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Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)

Titel: Duft der Unschuld - Tennington (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger
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meine Stimme an Volumen. Ich wollte es wirklich, dass er mich anschrie und mich spüren ließ, wie sehr ich ihn verletzt hatte, nur weil ich so blöd gewesen war, mich mit ihm zu verbinden. Vielleicht hatte mich seine Weisheit darüber hinweggetäuscht, wie jung er war, wie zerbrechlich.
    Er rührte sich nicht, das Schluchzen war leiser geworden, schon nachdem er weggerutscht war.
    Wer hätte gedacht, dass ich mich selbst einmal so hassen könnte?
    Meine Hand hob sich und diesmal legte ich sie auf seine zuckende Schulter. Diesmal würde ich ihn nicht entkommen lassen, diesmal musste ich ihn festhalten. Ihn trösten.
    Er versuchte, sich mit einem harten Ruck zu befreien, der so verzweifelt wirkte, dass ich mich fühlte, als habe mir jemand einen Fausthieb in den Magen verpasst. Ich rutschte dichter an ihn heran und ließ meine Arme um seinen schmalen Körper gleiten. Er zappelte. Kraftlos, müde.
    Langsam aber unnachgiebig zog ich ihn an meine Brust, saß im Schneidersitz und hielt ihn fest, wie man ein weinendes Kind festhält. Aber Yves war kein weinendes Kind. Er war der Mann, den ich liebte. So unabdingbar und unwiderruflich liebte.
    Und doch …
    Nein, sobald sein schlanker Körper richtig in meinen Armen lag, sein Kopf an meiner Schulter, waren all meine Zweifel fortgespült. Von seinen Tränen, vielleicht auch von seinem Leid. Ich wusste es nicht und es interessierte mich auch nicht.
    Ich hielt ihn, wiegte ihn sacht und strich mit der Nase durch sein Haar, presste ihn einfach an mich und fand keine Worte, um meine Gesten zu unterstreichen.
    Ich wollte ihn trösten, ihn beschützen, ihn auffangen. Aber ich selbst hatte ihm die Flügel gestutzt. Hatte ihm genommen, was wir beide so dringend brauchten und wollten.
    Seine Hand legte sich an meine Schulter und bekam den Stoff meines Pullovers zu fassen. Er krallte seine Finger hinein.
    Noch eine verzweifelte Geste.
    Seine Hilflosigkeit machte mir Angst. So schreckliche Angst.
    Instinktiv drückte ich ihn fester an mich und endlich fand ich Worte. Ohne sie zu überdenken oder zu sortieren quollen sie aus meinem Mund. Gehaspelt, verzweifelt, leise, nicht weniger hilflos.
    „Yves, mein süßer, geliebter Yves. Es tut mir so leid, so unendlich leid! Ich kann nicht aus meiner Haut! Ich … will dir nicht weh tun! Ich will dir nichts nehmen! Bitte, du musst mir das glauben!“ Mein flauer Magen flatterte in meinem Inneren, mir war so schwer ums Herz, dass ich schreien wollte. „Ich muss dich vor mir beschützen, verstehst du? Ich will nicht, dass du so leidest!“
    Seine andere Hand glitt um meine Seite und legte sich um meinen Rücken. Eine ebenso nachdrückliche wie wortlose Geste.
    Ich wünschte mir nichts mehr, als dass er endlich etwas sagte, aufhörte zu weinen, mich anbrüllte, was für ein Arschloch ich war. Mir entgegenschrie, ich solle ihn in Ruhe lassen.
    Doch tief in mir wusste ich, dass er so etwas niemals sagen würde. Und dieses Wissen frustrierte mich.
    Meine Lippen glitten über seine heiße Stirn. „Ich werde dich immer lieben, Yves. Immer.“
    Es erschreckte mich regelrecht, als er ruckartig den Kopf hob und die Augen öffnete. Er sah mich schweigend an, und doch lagen so viele Worte in seinen tränenverschleierten Jadeaugen.
    Sie trafen mich ins Mark. Die Zweifel und die Furcht, die offenen Fragen, die Sehnsucht.
    Er wollte mich nicht hassen, das sah ich. Und er wollte mich nicht quälen.
    „Es tut mir so leid!“, hauchte ich und hatte Schwierigkeiten, seinem Blick standzuhalten.
    „Du musst damit aufhören“, flüsterte er und schluckte sichtbar. „Hör auf damit.“
    Ich wusste nicht, wovon er sprach und musterte ihn fragend.
    „Du darfst dich nicht quälen. Ich wusste, was die Verbindung bedeutet, lange bevor du es mir gesagt hast. Ich habe doch auf dich gewartet …! Ich bereue nichts davon. Nur, dass ich nicht sofort gesagt habe, was mit Frank war.“
    Ich blinzelte. Er wusste was? Er hatte gewartet? Auf mich?
    Ein Zufall, Zacharys offener Fahrradschuppen hatte mich hier in Tennington festgehalten. Zacharys Hilfsbereitschaft und Güte. Niemand konnte hier auf mich …
    Yves musste den Schrecken, die bodenlose Panik in meinem Blick erkannt haben, denn mit einer unglaublich fließenden Bewegung setzte er sich auf und umfasste mich. Er sah mich ernst an.
    „Ich habe nie nach dir gesucht und ich habe nichts mit deiner Familie zu schaffen. Und deine Familie sollte hoffen, dass das so bleibt“, sagte er fest. Den zweiten Satz sprach er

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