wir werden mit dem Chefredakteur sprechen müssen, damit er die Titelstory noch mal ändert, ob wir das hinkriegen?“
Yves schürzte die Lippen und sah aus, als wägte er meine Worte ab, Stephen entgleisten sämtliche Gesichtszüge und Zachary lachte laut los.
„Stephen, sie verarschen dich nur! Wenn du dich auf zwei Schüler wirklich verlassen kannst, dann auf diese beiden.“
„Sorry, aber eine solche Vorlage mussten wir nutzen.“
Stephen seufzte vernehmlich. „Manchmal seid ihr wirklich albern.“
„Manchmal? Wir zelebrieren das, täglich!“, stellte ich klar.
Gegen jede Befürchtung wurde der Nachmittag in Gegenwart von Stephen sehr amüsant. Besonders, als wir endlich auf die Planungen für die Weihnachtsferien zu sprechen kamen.
Ich hatte Yves in der Nacht noch zwischen heißen Küssen und sehr sanftem Sex dazu überreden können, uns zu begleiten. Er war zwar nicht begeistert vom Skilaufen, aber schließlich hatte er zugestimmt.
Nun fanden wir auch heraus, dass es ein Trip zu viert werden würde. Und mit jeder konkreteren Einzelheit wuchs unsere Vorfreude. Eine kleine Hütte in den Rocky Mountains, in einem der Superskigebiete – Vail. Das war von den Abfahrten und Freizeitmöglichkeiten her vergleichbar mit Aspen, dabei aber nicht ganz so überlaufen. Europäische Skigebiete schloss Zachary kategorisch aus, und als ich zum Tee-Nachkochen in die Küche ging, folgte mein ‚Onkel‘ mir.
„Etienne, ich habe Stephen, wenn auch schweren Herzens, bislang nichts über deine Identität gesagt. Als ich dich in meinem Schuppen fand, habe ich den Kontakt zu ihm sogar unterbrochen, um dich zu schützen.“
„Was? Aber das …!“
Er hob abwehrend die Hände und nickte. „Ich weiß, ich weiß, das hätte ich nicht gebraucht. Aber ich hielt es für besser und er hat es verstanden. Er liebt mich. Und jetzt, wo du von uns weißt, würde ich ihm gern etwas mehr erzählen. Ich wollte dich fragen, ob das in Ordnung ist und auch, was du Yves bisher erzählt hast.“
Ich rekapitulierte meine Gespräche mit Yves zu diesem Thema und nickte. „Ist es okay, wenn ich erzähle?“
Zachary lächelte warm. „Das wäre mir sogar lieber, Etienne, aber ich wollte das nicht von dir verlangen.“
Ich stand da und wusste nicht, was ich sagen oder tun sollte, deshalb umarmte ich ihn, ganz instinktiv und er erwiderte die Geste ebenso fest. „Zachary, ich weiß nicht, wo ich heute ohne dich wäre! Und ich habe Angst, dass ich dir niemals zeigen kann, wie dankbar ich dir bin,
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